Dort wo ein Biotop samt Gestrüpp entstanden ist, sollen Häuser gebaut werden. Foto: Wegner

Es rumort derzeit nicht nur am Sulgener Schönblick wegen eines großformatigen Bauvorhabens – auch an der Rochus-Merz-Straße regt sich Widerstand.

Schramberg - Bislang liegt dort lediglich eine Bauvoranfrage vor – die hat es allerdings in sich. 13 Reihenhäuser, acht Doppelhaushälften, 16 Garagen und 16 Stellplätze möchte ein Investor aus Karlsruhe dort auf einer Länge von 120 Metern in zwei Reihen errichten.

Geologische Gefahrenzone

Fünf Anwohnerfamilien sind entsetzt: Im dortigen Bereich habe es bereits mehrfach schwere Hangrutsche gegeben, beispielsweise vom Burgweg Richtung Rochus-Merz-Straße oder an der "Schönen Aussicht" im Jahr 2012, um nur einige wenige Fälle zu nennen. Der Hang sei immer voller Wasser, berichten die Familien. Zudem liegt ihnen ein Schreiben vor des Regierungspräsidiums Freiburg vor, in dem der Hang zum Teil in einer geologischen Gefahrenzone liegt.

Ebenfalls höchst bedenklich: Dort sollen 8000 Kubikmeter Erde ausgehoben werden, um Platz für die Häuser zu schaffen. Das entspricht 800 bis 1000 Lkw-Ladungen. "Wir befürchten, dass während der Bautätigkeit der Hang ins Rutschen kommt, was eine immense Gefahr für die Anwohner bedeuten würde", teilen sie mit und verweisen auf frühere Hangrutsche.

Deutlich mehr Verkehr befürchtet

Der Verkehr in der Rochus-Merz-Straße und im Burgweg würde zusammenbrechen, befürchten die Anwohner. Die Straßen seien nur einspurig befahrbar und bereits heute am Limit. 21 Häuser bedeuteten auch 20 bis 40 Autos mehr plus Fahrzeuge von Besuchern, Lieferdienste und mehr, was eine erhebliche verkehrstechnische Belastung zur Folge hätte. Geplant wäre eine Zufahrt vom Burgweg her, was selbst vom Bauamt als schwierig bis unmöglich angesehen wird.

In den vergangenen Jahrzehnten hat sich auf dem zu bebauenden Grundstück ein Biotop entwickelt. Daher fragen sich die Anwohner, ob die artenschutzrechtlichen Bestimmungen eingehalten werden könnten. Dort wurden bereits Meisen, Finken, Eichelhäher, Dompfaffen, Feuersalamander, Eidechsen, Erdkröten, Igel, Fledermäuse und vieles mehr gesehen.

Terrassenhäuser 1994 abgelehnt

Ein Bebauungsplan aus dem Jahr 1986 existiert. Allerdings wünschen die Anwohner eine Änderung des Bebauungsplans aus den ganzen genannten Gründen.

Das ist im Übrigen nicht das erste Mal, dass dort ein umfangreiches Bauwerk entstehen soll. 1994 waren Terrassenhäuser geplant. Eine Bürgerinitiative sammelte 250 Unterschriften gegen das Vorhaben und übergab diese an den früheren Oberbürgermeister Herbert O. Zinell. Letztlich war das Projekt zu groß geplant, eine Verkleinerung machten die Planer aber nicht mit und gaben das Vorhaben auf.

Unterschriften gegen ein Pflegeheim

2012 versuchte es ein Investor mit einem Pflegeheim an dieser Stelle. Erneut wurden 250 Unterschriften gesammelt und diesmal an den früheren OB Thomas Herzog übergeben. Auch dieses Projekt war zu groß geplant und der Investor aus Berlin zog die Reißleine.

Gegen das aktuelle Vorhaben läuft derzeit die Einspruchsfrist, an der sich die Anwohner beteiligt haben. Am Donnerstag wurden bereits Bäume gefällt. Der Grund: Es sollen an zwei Stellen Bohrungen durchgeführt werden, um ein Baugrundgutachten zu erstellen.

Letztlich müsse das Bauamt entscheiden, ob ein solches Projekt möglich ist. Falls ja, dürfte rasch ein Bauantrag und die Umsetzung folgen – mit möglicherweise verheerenden Konsequenzen, befürchten die Anwohner.