Elias Elhardt fliegt mit seinem Snowboard durch die Luft Foto: Baumann

Der deutsche Snowboarder Elias Elhardt tritt heuer nur bei einem Event an – dem Big Air in Stuttgart.

Stuttgart - Wer sich aus 36 Meter Höhe mit einem Snowboard in die Tiefe stürzt, um dann zwanzig Meter weit zu fliegen und dabei spektakuläre Tricks zu zeigen, der muss eigentlich entweder furchtlos oder verrückt sein. Doch wenn der deutsche Snowboarder Elias Elhardt über seinen bevorstehenden Sprung am Samstag von der Rampe beim Big Air im Neckarpark spricht, wirkt er vernünftig und eher vorsichtig.

„Jeder Sprung birgt ein Risiko, deshalb muss man seine eigene Leistungsfähigkeit an diesem Tag genau einschätzen können“, sagt der 23-Jährige mit den verstrubbelten blonden Haaren. Eine Verletzung wolle er gleich zu Beginn der Saison nicht riskieren. Völlig frei von Furcht ist auch er nicht, wenn er an den Aufzug denkt, der ihn auf die Rampe hinauf bringt. „Vor dem ersten Sprung ist mir schon etwas mulmig zumute, aber Angst würde mich nur blockieren“, sagt er. Bei jedem Sprung spielt das Selbstvertrauen eine große Rolle. Wer zögert und zweifelt, landet mitunter unsanft.

Bei Wettbewerben geht Elhardt so vor, wie er sich das Snowboarden und die Tricks auch beigebracht hat: Immer Schritt für Schritt. „Beim Training springe ich erstmal ohne einen Trick, um mich an die Rampe zu gewöhnen“, sagt Elhardt. Auch bei der letzten Big Air Veranstaltung in Stuttgart war er dabei und belegte den fünften Platz. Damals begeisterte ihn die Stimmung im Publikum. Unter all den Wettbewerben, die Elhardt um die ganze Welt führen, ist das Big Air etwas Besonderes für ihn.

In Kanada warten unberührte Hänge

„Wegen der Nähe zu meinem Zuhause sitzen hier ganz viele Freunde von mir im Publikum“, sagt Elhardt. Der gebürtige Allgäuer hat nicht viele Gelegenheiten, um Freunde und Familie zu sehen. Seit seinem 16 Lebensjahr kann der Profi-Snowboarder von seinem Sport leben. Die meiste Zeit des Jahres ist er unterwegs.

So ging es letztes Jahr vom Air & Style in Peking, wo er den dritten Platz belegte, in das Schweizer Skigebiet Saas Fee, dann nach Chile zum Tiefschnee fahren und schließlich nach Hintertux in Österreich. „Snowboarden als Beruf war immer mein Traum und jetzt lebe ich ihn“, sagt Elhardt und zeigt beim Lächeln seine tiefen Grübchen. Während er in den letzten Jahren von Wettbewerb zu Wettbewerb reiste, tritt er diese Saison nur bei einem Event an – dem Big Air. „Diese Saison mache ich alles ganz anders als sonst“, sagt Elhardt. Denn direkt nach Weihnachten will er nach Kanada fliegen, um dort bei einer Snowboard-Filmproduktion mitzuwirken – ein weiterer Traum, der für ihn in Erfüllung geht. „Snowboarden hat für mich immer Freiheit bedeutet“, sagt Elhardt. Daher will er nach all den Wettkämpfen etwas Neues ausprobieren und ein Stück weit aus der eng gewordenen Welt der Snowboarder ausbrechen. „Man trifft sonst immer die selben gleich gesinnten Leute, da braucht man mal Abstand“, sagt der Rider, der zweimal hintereinander zum besten deutschen Snowboarder gewählt wurde. Statt präparierten Schanzen wie beim Big Air warten in Kanada unberührte Hänge auf ihn, mit naturbelassenen Hindernissen, die es zu überspringen gilt.

„Jetzt ist jetzt und jetzt ist Snowboard“

Auch einer Zukunft ohne den Leistungssport sieht er ebenso mutig entgegen wie einem Sprung von der Rampe: mit einem mulmigen Gefühl, aber voller Spannung. Ein Psychologie-Studium könne er sich vorstellen, sagt der Snowboarder. Doch bis dahin lebt er nur für den Moment: „Jetzt ist jetzt und jetzt ist Snowboard“, sagt er und lacht. Das möchte er ausleben, so lange es geht. Dass dabei keine Zeit für eine Freundin bleibt, macht ihm nichts aus. „Wenn es mit einer Frau passt, dann passt es, da macht auch das Snowboarden nichts aus“, sagt er mit Bestimmtheit.

Ebenso sicher ist er sich auch, was den Sprung am Samstag angeht. „Ich plane einen Frontside 900“, sagt Elhardt. Ein Sprung, bei dem er sich zweieinhalb Mal um die eigene Achse dreht. Damit geht er kein volles Risiko ein. „Mir ist es lieber, der Sprung ist sauber und ich habe alles unter Kontrolle“, sagt Elhardt. Für einen Verrückten eine sehr vernünftige Aussage.

Der Big Air Stuttgart beginnt am Freitag um 15 Uhr im Neckarpark mit dem Training der Snowboarder. Der Eintritt ist frei. Für die Wettbewerbe am Samstag (13 bis 22 Uhr) sind noch Tickets an der Tageskasse erhältlich. Der Eintritt kostet 35 Euro, ein Familienticket kostet 99 Euro. Der Eintritt für Kinder unter sechs Jahren ist frei. Im Eintrittspreis enthalten sind die Live-Konzerte von Mister Santos aka. Ju (Massive Töne) & Trijo (18.30 Uhr) und von den Orsons (20.30 Uhr). Die Aftershowparty steigt ab 22 Uhr im Club Zollamt, Frachtstraße 25. Tickets sind für 10 Euro ebenfalls an der Tageskasse erhältlich. Weitere Informationen finden Sie hier.