Auge in Auge mit der Kuh: Die Uria-Rinder der Familie Maier sind nicht kamerascheu. Foto: Privat

Dreharbeiten in Ostdorf. Dokumentarstreifen über das Wesen der Kuh. Streit um Ohrmarken-Kennzeichnung geht weiter.

Balingen-Ostdorf - Gut gelaunte Uria-Rinder als Filmstars: Auf den schneebedeckten Wiesen von Rinderflüsterer Ernst Hermann Maier in Ostdorf wurde wieder einmal gedreht – dieses Mal für einen Dokumentarstreifen über das Wesen und Verhalten der Kuh.

Am Dreikönigstag starteten die Kameraleute Alexandra und Steffen Sailer von sailer-images die Dreharbeiten für den Marco-Polo-Naturfilm. Und die 280 Rinder der Familie Maier zeigten keine Berührungsängste: Die neugierigen Hornträger der Uria-Herde, die – ähnlich wie ihr Namensgeber, der Ur – im natürlichen Herdenverband unter freiem Himmel leben, nahmen die Fremden mit den seltsamen Apparaten genau in Augenschein. "Sie sind ja zur Genüge film- und fernseherprobt", sagt Maier. Der Dreh für den Dokumentarstreifen, der Anfang 2018 ausgestrahlt werden soll, sei noch nicht abgeschlossen. Er gehe davon aus, dass die Kameraleute auch noch zu anderen Jahreszeiten kommen werden, sagt Maier. Er und seine Tochter Annette seien von den Filmemachern bei der Gelegenheit auch kurz interviewt worden. Denn was das Wesen und Verhalten von Kühen angeht, können sie eine Menge erzählen.

Ernst Hermann Maier, der den Verein Uria zur Förderung einer neuen Art der Tierhaltung gegründet hat und dessen Vorsitzender er ist, kämpft seit vielen Jahren gerichtlich und außergerichtlich dafür, dass auch eine Kuh in Würde leben und sterben darf. Das ist gar nicht so einfach, denn von Seiten der Behörden werden ihm eine Menge Hürden und Stolpersteine in den Weg gelegt – und als "Repressalie" wurden der Familie Maier in der Zeitspanne 2012 bis 2016 fast 160 000 Euro an Agrarfördermitteln gestrichen. Denn er weigert sich nach wie vor, seinen Tieren die EU-verordneten gelben Plaketten in die Ohren einzustanzen. Was Ernst Hermann Maier und seine Tochter Annette stört, ist nicht die Tierregistrierung als solche, sondern lediglich die Methode. Bei Maiers werden den Kälbern statt der Ohrmarken kleine Transponder-Chips unter die Haut gesetzt. "Das ist sicherer, tut nicht weh und die Tiere können die Chips nicht verlieren oder sich daran verletzen", argumentiert Maier. Bei Schafen und Pferden sei diese Art der Registrierung schon lange üblich.

Land will gegen Urteil in Revision gehen

Urteil des Verwaltungsgerichts Sigmaringen in erster Instanz: Die Kürzung der Agrarfördermittel für das Jahr 2012 war zum Großteil rechtswidrig, die Mittel müssen ausbezahlt werden. Das Land will dagegen in Revision gehen. Den gerichtserprobten Rinderflüsterer erschreckt das nicht. Erstens sei es nicht sicher, ob der Verwaltungsgerichtshof Baden-Württemberg den Antrag annehmen werde, sagt er. Und sollte das nicht der Fall sein, müsste das Land zahlen. Logischerweise auch die Beträge für die folgenden Jahre. "Uns kriegt man nicht klein", versichert er und erinnert an den 13 Jahre währenden Rechtsstreit bis zur Zulassung seiner mobilen Schlachtbox. Die macht es möglich, ein Rind in seiner gewohnten Umgebung auf der Weide zu töten – ohne Massentiertransport und ohne Angst.

Derweil macht sich Maier für seine Sache stark, so oft sich die Gelegenheit bietet: Am Samstag, 21. Januar, geht es nach Berlin: Auf der Großdemo für nachhaltige Landwirtschaft will Uria für eine nachhaltige Landwirtschaft und Tierhaltung werben, unter anderem mit einem Info-Stand, und beim "Politischen Suppentopf" mit einem Kurzvortrag Maiers über seine Herde. Das Gespräch, um das Maier Regierungspräsident Klaus Tappeser gebeten hat, wurde vorerst abgesagt mit Hinweis auf das laufende verwaltungsgerichtliche Verfahren. Das versteht Maier nicht: Die Berufung gegen das Urteil in erster Instanz habe nicht er beantragt, sondern das Land, sagt er. Er selbst hätte mit dem Kompromiss leben können.