Ein Thema, das nicht nur die Älteren interessiert: Apotheker Roland Bieger spricht über Medikamente, deren Wechselwirkung und die Probleme mit den Rabattverträgen. Foto: Ungureanu Foto: Schwarzwälder Bote

Soziales: Vorsitzende des Kreisseniorenrats Hildegard Fürst erinnert in der Mitgliederversammlung an zahlreiche Aktivitäten

Balingen. Gesundheitspolitik, Zentralklinikum, Zentrale Notaufnahme in Albstadt, Mobilität und Klimawandel waren Stichworte, die Landrat Günther-Martin Pauli zum Auftakt der Mitgliederversammlung des Kreisseniorenrats nannte. Nicht nur den Klimawandel in der Natur meinte er, auf den diese sich anpassen müsse, sondern auch den in der Gesellschaft, der ihm selbst mehr Sorgen bereite: den Verlust an Respekt, auch bei der jüngeren Generation, dem es gegenzusteuern gelte.

Sozialdezernent Georg Link stellte sich den Senioren vor und nannte die Ziele in einer alternden Gesellschaft: so lange wie möglich aktiv und mobil bleiben, mitten im Leben.

Die Vorsitzende des Kreisseniorenrats, Hildegard Fürst, verwies auf den Rücktritt von Georg Seeg und Nathalie Hahn aus dem Vorstand; die Ämter gelte es in der nächsten Sitzung wieder zu besetzen. Das geschrumpfte Vorstandsgremium bleibe jedoch handlungs- und beschlussfähig.

Sie verwies auf die zahlreichen Aktivitäten des Kreisseniorenrats, die Broschüre Pflege und Wohnen, die bereits in der siebten Auflage erschienen sei, auf die Internet-Plattform, wo die verschiedenen Angebote für Senioren tagesaktuell abrufbar seien, auf das "Kino für Senioren", zu dem es zahlreiche Rückmeldungen gegeben habe und auch schon Wünsche für das nächste Jahr.

Die Zertifizierung ist in jüngster Zeit zunehmend in die Kritik geraten

Die Zertifizierung als "Seniorenfreundlicher Service" sei zunehmend in die Kritik geraten, vor allem wegen der jetzt gesetzlich geregelten Inklusion und Teilhabe. Das Konzept müsse überarbeitet werden. Mit dem Stadtseniorenrat Karlsruhe habe es deswegen rechtliche Schwierigkeiten gegeben, jedoch hoffe man bis zum Jahresende auf eine Einigung.

Enttäuschend ist aus Sicht der Vorsitzenden das mangelnde Interesse der Kommunen an der Rettungsdosen-Aktion, die gegen eine Spende abgegeben worden seien. Die Schließung von Sparkassen-Filialen habe zu Beschwerden von Seiten der Senioren geführt; die Sparkasse Zollernalb habe daraufhin für die Mitglieder des Kreisseniorenrats Schulungen im Bereich Online-Banking angeboten.

Die Vorsorgemappe, die der Kreisseniorenrat mit Unterstützung des Zollernalb-Klinikums und der Stiftung Mensch der Sparkasse Zollernalb herausgebracht und bei den Gesundheitstagen in Albstadt vorgestellt habe, sei bundesweit eine der Wenigen mit Sorgerechtsverfügung: "Sie ist jetzt in dritter Auflage herausgekommen und geht weg wie warme Semmeln", sagte Hildegard Fürst.

Geschulte Lotsen, die sich um Verwirrte und Demenzkranke kümmern, regte sie an, zudem Lotsen im Klinikum, die die Aufgaben der "Grünen Damen und Herren" ergänzen.

Wichtige Themen, die den Kreisseniorenrat in der nächsten Zeit in der nächsten Zeit beschäftigen werden, seien Wohnen, Mobilität, Demografie, aber auch die Gewinnung von neuen Mitgliedern. Probleme gebe es, Räumlichkeiten für die Arbeit des Kreisseniorenrats zu finden, weil die vorhandenen wegen Ganztagsschule beschränkt nutzbar und andere nicht finanzierbar seien.

Ergänzend zu den Regularien wurde zu einem Thema informiert, das längst nicht nur für Senioren interessant und wichtig ist: Medikamente. Roland Bieger, Leiter der Zentralapotheke des Zollernalb-Klinikums informierte umfassend über Medikamente bei älteren Patienten sowie über die Wechselwirkung von Medikamenten. Der Apotheker erklärte unter anderem, wie und wann Medikamente genommen werden sollten, wie sie sich im Körper verteilen, wie sie ausgeschieden werden, was die Wirkung favorisieren beziehungsweise aufheben kann, und warum Herz- und Blutdruckmittel nicht einfach abgesetzt werden sollten.

Kritik gab es an den wechselnden Rabattverträgen der Kassen mit den Pharmakonzernen, bei denen es nur um Einsparungen gehe. "Wenn der Apotheker das Medikament eines anderen Herstellers verkauft, wird er von den Kassen bestraft." Mit dem Brexit befürchtet Bieger weitere Verschlimmerungen: Die wichtigsten Hersteller von Lokalanästhetika seien in England. Und schon jetzt komme es vor, dass man wegen einer Lappalie eine Totalnarkose machen müsse, weil Lokalanästhetika fehlten.