Auf dieser Wiese hinter dem Lochenbad in Weilstetten könnte das Seniorenheim gebaut werden. Foto: Deregowski

Früherer Ortsvorsteher Haigis für "stadtteilnahe Versorgung". Gemeinderat legt Empfehlungen fest.

Balingen - Auf Empfehlungen, wie der Bedarf an Pflegeplätze gedeckt werden kann, einigte sich am Dienstagabend der Balinger Gemeinderat. Besonders abgehoben wurde auf stadtteilnahe Angebote, wobei Kurt Haigis auf den Bau eines Pflegeheims in Weilstetten drängte.

Claus Seyfried von der Fachstelle für Altersfragen hielt zunächst fest, dass sich in Balingen über viele Jahre eine "gute Pflegelandschaft" entwickelt habe. Die Ermittlungen von Bevölkerungsprognostiker Tilmann Häusser aus Tübingen hinsichtlich des Bedarfs an Pflegeplätzen in den kommenden Jahren hätten nun aber ergeben, dass dieser größer sei als gedacht. "Die Schärfe tut sich jetzt auf", so Seyfried, denn es sei davon auszugehen, dass bis 2020 rund 70 weitere Plätze benötigt würden, bis 2030 135 (wir berichteten bereits).

Da die Planungshoheit in dieser Angelegenheit beim Landkreis liege, könne die Stadt nur Qualitätskriterien und Empfehlungen für städtische Pflegeplätze festlegen, machte der Leiter des Amts für Familie, Bildung und Vereine, Harry Jenter, deutlich. Im Gremium herrschte Einigkeit, dass beim Bau neuer Pflegeheimen "im Sinne einer stadtteilnahen Versorgung" kleine, überschaubare Einheiten den Vorzug erhalten, die verkehrliche Anbindung berücksichtigt wird und auch ehrenamtliche Helfer in die Betreuung der Bewohner eingebunden werden.

Laut Kurt Haigis (SPD) liegt es seiner Fraktion am Herzen, "dass wir uns an die Empfehlungen halten", insbesondere daran, dass fehlende Plätze gerade in den Stadtteilen angeboten werden. In Frommern sei dies mit dem neuen Pflegeheim inzwischen geschehen, eine weitere Einrichtung in Weilstetten, wo bereits Bestrebungen im Gange seien, sollte nun folgen. "Überrascht" hätten ihn daher Aussagen, dass auf dem Areal Jugendhaus/Schwefelbad auch ein Alten- und Pflegeheim als Nutzungsmöglichkeit denkbar sei. Möglicherweise torpediert das das Vorhaben in Weilstetten.

Dazu hielt Oberbürgermeister Helmut Reitemann fest, dass "wir in Weilstetten ein Pflegeheim wollen". Es gebe einen Interessenten, doch "wir wollen sehen, ob es noch weitere gibt". Wie berichtet, will die Benevit-Gruppe in Weilstetten aktiv werden, die Planungen laufen seit längeren.

Hinsichtlich des Standorts Jugendhaus/Schwefelbad in der Balinger Kernstadt betonte Reitemann, dass der Gemeinderat noch keine Entscheidung getroffen habe, wie es auf diesem Areal weitergehe. "Alles ist offen", so der OB, wobei er auch darauf verwies, dass es durchaus Investoren gebe, die in der Kernstadt Pflegeplätze schaffen wollten. "Dafür gibt es auch noch andere Flächen", betonte Reitemann.

Uwe Jetter (Grüne) machte deutlich, dass "wir nun in etwa wissen, was wir an Pflegeplätzen brauchen". Er forderte zugleich, die Kurzzeitpflegeplätze "nicht aus den Augen zu verlieren".