Preisverleihung in Augsburg (von links): Bezirkstagspräsident Jürgen Reichert, Autorin Michaela Hanel aus Balingen und Bezirksheimatpfleger Peter Fassl. Foto: Lode Foto: Schwarzwälder-Bote

31-jährige Wahl-Balingerin Michaela Hanel für ihr Romanfragment »Leevke« ausgezeichnet.

Balingen - Einer der Literaturpreise des Bezirks Schwaben in Bayern geht in diesem Jahr nach Balingen: Die 31-jährige Wahl-Balingerin Michaela Hanel hat mit einem Fragment aus ihrem unveröffentlichten Roman den zweiten Preis gewonnen.

Mit dem Motto »Spielen« hatte der 13. Schwäbische Literaturpreis ein Thema gesetzt, das, nah am Leben gehalten, zahlreiche Alltagssituationen widerspiegelt. Eingeladen waren Autoren, die im schwäbisch-alemannischen Kulturraum leben oder dort ihre biografischen Wurzeln haben. Die Teilnehmer kamen überwiegend aus Baden-Württemberg und dem bayerischen Regierungsbezirk Schwaben.

Der preisgekrönte Text von Michaela Hanel spielt in Wien, wo die Autorin, geboren 1986 in Friedrichshafen, Publizistik- und Kommunikationswissenschaft sowie Psychologie studiert hat. Im Mittelpunkt stehen zwei Freundinnen – die psychisch kranke Leevke, die aus der Klinik als Borderlinerin entlassen wird und Schauspielerin werden möchte, und Hanna, ihre Mitbewohnerin im Studentenwohnheim, die Leevkes »rettender Anker« wird. Es ist eine Freundschaft, die sich als gefährliche Abhängigkeit entpuppt.

Jede ist für die andere »Die Andere«. Das ist übrigens  auch der Titel des unveröffentlichten Romans von Michaela Hanel, für den sie bereits 2014 den Künstlerförderpreis der Stadt Friedrichshafen und ein Arbeitsstipendium des Förderkreises deutscher Schriftsteller in Baden-Württemberg bekommen hatte.

In dem jetzt ausgezeichneten Romanfragment geht Leevke in Wien, der »Stadt des Theaters«, zum Vorsprechen für die Aufnahme auf die Schauspielschule. »Schnell und eindrücklich tauchen wir in Leevkes Gefühlswelt ein, bekommen ein plastisches Bild von ihr und durchleiden mit ihr das Vorsprechen«, heißt es in der Laudatio. »Im Kontrast zu ihren Gedanken und Gefühlen steht geschickt die direkte, sachliche Rede der Jury, die sich weniger für die Stimmung als die Stimme der Kandidatin interessiert. Theater als Handwerk.«

Auf der Bühne wird mit zunehmen Druck deutlich, was ebenfalls hinter Leevkes Wunsch steckt: Dass sie aus einer Klinik kommt, deren Diagnose sie verzweifelt zu widerlegen versucht.

Zweifellos fließen Erfahrungen aus dem beruflichen Umfeld der Autorin in den Roman mit ein: Sie arbeitet als Psychologin und Bezugstherapeutin in einer psychosomatisch-psychotherapeutischen Klinik. Literarische Texte hat sie bereits mehrfach veröffentlicht. Für Michaela Hanel ist es nicht der erste Schwäbische Literaturpreis: 2009 wurde sie mit dem Nachwuchspreis beim Schwäbischen Literaturpreis ausgezeichnet.