Die Ermittlungen bei der Deutschen Post ergaben laut Polizei, dass Hunderte Verdachtfälle im Raum stehen, die dem Paar aus Zell zuzuschreiben sein könnten. Foto: Marks

Ein Paar aus Zell soll dutzendfach auf anderer Leute Rechnung Waren bestellt haben. 90 Betrugsfälle hat die Polizei in diesem Zusammenhang registriert. Hunderte weitere stehen jedoch noch im Raum. Die Beamten bitten nun um Mithilfe.

Zell - Erst durch Mahnungen für die nie von ihnen bestellte Päckchen wurden einige Geschädigte auf die Betrugsmasche aufmerksam und erstatteten schließlich im Dezember Anzeige. Besagtes Paar geriet in den Fokus der Ermittlungen, weil Geschädigte gegen die Frau einen Verdacht geäußert hatten.

Polizei durchsucht Wohnung der beiden Verdächtigen

Eine Durchsuchung der Wohnung der Beiden am vergangenen Donnerstag erbrachte Hinweise auf weitere Betrugsopfer. So konnten bereits 90 Fälle ans Licht gebracht werden. Die Ermittlungen in Zusammenarbeit mit der Post lassen jedoch erahnen, dass das Ausmaß des Betrugs noch viel größer sein könnte: Hunderte weitere Fälle stehen im Raum, heißt es aus dem Polizeipräsidium Offenburg.

"Die Verdachtsfälle müssen wir natürlich erst verifizieren", betont Polizeisprecher Rüdiger Schaupp am Mittwoch im Gespräch mit unserer Redaktion. Die ermittelnden Beamten prüfen nun, ob weitere von der Post als gescheitert registrierte Zustellungen in der Region dem Pärchen zuzuordnen sein könnten.

Wie die Täter an die Daten kamen, ist noch nicht ganz klar

Mit zuvor ausgespähten Daten sollen die beiden Tatverdächtigen bereits seit 2021 Benutzerkonten in Online-Shops erstellt und vielfach Waren auf Rechnungs- und Lieferadressen unwissender Dritter bestellt haben. Die georderten Pakete wurden dann an den Zieladressen abgefangen oder unter falschem Vorwand in Empfang genommen.

"Zum Teil wurden einfach abgestellte Pakete abgeholt, oder sie gaben sich bei Zustellern als Bekannte, Verwandte oder Nachbarn aus", berichtet Polizeisprecher Schaupp. Wie genau das Paar an die Daten der Geschädigten kam – etwa über Klingelschilder – könne man jetzt noch nicht sagen.

Das Betrüger-Pärchen soll sein Unwesen hauptsächlich im Zeller Stadtgebiet – in ihrer unmittelbaren Nachbarschaft – getrieben haben. Die Verdächtige arbeite jedoch im Bereich Gengenbach, daher prüfe die Polizei nun, ob auch im Umfeld ihres Arbeitsplatzes Pakete abgefangen worden sein könnten.

Schaden lässt sich bislang noch nicht abschätzen

"Der Gesamtschaden durch die Taten, lässt sich derzeit noch nicht absehen", so Schaupp. Wie viele Menschen betroffen sind, ist vorerst auch noch unklar. Manche seien mehrfach geschädigt. "Wir sind mit sehr vielen Daten und neuen Erkenntnissen konfrontiert, die wir erst aufarbeiten müssen", so Schaupp.

Erschwerend kommt hinzu: Die Mahnungen, die den Geschädigten vorliegen, enthielten meist nur einen Rechnungsbetrag – worum es genau geht, müsse man zunächst rekonstruieren. "Nach jetzigem Sachstand wurden überwiegend Klamotten bestellt", erläutert Polizeisprecher Schaupp.

Polizei bittet um Mithilfe bei der Aufklärung

Ob dahinter ein regelrechtes Geschäftsmodell – also der Weiterverkauf der Kleidung – stecken könnte, sei Teil der "peniblen Aufarbeitung" des Falles. Diese hat eine gemeinsame Ermittlungsgruppe des Polizeipostens Zell mit weiteren Beamten des Polizeipräsidiums Offenburg übernommen.

Um das volle Ausmaß der Betrügereien zu ergründen, bittet die Polizei um Mithilfe: Wer erhielt im Zeitraum seit dem Jahr 2021 Mahnschreiben von Versandhändlern von Bestellungen, die sie nicht getätigt hatten und haben die noch nicht der Polizei gemeldet? Wer erhielt Zustellbenachrichtigungen von Sendungen, die tatsächlich nicht vorhanden waren? Hinweise nimmt der Polizeiposten Zell unter Telefon 07835/ 54 74 90 entgegen.