Roman Scheidl zeigt in der Galerie von Heidrun Bucher-Schlichtenberger in Balingen nun seine Werke unter dem Motto "Die Welt ist nur ein Pinselstrcich". Fotos: Dillmann Foto: Schwarzwälder Bote

Kultur: Neue Ausstellung in der Balinger Galerie Kunstbick zeigt Werke des Künstlers Roman Scheidl

"Balingen ist schon Heimat geworden", sagte der österreichische Künstler Roman Scheidl in der Balinger Galerie Kunstblick von Heidrun Bucher-Schlichtenberger. Unter dem Motto "Die Welt ist nur ein Pinselstrich" sind dort Werke von ihm ausgestellt.

Balingen. Der Maler, Zeichner und Filmemacher war zahlreiche Male in der Galerie zu sehen, ebenso in der Stadthalle sowie beim Kunst- und Kultursommer. Daher ergab sich bei der Vernissage eine geradezu freundschaftliche Atmosphäre mit den Gästen. Scheidl schwelgte dabei in Erinnerungen an vorangegangene Vernissagen und improvisierte Konzerte.

Die nostalgische Atmosphäre wurde musikalisch vertieft durch Dietrich Schöller-Manno, begleitet von Johannes Feger am Klavier. Sie spielten klassische Wiener Caféhaus-Musik und harmonierten in der einfühlsamen Darbietung.

Die Oberlichter der Galerie zeugen heute noch von seinem letzten Besuch im Jahr 2015, als er sich mit sicherer Pinselführung an den Fenstern verewigte: "Ich habe überlegt, die Bilder zu entfernen, aber sie sind doch zu schön", meinte Bucher-Schlichtenberger.

Die Ausstellung enthält Arbeiten aus verschiedenen Zeitabschnitten. So findet sich ein Werk mit nepalenischem Papier, das den Pinselstrich wie selbstständig geführt habe: "Die Hände und das Hirn können das Werk vollbringen und die erfahrenen Stile zusammenfließen lassen", berichtete Scheidl von seinem kreativen Arbeitsprozess. "Ich lass’ sie tun und mische mich nicht ein."

Auch Ölgemälde mit nostalgischen Motiven, beispielsweise einer Frau, die in die Ferne schaut oder einem Poeten, dem das Glück entflieht, sind vertreten. Außerdem Drucke, die aus einer Serie Einzelstücke stammen, und verschiedenste Zeichnungen.

Der österreichische Künstler feiert in diesem Jahr seinen 70. Geburtstag und steht dabei in der Blüte seiner Jahre. Anstelle einer schnell vergangenen Feier entschloss er sich dazu, einen bleibenden Band mit seinen Kunstwerken zu veröffentlichen. Den Titel "Die Welt ist nur ein Pinselstrich" umschrieb er mit den Worten: "Man kann über alles mit dem Pinsel sprechen, ob Liebe, Chaos oder Poesie. Die Kunst ist wie eine Sprache, wenn man sie beherrscht. Aber man muss ihr Zeit geben, um sie zur Entfaltung zur bringen – ob man nun betrachtet oder malt."

Zeit zeigt sich bei Scheidl als zentrales Thema in vielerlei Hinsicht. "Wenn man 70 ist, muss man plötzlich nichts mehr", meinte er. Er lebe nun spontan in seiner Heimat, während er früher immer einem alltäglichen Programm gefolgt sei.

Der Rückblick auf Vergangenes bringe ein tiefes Vertrauen in das Leben mit sich: "Es geht nicht immer ums Verkaufen, sondern dass man es macht und dass es da ist. Wie lange bin ich dem Geld hinterhergelaufen! Dabei ist es mit dem Geld wie mit den Hunden: Lauf ihm hinterher und es rennt davon. Kehr ihm den Rücken und es läuft dir hinterher."

Scheidl kommt aus einer musischen Familie. Immer schon habe ihn eine innere Stimme geleitet, die ihn wieder und wieder zurück zur Kunst brachte. Mit 27 Jahren hatte seine erste Ausstellung in der Albertina und lebte später in Metropolen wie Tokio, Paris und Stockholm.

Zusammen mit Katharina Puschnig, einer seiner Mitarbeiterinnen, entwarf er 100 Zeichenfilme. Puschnig hat inzwischen eine sechsjährige Tochter und lebt alleinerziehend. Scheidl steht zu ihnen in einer Art familiären Beziehung. "Zu den Kindern muss man runter gehen, mit ihnen über den Boden kriechen, um die Welt mit neuen Augen zu sehen. So verhält es sich auch in der Kunst. Für manche Werke musst du dich auf die Knie begeben."