Trockenübung am Dummy: Severin Neher (links) und Wolfgang Dieter zeigen, wie ein Defibrillator funktioniert. Foto: Müller Foto: Schwarzwälder-Bote

Erste Hilfe: Standorte öffentlicher Schockgeber sollen zusammengetragen werden / App des DRK Bayern hilft

"Jede Minute, in der nichts getan wird, verringert die Überlebenschance um zehn Prozent." Damit unterstreicht Notarzt Severin Neher, wie wichtig es ist, bei einem Herzstillstand eine Herzdruckmassage vorzunehmen, im besten Fall zusammen mit einem Defibrillator.

Zollernalbkreis. Doch wo findet man einen öffentlichen Schockgeber im Notfall? Genaue Auskunft können auch Kreisverbandsarzt Severin Neher und Notfallsanitäter Wolfgang Dieter vom DRK-Kreisverband Zollernalb nicht geben. Viele Einrichtungen wie beispielsweise Banken, aber auch Schwimmbäder oder Seniorenheime, verfügen über sogenannte automatisierte externe Defibrillatoren (AED). Ein Verzeichnis, das alle AEDs aufzeigt, gibt es jedoch nicht. Das ist nicht nur im Zollernalbkreis ein Problem: Auch andernorts gebe es laut Dieter keine Übersicht darüber, auch in großen Städten sei nichts einheitlich vermerkt. Im Notfall zähle aber jede Sekunde. Viel Zeit, einen Defibrillator zu suchen, bleibe in der Regel nicht.

Seit gut zehn Jahren sind Defibrillatoren in Deutschland nicht mehr Ärzten vorbehalten. AEDs sind einfach zu bedienende Defibrillatoren, die durch gezielte Stromstöße bei Herzrhythmusstörungen helfen können. Zusätzlich lässt eine Herzdruckmassage bis zum Eintreffen des Rettungsdienst den Restsauerstoff im Blut zirkulieren. Die Geräte für Laien erklären dem Hilfeleistenden, was zu tun ist, bis der Notarzt da ist.

Nun ist Wolfgang Dieter auf die "Defi-App" des Bayerischen Roten Kreuzes gestoßen. Nach Kontaktaufnahme mit dem Betreiber erfuhr der Notfallsanitäter, dass die App kostenfrei für ganz Deutschland gedacht ist.

Tatsächlich sind in dem digitalen Verzeichnis auch AEDs im Zollernalbkreis vermerkt. Beispielsweise wird dort angegeben, dass im Balinger E-Center oder im Zollernalbklinikum Defibrillatoren verfügbar seien. Nach Aktivierung des Standorts lotst die App den Nutzer zum nächsten AED.

Dass es laut Angaben der Stadt Balingen auch im Eyachbad oder in der Volksbank in der Friedrichstraße öffentliche Defibrillatoren gibt, ist in der App hingegen nicht hinterlegt. Nun möchte Dieter alle Defibrillatoren im Landkreis erfassen und schließlich in die "Defi-App" einpflegen. "In Schritt eins möchte ich nun alle Standorte im Landkreis sammeln, in Schritt zwei in der App vermerken und schließlich auch auf anderen Plattformen zugänglich machen".

"In Sachen AEDs liegt Deutschland den USA und Skandinavien um Jahre zurück", findet Dieter. Es gebe viel zu wenige öffentliche Defibrillatoren im Kreis – und zu wenige Menschen würden wissen, wie man im Notfall reanimiert. "Eine Herzdruckmassage kann auch ohne Defibrillator Leben retten. Man muss nur Bescheid wissen und reagieren. Bei einem Menschen, der im Sterben liegt, kann man nichts verschlimmern – außer man tut nichts." Damit möglichst viele Bürger wissen, was im Notfall zu tun ist, bietet das DRK verstärkt Kurse zum Umgang mit Defibrillatoren inklusive Reanimierungsmaßnahmen an. Oft sind diese Kurse verbunden mit der Übergabe eines gespendeten AEDs.

Weitere Informationen: Wer einen Defibrillator melden möchte, kann sich an Dietmar Dieter wenden, E-Mail: dietmar.dieter@drk-zollernalb.de.