Brenda Bantle ist überzeugt: Mexiko braucht die USA, und die USA braucht Mexiko. Foto: Gühring Foto: Schwarzwälder-Bote

Interview: Amerikanerin mit mexikanischen Wurzeln hält nicht viel von Donald Trump

"Die Mauer begegnete mir jeden Tag!", berichtet Brenda Bantle (40), die mit ihrem deutschen Mann und ihren zwei Kindern in Straßberg wohnt. Brenda wurde in San Diego (USA) geboren und besitzt die amerikanische Staatsangehörigkeit. Ihre Mutter stammt aus Mexiko, ihr Vater war Amerikaner mit deutschen Wurzeln. Als Pfarrer einer Kirche in Tijuana (Mexiko) musste er praktisch jeden Tag die Grenze überqueren. So ist Brenda auf beiden Seiten der Grenze aufgewachsen.

Wie ist die Kriminalität in San Diego, ist es dort gefährlich?

Nein, es ist eigentlich wie in jeder Großstadt. Aber Tijuana dagegen, ist viel gefährlicher. In den letzten Jahren hat sich durch den Drogenhandel viel verändert.

Warum ist Ihre Mutter damals von Mexiko in die USA gezogen?

Wegen der Arbeit, so ging es vielen Mexikanern.

War es damals einfacher oder schwieriger in die USA zu gelangen?

Es war viel einfacher! Damals gab es keine so strenge Grenzkontrollen. Es war etwas ganz Natürliches die Grenze zu überqueren. Für viele Mexikaner, die in der USA gearbeitet haben war das Alltag.

Reisen sie öfters in ihre Heimat?

Die Flüge sind nicht gerade billig, deshalb war ich in den letzten zehn Jahren nur zweimal aus familiären Gründen dort.

Sie haben ja mexikanische Wurzeln. Donald Trump hat viel Negatives über die Mexikaner gesagt, zum Beispiel: "Mexikaner bringen nur Drogen und Kriminalität mit sich. Sie sind Vergewaltiger und einige, so vermute ich, sind gute Menschen." Was denken sie dabei?

Ich schäme mich so einen Präsidenten zu haben. Während des Wahlkampfes bin ich jedes mal früh aufgestanden und habe Nachrichten gelesen. Als es klar war, dass Donald Trump gewinnt, war ich geschockt. Wie konnte so etwas passieren? Ich musste sogar mit den Tränen kämpfen.

Wie haben die Amerikaner aus San Diego auf die Wahl reagiert?

Sie waren schockiert, und viele haben sich sogar bei den Mexikanern entschuldigt. Ihnen war es richtig peinlich. Dieses Gebiet gehörte früher zu Mexiko. Ihre Vorfahren waren ja Mexikaner. Deshalb ist die Feindseligkeit gegen Mexikaner größer, je weiter man nach Osten zieht.

Was halten sie davon, dass Trump eine Mauer bauen wird?

Dieses Projekt ist nicht realisierbar. Es ist einfach viel zu teuer. Außerdem fragt man sich: Wer soll diese Mauer bauen? Die Mexikaner kann er ja nicht schwarzarbeiten lassen, sonst würde Trump sein Gesicht verlieren. Es müssten also Amerikaner sein und die Materialien aus amerikanischen Firmen stammen. Das macht alles schwieriger. Ich denke deshalb, dass die Mauer nicht oder nicht fertig gebaut wird. Und das nicht nur aus finanziellen, sondern auch aus geografischen Gründen. Es sind etwa 3200 Kilometer, die sich über schwierige Landstrecken ziehen. Ein unmögliches Projekt.

Denken Sie, die Mauer wird die illegale Einwanderung stoppen?

Nein, das glaube ich nicht. Für jeden Kilometer Mauer, den Trump bauen lässt, wird ein Tunnel mehr gegraben. Außerdem brauchte bisher kein Präsident eine Mauer. Wieso jetzt? Mexiko braucht die USA aus wirtschaftlichen Gründen, und die USA braucht Mexiko genauso. Beide Länder wissen das. Was wäre aus der amerikanischen Landwirtschaft, den Hotels, die Gastronomie, wo fast nur Mexikaner arbeiten? Die Amerikaner wollen lieber Bürojobs verrichten. Das wäre ein großes Problem für die USA. Ich denke, Trump sollte die engere Beziehungen beider Länder verstärken. Beide Seiten würden davon profitieren. Eine Mauer ist nicht im Interesse beider Länder.

 Die Fragen stellte Julen Gühring, Schüler in Klasse 9 c am Gymnasium Ebingen.