Bürgermeisterkandidat Siegfried Kohlmann (Zweiter von Rechts) hat sich bei einer Waldbegehung über den Zustand des „Großen Grassert“ informiert. Foto: privat

Jahrhundertelang wurden im „Großen Grassert“ mehr Bäume gefällt als nachgepflanzt. Inzwischen wird der Forst nachhaltig bewirtschaftet. Bürgermeisterkandidat Siegfried Kohlmann hat sich ein Bild davon gemacht, wie es um den Seelbacher Wald bestellt ist und wie er gepflegt wird.

„Der Wald als Ökosystem übernimmt zahlreiche Funktionen für unsere Gesellschaft und damit auch die Gemeinde Seelbach“, informiert Siegfried Kohlmann. Neben der Produktion von Sauerstoff und Holz sei auch die Wasserversorgung stark abhängig von den Wäldern und ihren wasserspeichernden Bodenschichten. Der Wald biete Lebensraum und speichert CO₂. Damit leiste er auch einen wichtigen Beitrag zum Klimaschutz.

Auch für den Tourismus und die Naherholung in Seelbach habe der Wald eine Bedeutung, hebt Kohlmann hervor. Wald-, Wander- und Radwege bieten Einheimischen wie Gästen Raum für Erholung-, Freizeit und Sport. Die Wertschöpfungskette der Holzproduktion schaffe zahlreiche Arbeitsplätze. „Es ist mir wichtig auf diese Zusammenhänge hinzuweisen, weil sie Bedeutung für unsere Gegenwart und Zukunft haben und häufig übersehen werden“, so der Bürgermeisterkandidat.

Der Wald des Großen Grassert liegt zwischen dem Litschental in Seelbach und dem Untertal in Schuttertal. Seit 1993 befindet sich das 228 Hektar große Gebiet im Besitz der Familie Rodenkirchen aus Ettenheim. „Natürlich muss ein Forstbetrieb auch Gewinn erwirtschaften, dabei arbeiten wir aber mit der Natur, natürliche Verjüngung und Dauerwald-wirtschaft ohne Kahlschläge sind ein wesentlicher Bestandteil unserer Betriebsphilosophie“, betont Herrmann Rodenkirchen, der den Wald mit seiner Familie bewirtschaftet. Dass das nicht ohne eine konsequente Bejagung des Rehwildes funktioniert, wurde bei der Begehung deutlich. Denn ein Wald könne nur natürlich nachwachsen, wenn die jungen Pflanzen nicht zuvor vom Wild zerbissen werden. So könne ein Mischwald entstehen, wie eine drei Hektar große Lothar-Sturmwurffläche den Teilnehmern der Begehung deutlich machte. Mit diesem Mischwald werde Ökonomie und Ökologie gleichermaßen Rechnung getragen.

Das war nicht immer so, denn in vergangenen Jahrhunderten wurde der Wald generell, auch der Große Grassert, für die Produktion von Holz und Holzkohle als Rohstoff für Bauwerke, Schiffe sowie Glas- und Erzproduktion übermäßig genutzt, gerodet und zum Teil sogar als Viehweide gebraucht, informiert Kohlmann in der Mitteilung. Das wirke sich bis heute aus, denn die sandig, lehmig, saueren Sandsteinböden seien durch die jahrhundertelange Übernutzung an Nährstoffen verarmt. Die heutige nachhaltige Waldnutzung sorge dafür, dass trotz Holzentnahme der vorhandene Holzvorrat im Wald wesentlich höher ist als damals. Dazu wachse der Vorrat fortlaufend an – es wächst mehr Holz nach, als genutzt wird. Die einstigen Monokulturen werden fortlaufend zu Mischwäldern umgestaltet, ohne dabei Kahlhiebe einzusetzen, die die Böden freilegen und gefährden würden. So besteht der Wald des Großen Grassert aus 49 Prozent Laubbäumen (unter anderem Buche und Eiche) und zu 51 Prozent aus Nadelbäumen. Darunter auch zunehmend wieder die Weißtanne.

Nur einzelne Bäume werden entnommen

Naturgemäße Waldwirtschaft bedeute auch, dass nicht ganze Flächen gerodet, sondern nur einzelne Bäume entnommen werden. Außerdem werden die für die Holzernte notwendigen Rückegassen in einem Abstand von 40 Metern, statt den üblichen 20 Metern, angelegt. Ein Umstand der von Förster und Waldarbeitern große Sorgfalt erfordert. Denn so wird bei der Holzernte mit Seilzügen gearbeitet, da die großen Erntemaschinen keine 40 Meter überbrücken können. Dafür werden Wald und Boden geschont. Förster Hans-Jörg Fries erläuterte, dass dies auch bei Schädlingsbefall, etwa durch den Borkenkäfer, gilt. Es müsse dann schnell gehen und dennoch müssen unnötige Schäden an den umliegenden Bäumen verhindert werden.

Vor Ort war die Holzernte der Douglasie zu verfolgen, ein Nischensortiment, das vor allem regionalen kleineren Sägereien die Existenz sichert. Denn auch geringere Mengen können wirtschaftlich verarbeitet werden – etwa zu Terrassendielen. Die Douglasie ist keine einheimische Baumart, hat sich aber hier etabliert und kommt mit dem Klimawandel zurecht.

Nach rund drei Stunden waren sich die Teilnehmer einig, dass der informative und erlebnisreiche Rundgang durch den Forstbetrieb Großer Grassert deutlich gemacht hat, welche vielfältigen ökologischen, ökonomischen und sozialen Funktionen dieser erfüllt.

Windkraft war Thema

Im Rahmen der Begehung war auch eine neuere Nutzung des Waldes Thema: die Windenergie durch Windkraftanlagen. Dabei gelte es abzuwägen, auf der einen Seite Windkraft sinnvoll zu nutzen, auf der anderen Seite die Nebeneffekte, wie Geräuschentwicklung, im Blick zu haben, so Kohlmann.