Snowboarder in der Stadt: Sie fliegen nicht nur wie hier in Davos, sondern nun auch in Stuttgart. Foto: AP

Dem stärksten deutschen Freestyler Elias Elhardt ist Kameradschaft wichtiger als ein Sieg.

Stuttgart - Deutschlands bester Snowboarder geht am Mittwoch in Stuttgart an den Start - beim Big Air auf dem Wasen. Elias Elhardt reist zwar als Profi um die Welt, doch dem 22-jährigen Freestyler geht es nicht in erster Linie ums Geld: Er will vor allem Spaß haben.

Herr Elhardt, wie sind Sie zum Snowboarden gekommen?

Ich bin in Oberstaufen im Allgäu aufgewachsen, und vor elf Jahren, als ich angefangen habe, in die Berge zu gehen, war Snowboarden der absolute Trend. Da habe ich auch damit angefangen und recht schnell gemerkt, dass das mein Ding ist.

Wie hat sich Ihre Karriere entwickelt?

Ich habe begonnen, an regionalen Wettbewerben teilzunehmen. Nach meinem ersten Contest hat mir die Snowboardschule am Fellhorn in Oberstdorf meine erste komplette Ausrüstung gesponsort. Das hat sich dann alles Stück für Stück gesteigert, die Wettkämpfe wurden größer, und es kamen Foto-Shootings dazu. Mit 16 habe ich die Junioren-Weltmeisterschaft im Slopestyle in Les Deux Alpes in Frankreich gewonnen.

Was macht den Sport für Sie aus?

Snowboarden ist für mich Freiheit. Beim Skifahren habe ich mich durch das Stangenfahren immer eingeengt gefühlt, beim Snowboarden hatte ich das Gefühl, dass alles erlaubt ist, egal ob in unberührter Natur oder im Funpark. Außerdem ist das Fahrgefühl absolut super. Dazu kommt die Kameradschaft unter den Fahrern. Selbst bei den Wettkämpfen steht nicht die Konkurrenz, sondern der Zusammenhalt im Vordergrund. 

"Seit ich mit der Schule aufgehört habe, bin ich also Profiboarder"

Seit wann verdienen Sie mit dem Snowboarden Ihren Lebensunterhalt?

Ich habe vor zweieinhalb Jahren mein Fachabitur gemacht. Danach hatte ich das Glück, bei einer der wichtigsten Snowboard-Filmproduktionen in Europa den Schlussteil übernehmen zu dürfen. Dazu kam, dass ich bei den Contests regelmäßig gute Ergebnisse eingefahren habe. Seit ich mit der Schule aufgehört habe, bin ich also Profiboarder.

Gab es in diesen Jahren ein ganz besonderes Erlebnis?

Definitiv das Air and Style in Peking vor ein paar Wochen. Da wurde im Olympiastadion eine große Schanze wie in Stuttgart aufgebaut. Bei diesem Wettbewerb waren die besten 16 Fahrer der Welt am Start, und ich bin Dritter geworden. Wichtiger als jeder Wettbewerb ist mir jedoch einfach die gute Zeit, die ich mit meinen Freunden beim Snowboarden erleben durfte.

Wie sieht Ihr Alltag als Snowboarder aus?

Zum einen fahre ich eben bei Wettkämpfen wie in Stuttgart oder Peking mit, der andere Teil sind Filmaufnahmen. Als drittes Standbein habe ich in diesem Winter mit einem Internet-Projekt begonnen. Damit will ich allen Snowboard-Begeisterten etwas aus meinem Alltag zeigen und einen Blick hinter die Kulissen des Snowboard-Zirkus ermöglichen. Dazu begleitet mich ein Kameramann die ganze Saison. Unsere Plattform im Internet ist die Facebook-Gruppe ,Elias and Friends'. Nach dem Contest wird es dort auch ein Video aus Stuttgart geben. 

"Der Sport entwickelt sich extrem schnell weiter"

Was ist dabei Ihre Lieblingsbeschäftigung?

Mir gefällt die Abwechslung, immer wieder etwas anderes zu machen. Einmal bin ich nur mit einem Filmteam alleine in der Natur unterwegs, am anderen Tag treffe ich alle meine Freunde und Kollegen bei einem Wettbewerb wieder, und wir fahren und feiern zusammen eine Party. Am liebsten fahre ich aber schon im Tiefschnee, meine Sicherheitsausrüstung habe ich da natürlich immer dabei.

Ist es im Vergleich zum Tiefschnee nicht seltsam, mitten in der Stadt zu starten?

Mir gefällt das eigentlich sehr gut, da ich meinen Sport so mit den Menschen teilen kann. Der Kontakt mit den Zuschauern ist viel direkter als beim Filmen. Da weiß man zwar, dass das später viele Leute sehen werden, aber so nahe wie bei einem Wettkampf kommt man den Zuschauern sonst einfach nicht.

Was rechnen Sie sich für Stuttgart aus?

Wenn ich ehrlich bin, habe ich keine großen Erwartungen. Die Saison war, was Contests angeht, bislang schon so gut, dass ich das alles jetzt ganz entspannt angehen werde. Mein Favorit ist mein guter Freund Werni Stock aus Österreich.

Sie empfinden Wettkämpfe wie in Stuttgart also als etwas Positives für Ihren Sport?

Ja, denn ich genieße die Lockerheit bei den Contests und den Zusammenhalt unter den Fahrern. Es geht weniger verbissen zu als bei anderen Sportarten, aber auch das verändert sich. Ich stamme noch aus einer Generation von Fahrern, die noch ohne Trainer und Manager groß geworden sind. Doch der Sport entwickelt sich extrem schnell weiter und wird immer leistungsorientierter. Großereignisse wie Olympia haben daran natürlich ihren Anteil. Ich hoffe sehr, dass sich das Snowboarden im Kern treu bleiben wird und der Lifestyle und die Einstellung so entspannt bleiben, wie das im Moment der Fall ist.