Karim Jallow (weißes Trikot) vom FC Bayern profitiert von der Quotenregelung und ist auf dem Sprung in die Bundesliga. Foto: Eibner Foto: Schwarzwälder-Bote

Basketball: Entwurf der neuen Quotenregelung wird vorgestellt / ProB-Teams beziehen Stellung zum Schwenninger Vorstoß

Pünktlich zum letzten Heimspieltag der Regionalliga-Saison (siehe Spielvorschau gegen Kaiserslautern) steht heute eine weitere wichtige Entscheidung an. Es wird einen Vorschlag für eine neue Ausländerregelung geben.

Gibt es einen neuen Meilenstein in der Geschichte des deutschen Basketballs? Bei der heutigen Tagung der Basketball-Bundesligen in Gießen soll ein neuer Entwurf des Paragrafen 24 der Spielordnung – die sogenannte Ausländerregelung – vorgestellt werden. Dieser besagt bisher, dass in der ProB durchgehend drei deutsche Spieler auf dem Feld stehen müssen.

Dies bestätigt Hansjörg Tamoj, Vorstandsvorsitzender der 2. Bundesliga AG, gegenüber unserer Zeitung. "Es wird eine neue Regelung geben, die EU-rechtlich standhalten, aber Villingen-Schwenningen nicht gefallen wird", sagt er.

Nach dem Aufstieg in die Zweite Basketball-Bundesliga ProB könnte es für die Wiha Panthers VS nun also knüppeldick kommen. Mit ihrem jetzigen Kader, in der aktuellen Rotation steht mit Samba Thiam nur ein Deutscher, könnten sie die aktuellen Vorgaben – und laut Tamoj auch die neuen – nicht erfüllen. "Wir werden uns von einem Regionalliga-Aufsteiger nicht vorschreiben lassen, wie wir unsere Sportpolitik betreiben. Diese Regelung hat in den vergangenen acht Jahren zu großem Erfolg geführt", betont er. Er ist davon überzeugt, diesen Weg weiterzugehen. Sollte dies so kommen, müssten die Panthers ihren Kader komplett umbauen.

Der Schwenninger Vorstoß hat in ganz Deutschland für Furore gesorgt. Die Meinungen gehen auseinander. "Bevor es diese Quote gab, musste man deutsche Spieler mit der Lupe suchen", sagt Danijel Ljubic, Geschäftsführer des PS Karlsruhe. Die Lions waren in der vergangenen Saison in die ProB aufgestiegen, hatten die Panthers auf den zweiten Platz verwiesen. Ein ähnliches Problem wie in Schwenningen haben sie in Karlsruhe nicht. Ljubic findet die Regelung sinnvoll – wenn auch nicht perfekt. "Sie zeigt gewisse Fehler auf", meint er. Deshalb aber das ganze System umzuwerfen – "mehr als fragwürdig".

Die Verantwortlichen der Panthers machen seit Wochen auf diese Probleme aufmerksam. Deutsche Spieler sind im Vergleich zu ausländischen überproportional teuer, das Ausbildungssystem ist ausbaufähig und die jungen Deutschen sind nur Rollenspieler. Die sogenannten "Go-to-Guys" sind US-Amerikaner. Das zeigt auch ein Blick in die Scorer-Statistik der ProB (siehe "Top-Scorer der ProB-Süd"). Neun der besten zehn Scorer der ProB-Süd sind US-Amerikaner, der Zehnte Kanadier. Erst auf dem elften Platz steht mit Mahir Agva (Reutlingen) ein Deutscher.

Bundesliga-Vereine wollen am Ausbildungskonzept festhalten

"Die Spieler weiterzuentwickeln, braucht Geduld und harte Arbeit", sagt Oliver Kostic, Trainer des ProB-Teams des FC Bayern München. Deshalb gäbe es in den niedrigen Ligen ohne Regelung genügend Beispiele für Vereine, die das Geld anstatt in den Nachwuchs lieber in ausländische Spieler investieren. Der falsche Ansatz, sagt er: "Die jungen Spieler müssen sich in das Spiel verlieben." Sonst könnten sie den Sprung zu den Profis nie schaffen. "Aber, wie soll das gehen, wenn du ihnen das Signal gibst, dass du nicht an ihnen und ihrer Ausbildung interessiert bist?" Kostic, seit mehr als 20 Jahren Trainer, betont: "In so gut wie jedem Land gibt es diese Regelungen – zurecht."

Wenn es nach Dirk Bauermann, einem der erfolgreichsten Basketballtrainer Deutschlands, ginge, würde die Quotenregelung sogar noch erweitert werden. "Man sollte den jungen deutschen Spielern noch mehr Spielzeit garantieren." Seit Beginn diesen Jahres trainiert der Ex-Nationalcoach die s.Oliver Baskets Würzburg – gegen deren zweite Mannschaft die Panthers in der ProB spielen werden.

Sowohl der FC Bayern als auch die Würzburger legen großen Wert auf die Nachwuchsarbeit, die in den drei Pro-Ligen geleistet wird. Sie nutzen diese als Kaderschmiede. In München haben mit Karim Jallow, Georg Beyschlag, Marvin Oqunsipe und Dejan Kovacevic in der aktuellen Saison vier Spieler den Sprung in die Bundesliga geschafft. Bei den s.Oliver Baskets stehen mit Felix Hoffmann und Max Ugrai zwei Eigengewächse im BBL-Kader.

Deshalb betont Bauermann, "dass sich in Würzburg auch im Falle einer neuen Regelung nichts am Ausbildungskonzept ändern wird". Er hofft, dass sich die anderen Vereine diesem Vorbild anschließen werden. "Dann wird es sich zeigen, wer sich an das hält, was für unsere Sportart richtig und wichtig ist."

Das sehen nicht alle Klubs so. Andreas Werther, Vorsitzender der ScanPlus Baskets Elchingen (vor zwei Jahren in die ProB aufgestiegen) teilt mit, dass die Kaderplanung für die neue Saison erst beginnt, sobald die neue Regelung bekannt ist. Mehr wolle er zu dem Thema nicht sagen. Dies haben sich andere Vereine zum Vorbild genommen.

Aus genau diesem Grund findet Bauermann, "den Schwenninger Vorstoß schlichtweg enttäuschend und falsch". Er ist sich sicher, dass aus der aktuellen Generation viele Nationalspieler übersehen worden wären, "wenn die Vereine stattdessen auf preisgünstige Ausländer gesetzt hätten". Dies findet auch Hansjörg Tamoj. "Da muss ich gar nicht lange darüber nachdenken." Ehe er noch eins draufsetzt: "Auch Erfolgsgeschichten wie die eines Dennis Schröder oder Paul Zipser (beide spielen in der NBA, Anm. d. Red.) sind das Ergebnis dieser Regelung."

1. Kerry Carter (USA), Bayer Leverkusen, 24,8 Punkte im Schnitt

2. Aaron Nelson (USA), Dragons Rhöndorf, 23

3. Karriem Simmons (USA), Licher BasketBären, 20,5

4. Jordan Faison (USA), Uni-Riesen Leipzig, 20,3

5. Travis Thompson (USA), Fraport Skyliners, 19,2

6. Taevaunn Prince (Kanada), ScanPlus Baskets Elchingen, 18,5

7. Terrence Smith (USA), Giants TSV 1861 Nördlingen, 17,7

8. Deron Baulkman (USA), Weißhorn Youngstars, 17,1

9. Lamar Mallory (USA), Licher BasketBären, 17

10. Marcellus Barksdale (USA), TG s.Oliver Würzburg, 17

11. Mahir Agva (Deutschland), Fraport Skyliners, 16,8