Tagesmütter und "abgebende Eltern" sprachen in der Fachberatung Kindertagespflege über ihre Befürchtungen aufgrund der neuen Beitragstabellen. Foto: Schnurr

Beiträge für Betreuung steigen. Betroffene bestürzt. Hoffnung auf mit Kindergärten vergleichbare Sätze.

Zollernalbkreis - Eltern, deren Kinder bei Tageseltern betreut werden, sollen künftig mehr bezahlen. Das sorgt im Kreis für Ärger.

Weil im Zollernalbkreis zum Stichtag 1. August 2013 nicht genügend Plätze für Kinder zwischen einem und drei Jahren zur Verfügung standen, gibt es weniger Geld aus dem Finanzausgleich für die Tagespflege. Das hat geänderte Beitragstabellen zur Folge und bedeutet letztlich, dass Eltern, die ihre Sprösslinge von Tageseltern statt in kommunalen Kindergärten betreuen lassen, rückwirkend zum 1. Januar 2014 einen deutlich höheren Eigenanteil bezahlen sollen.

Von zusätzlichen bis zu 170 Euro geht der Jugendförderverein Zollernalbkreis aus, der die Arbeit der Tagesmütter und -väter organisiert. Die betroffenen Tages- und "abgebenden" Eltern sind verärgert, ja, bestürzt.

Eltern, die aus beruflichen Gründen auf die größere Flexibilität der Tagespflege gegenüber den festen Zeiten eines Kindergartens angewiesen sind, müssen für die Kinderbetreuung mehr Geld bezahlen. Das widerspricht aus Sicht der Betroffenen der gesetzlich zugesicherten Wahlmöglichkeit zwischen verschiedenen Betreuungsformen.

Jessica Herrmann benötigt als Alleinerziehende beispielsweise die Tagesmutter, um voll berufstätig sein zu können, und sieht ihre Tochter Emily bei dieser "wunderbar aufgehoben". Doch die in ihrem Fall 70 Euro zusätzlich pro Monat seien sehr viel Geld.

Ähnlich sieht das Sina Storch, die wegen ihrer Schichtarbeit die Tagespflege benötigt. Die rückwirkend erhöhten Beiträge haben sie dazu bewogen, den Umfang der Betreuung für ihr Kind zu reduzieren.

Damit ist sie nicht alleine, wie Barbara Metzger berichtet. Sie ist seit 18 Jahren als Tagesmutter tätig und betreut derzeit fünf Kinder. Doch ab Juli werden es wohl nur noch drei sein: Wegen der scheinbar willkürlich steigenden Beiträge haben zwei Mütter gekündigt. Dabei geben manche Eltern der Tagespflege bislang bewusst den Vorzug. Sie sehen ihre Kinder bei Tageseltern individueller betreut als im Kindergarten.

Die Tageseltern im Kreis erhalten indes auch nach der Beitragserhöhung nicht mehr als die bisherigen 5,50 Euro pro Stunde und Kind. Es steigt für sie lediglich die Unsicherheit, ob von ihnen angebotene Betreuungsplätze überhaupt belegt werden. In vielen Fällen ist das für die Tageseltern oder Mitarbeiterinnen in der "Tagespflege in anderen geeigneten Räumen" eine existenzielle Frage.

Und die Schlechterstellung durch die im Vergleich zum Kindergarten höheren Beiträge verstärkt das unbefriedigende Gefühl, in manchen Fällen nur als Lückenbüßer zu dienen, bis ein Platz in der deutlich billigeren Kinderkrippe am Wohnort frei wird. "Diese Anspannung spüren die Kinder", sagt Barbara Metzger. "Dass das auf ihrem Rücken ausgetragen wird, tut mir weh."

Als Lösungsmöglichkeit nennt Josef Huber, Vorsitzender des Jugendfördervereins, die "Harmonisierung" der Elternbeiträge. Das bedeutet, dass für die Tagespflege ähnliche Sätze erhoben würden wie in den kommunalen und kirchlichen Kindergärten.

Hoffnung setzt Ingrid Musen von der Fachberatung Kindertagespflege nun in den Landrat: Günther-Martin Pauli habe ihr zugesagt, der Landkreis werde über die Kostensteigerung sprechen.

Das könnte die Betroffenen hoffen lassen. Denn bereits im Bericht zur Kindertagesbetreuung im Oktober 2013 hat das Kreisjugendamt die Harmonisierung als eine Maßnahme genannt – um die Attraktivität der Tätigkeit als Tagesmutter zu steigern.

u 146 Frauen und vier Männer betreuen im Zollernalbkreis derzeit rund 300 Kinder in Tagespflege.