Die Panthers stehen im Halbfinale. Foto: Michael Kienzler

Basketball: Velcic-Team gewinnt Spiel drei der Playoff-Serie der Pro B in Gießen mit 101:100.

Unglaublich, fantastisch, einmalig. Es fällt schwer zu beschreiben, was am Samstag im entscheidenden Play-off-Viertelfinal-Duell der wiha Panthers Schwenningen in Gießen passierte. Mit einem 101:100-Sieg nach Verlängerung zogen die Panthers ins Halbfinale ein. Am Samstag startet die Serie (Modus "Best of 3") in Münster. Das zweite Duell wird am Ostersamstag, 20. April, in der Schwenninger Deutenberghalle stattfinden. Man mag sich gar nicht ausdenken, was nun beim Schwenninger Kartenvorverkauf los sein wird.

Panthers-Coach Alen Velcic war nach dem geschichtsverdächtigen Sieg seiner Mannschaft sehr ergriffen: "Ich kann es noch nicht in Worte fassen, was meine Mannschaft hier geleistet hat. Sie hat so einen großen Willen in einem sehr schweren Spiel gezeigt. Diese Serie war großartig. Aber auch Gießen hätte den Sieg verdient gehabt."

Der Spielfilm am Samstag war unglaublich. Die Neckarstädter liefen in einer aufgeheizten Atmosphäre vor 1000 Zuschauern in der Gießener Sporthalle Ost in den regulären 40 Minuten ständig einem Rückstand hinterher, lagen in der 18. Minute (35:49) sogar mit 14 Punkten hinten. Die Gäste hatten in der ersten Halbzeit große Probleme in ihrem Umschaltspiel von Offense zurück auf Defense, was wurfsichere Hessen in dieser Phase konsequent zur 50:43-Halbzeitführung nutzten.

Das Schwenninger Spiel wurde in Durchgang zwei besser, vor allem weil die kleinen Umstellungen in der Defense ihre Wirkung zeigten und die Panthers – breit verteilt – nun gut scorten. Der Spielverlauf wurde immer knapper. 33 Sekunden vor dem Ende der regulären Spielzeit lagen Rasheed Moore und Co. noch mit vier Punkten hinten (86:90). Dann verwandelte  Abu Abaker – er zeigte seine beste Saisonleistung – zwei Freiwürfe und Anell Alexis, der sein bestes Saisonspiel machte, bescherte mit einem "Tip-in-Ball" seinem Team vier Sekunden vor dem Schlusszeichen den 90:90-Ausgleich.

In der Verlängerung ging es nur noch rauf und runter auf dem Spielfeld. Zwei Freiwürfe durch den Gießener Bjarne Kraushaar brachten die Gastgeber 54 Sekunden vor dem Ende der Overtime mit 100:98 in Front. Doch die Panthers kämpften großartig. Moore verkürzte per Freiwurf auf 99:100. Und dann war Bill Borekambi vier Sekunden vor dem Ende mit einem Zweier für das 101:100 für Schwenningen verantwortlich. Der letzte Wurfversuch auf der anderen Seite von Thomas Tshikaya ging nur an den Korbring. Um 21:50 Uhr begann die Schwenninger Party. Der Halbfinal-Einzug wurde nicht nur auf dem Feld mit tollen Freudenszenen bejubelt, sondern auch in der Kabine mit "Jack Daniels" und Cola angestoßen. "Jetzt ist für uns in diesen Play-offs alles möglich", freut sich Bill Borekambi bereits auf das Halbfinale. Gießens Trainer Rolf Scholz zeigte sich als fairer Verlierer nach diesem irren Viertelfinale: "Wir konnten unsere sehr gute Leistung aus dem ersten Durchgang nicht fortsetzen. Schwenningen war ein wenig mehr abgezockter als wir. Das war entscheidend."

Und bei diesem Halbfinal-Duell zwischen Münster und Schwenningen könnte sich eine interessante Geschichte ergeben. Bei den Baskets Münster wird gerade überlegt, ob im Falle des Aufstiegs in die ProA überhaupt diese Option gezogen wird. Auch Daniel Müller, Geschäftsführer der 2. Baksketball Bundesliga weiß inzwischen davon. Die Baskets sehen ihre Strukturen noch nicht für die ProA so weit. Bis zum 15. April müssen bekanntlich die ProB-Ligisten ihre Lizenzanträge für die kommende Saison bei der 2. Basketball-Bundesliga abgeben. Dies beinhaltet auch mögliche vorsorgliche Lizenzanträge für die ProA.

Die Panthers, die als mittelfristiges Ziel den Sprung in die ProA ausgegeben haben, wollen beide Anträge stellen.

Sollte Münster ins Finale einziehen und nicht aufsteigen wollen, dann könnte sich zum Beispiel auch der Fall ergeben, dass auch die beiden Halbfinal-Verlierer für ein eventuelles Nachrücken in die ProA von der 2. Basketball Bundesliga gefragt werden. So weit sind also die Panthers von ihrem großen Traum "ProA" nach diesem Halbfinaleinzug nicht mehr.#

Statistik:

Panthers: Sergey Tsvetkov (15 Punkte/17:10 Minuten Einsatzzeit), Anell Alexis (19/30:26), Bill Borekambi (18/34:01), Kosta Karamatskos (5/24:13), Rasheed Moore (19/38:23), Leon Friederici (4/25:33), Darius Pakamanis (0/2:33), Hannes Osterwalder (1/2:29), Abu Abaker (7/20:43), Seid Hajric (13/29:29). Beste Scorer bei Gießen: Johannes Lischka (27/33:19), Jordan Williams (17/31:44) und Bjarne Kraushaar (15/37:43).

Rebounds: 32:41 (Panthers), Fouls: 21:27, Zweier-Quote: 57:57 Prozent, Dreier-Quote: 28:45 Prozent, Turnovers: 7:14, Steals: 10:5.

Stimmen zum Spiel

Alen Velcic, Panthers-Trainer:

"Ich muss das erst einmal verarbeiten. Es ist mit Worten kaum zu beschreiben, was unsere Mannschaft heute geleistet hat. Dieser Wille war einfach unglaublich. Es war eine tolle Viertelfinal-Serie gegen Gießen. Auch unser Gegner hätte den Halbfinal-Einzug verdient gehabt."

Rolf Scholz, Trainer Gießen:

"Glückwunsch an die Panthers. Sie haben letztendlich ihre Erfahrung und Cleverness in den ganz engen Situationen ausgespielt. Kleinigkeiten haben dieses Spiel entschieden. Wir konnten unsere gute Leistung in der ersten Halbzeit im zweiten Durchgang so nicht mehr fortsetzen. Es war eine tolle Serie, auf die wir zukünftig auch aufbauen können."

Kosta Karamatskos, Panthers-Kapitän:

"Ich bin megastolz auf die Jungs und ich gönne jedem Spieler, den Trainern und unseren Fans diesen Erfolg."

Bill Borekambi, Panthers-Spieler:

"Das war eine unglaubliche Teamleistung. Wir hatten in der ersten Halbzeit in der Defense einige Probleme. Als wir mehr unter den Körben gedoppelt hatten, wurde es besser. Darauf hatte Gießen kaum noch eine Antwort. Jetzt ist für uns in diesen Play-offs wirklich alles möglich."

Anell Alexis, Panthers-Spieler:

"Ich denke schon, dass es mein bisher bestes Spiel für Schwenningen war. Der Schlüssel war, dass wir nie aufgegeben haben.« Rasheed Moore, Panthers-Spieler: »Wir haben unser drittes Play-Auswärtsspiel gewonnen. Das gibt Selbstvertrauen."

Korbgeflüster

Tolle Halbfinal-Duelle

Neben dem Duell Baskets Münster gegen die wiha Panthers Schwenningen treffen im zweiten Halbfinale (Modus "Best of 3") Bayer Leverkusen und LOK Bernau aufeinander. Die Leverkusener besiegten – entscheidend – im Viertelfinale Oldenburg mit 81:68.

Wer steigt tatsächlich auf?

Sportlich dürfen beide ProB-Finalisten der Play-offs in die ProA aufsteigen. Sie müssen bis zum 15. April im ersten Schritt einen Lizenzantrag auf die ProA stellen. Beim Schwenninger Halbfinal-Gegner, den Baskets Münster, wird intern noch darüber diskutiert, ob im Falle des Aufstiegs in die ProA überhaupt diese Option gezogen wird (wir haben berichtet). Auch Daniel Müller, Geschäftsführer der 2. Basketball Bundesliga, weiß inzwischen davon. Die Münsteraner sehen – trotz hervorragender Zuschauerzahlen – ihre Strukturen noch nicht für den Aufstieg bereit. Bayer Leverkusen würde den Aufstieg in die ProA wahrnehmen. Bei LOK Bernau ist es ebenfalls noch offen. Und die Panthers? "Wir werden bis zum 15. April fristgerecht die Lizenzanträge für die ProB und für die ProA bei der 2. Basketball-Bundesliga einreichen", bestätigte Volker Kübler, der für die Lizenzierungsunterlagen bei den Panthers verantwortlich ist. Der Modus der 2. Basketball-Bundesliga sieht vor: Will einer der beiden ProB-Finalisten nicht aufsteigen, dann werden die beiden unterlegenen Klubs des Halbfinales ob eines eventuellen Nachrückens gefragt. "Wir werden nun intern besprechen, wie wir uns entscheiden, wenn wir in diesem Jahr schon mit zu diesem Kreis der Aufstiegskandidaten zählen", erklärt Alen Velcic. Würden sich die Panthers aus wirtschaftlich-strukturellen Gründen im Falle des Falles in diesem Jahr noch gegen einen Aufstieg entscheiden, könnten sie ihren ProA-Antrag bis zum 7. Mai wieder zurückziehen.

Ansage wegen Halbfinale

Bereits in der ersten Halbzeit verkündete der Gießener Hallensprecher den Halbfinal-Modus für seine Mannschaft. Offenbar war es zu früh – und auch nicht ganz sportlich.