Erinnerungsfoto im Freudenstädter Heimatmuseum (von links): Hans-Jürgen Schnurr vom Heimat- und Museumsverein, Fabienne Janz, Hubert Lang, Talal Altorifi und das Kamerateam des saudi-arabischen Fernsehens. Foto: B. Schwarz

Nicht alltäglichen Besuch bekam das Heimatmuseum im Stadthaus in Freudenstadt dieser Tage. Professor Talal Altorifi interessierte sich für die Julius-Euting-Abteilung im Stadtmuseum.

Altorifi gilt als ausgesprochener Euting-Experte. Er lehrt und forscht an der Imam Mohamed Ibn Saud Islamic University in Riad moderne arabische Geschichte ab dem 17. Jahrhundert, fixiert auf die Arabienforscher Julius Euting, Charles Huber und andere.

In seiner Begleitung war ein Kamerateam des staatlichen saudi-arabischen Fernsehens, das den Professor immer neu ins Licht der Scheinwerfer und vor die Kamera bugsierte, um Aufnahmen für einen Dokumentarfilm zu drehen.

Im Heimatmuseum traf der Gast aus Saudi-Arabien auf einen weiteren Orientalisten und Euting-Experten, nämlich auf Hubert Lang, Kurator der Julius-Euting-Gesellschaft und an die 20 Jahre im Auswärtigen Dienst der Bundesrepublik in zahlreichen arabischen Ländern tätig, vor seiner Pensionierung als Botschafter in Bahrain. Ihm war Julius Euting sehr wohl durch die Literatur bekannt, erst sehr viel später und eher zufällig stieß er auf Eutings Wirken auch als „Ruhesteinvater“, der im Bereich Ruhestein zahlreiche Wanderwege für den damals noch jungen Schwarzwaldverein erschlossen hatte.

Unter beiden Wissenschaftlern entwickelte sich, teils in arabischer, teils in englischer Sprache, über zwei Tage ein angeregter Wissensaustausch. „Es ist wichtig, die Erinnerungen und das Gedenken an den Menschen Julius Euting wachzuhalten, diesen einmaligen Orient- und Heimatforscher. Und es ist wichtig, sein wissenschaftliches Werk und sein künstlerisches Schaffen weiteren Teilen der Gesellschaft zugänglich zu machen.“, sagt Hubert Lang.

Interesse eher handwerklicher und künstlerischer Natur

Mit großem Interesse besichtigte Altorifi die Nachbildung der berühmten Stele von Teima, die im Freudenstädter Heimatmuseum zu sehen ist. Dabei war sein Interesse eher handwerklicher und künstlerischer Natur für die Nachbildung, denn das Original, das einst Julius Euting unter Lebensgefahr aus Arabien mitgebracht hatte, ist im Pariser Louvre zu sehen. Noch. Denn wie Mitglieder der arabischen Delegation berichten, gibt es derzeit Gespräche zwischen dem Louvre und Saudi-Arabien über die Rückgabe des kulturhistorisch bedeutsamen Steins. Sogar ein Tausch von arabischen Artefakten als Leihgabe für das Aushändigen der Stele sei im Gespräch.

Auf dem Weg zum Euting-Grab auf dem Ruhestein informiert Ranger Urs Reif die Wanderer über das Auerwild. Foto: B. Schwarz

Anderntags nahm die arabische Delegation an der Gedenkstunde auf dem Ruhestein mit dem Mokkatrinken am Grab Julius Eutings teil, begleitet von Vertretern der Euting-Gesellschaft und des Heimat- und Museumsvereins.

Die Gäste aus Saudi-Arabien zeigten sich im Übrigen höchst beeindruckt vom Heimatmuseum im Freudenstädter Stadthaus. Es biete für ein kleines Museum einer kleinen Stadt eine erstaunliche Vielfalt für Bürger und Gäste. Man spüre auf Schritt und Tritt die Liebe zum und die Kenntnisse vom Detail sowie das Herzblut, mit dem alles zusammen getragen wurde und nun präsentiert werde, formulierte eine Besucherin.

Die nächste Station der arabischen Gäste ist Paris, wo unter anderem in Les Invalides das Grab Napoleons besucht werden soll.