Der „alte Wendel“ strahlt wie ein neuer. Die Sanierung der Fassade des Wendelinusheims in der Epfendorfer Straße in Bösingen bereitet sichtbare Freude. Foto: Pfannes

Welche Dramatik sich hinter nackten Zahlen verbergen kann, zeigt sich, als über die Fassadensanierung des Wendelinusheims gesprochen wird. Architekt Harald Ganter verrät Details, die nicht jeder im Gemeinderat erwartet hätte.

Zuerst einmal die (eigentlich) gute Nachricht. Zwar weist die Abschlussrechnung keine materielle, dafür aber eine ideelle Punktlandung auf. Materiell deswegen nicht, weil die Kosten knapp 6000 Euro über dem Betrag liegen, der in zwei Haushaltsplänen eingestellt wurde.

Architekt Harald Ganter (Dunningen) erinnert an die erste Kostenschätzung der Fassadensanierung vom 18. September 2021: 120 000 Euro. Eine Kostenberechnung in dem anspruchsvollen Jahr 2022 wies am 11. März 139 230 Euro aus. Damals explodierten ja in vielen Bereichen die Ausgaben. Nun wurden die Arbeiten abgerechnet mit 130 929,56 Euro.

Gründe für das Mehr

Diese Zusatzkosten von knapp 11 000 Euro zur ersten Kostenschätzung erklären sich aus dem Einbau eines Sektionaltors für den Bauhof-Lagerbereich (6824,80 Euro) und Mehraufwand beim Gewerk Zimmer- und Holzbauarbeiten aufgrund zusätzlicher Holzschädigungen (etwa 4000 Euro).

Im Haushaltsplan 2022 wurden 120 000 Euro eingestellt und im aktuellen weitere 5000 Euro. Der Gemeinderat stimmt der außerplanmäßigen Bereitstellung des noch fehlenden Betrags einstimmig zu.

Harald Ganter berichtet, dass für ihn das alte Wendelinusheim „die weitaus problematischste Baustelle“ gewesen sei. Bereits der Start mit der Gerüstbaufirma sei „holprig“ verlaufen. Zeitverzögerung sei nur eine Folge gewesen. Schließlich habe eine örtliche Firma ausgeholfen.

Verfaulte Balken

Dann habe es diverse Überraschungen gegeben. Eigentlich nicht verwunderlich bei einem älteren Gebäude dieser Art. Immer wieder mal, so bei Übergängen vom Fachwerk zum Unterbau, seien extrem verfaulte Balken aufgetaucht.

Ein weiteres schwerwiegendes Problem: Schädigungen am Dachsims. Warme Luft vom Schlachthaus sei noch oben entwichen und dann hinter der Schalung verschwunden. All dies und noch einiges mehr seien ausgebessert worden. Als sinnvoll hat sich außerdem erwiesen, besagtes Sektionaltor einzubauen.

Doch damit nicht genug. Antworten auf die Frage, was mit der Abteilung Kreissparkasse geschehen soll, habe es lange nicht aus Rottweil gegeben. Bleibe sie vor Ort? Ziehe sie sich zurück? Letztendlich seien die Schließfächer mit einer Betonsäger entfernt worden.

Über den grünen Klee

Da trotz all dieser Herausforderungen der Kostenrahmen nahezu eingehalten werden konnte, loben Gemeinderäte wie Rainer Hezel und Bürgermeister Peter Schuster das Ergebnis und den Architekten über den grünen Klee.

Dieser wiederum erinnert das Gremium daran, dass diese Sanierung keine Dauerlösung für 50 Jahre sei. Er regt deshalb regelmäßige Überprüfungen an.

Generell und mit Blick auf den überall zu spürenden Fachkräftemangel sind Kontakte wichtig. Allein das Thema Fensterläden sei ein schwieriges, so Ganter. Es gebe nicht mehr so viele Firmen, die sich damit auskennen – und die vorhandenen hätten Vollbeschäftigung.