Auch Pfarrer Johannes Zimmermann kann das Datum auf der Außenmauer der Kirche nicht genau entziffern. Foto: Fischer

Jubiläum: Gemeinde feiert mit Dorffest, Vortragsreihe und Konzerten. Ausstellungen und weitere Aktionen.

Balingen-Endingen - Gleich zwei Bauten in Endingen feiern in diesem Jahr einen runden Geburtstag: Jahreszahlen an den Außenwänden lassen darauf schließen, dass der Kirchturm 150, die Kirche sogar 500 Jahre alt wird.

Vier Ziffern an der Außenwand der St.-Blasius-Kirche sorgen für Disskussionen: Etwas schief in den Stein geritzt steht dort 1316. Oder doch eher 1516? Selbst Pfarrer Johannes Zimmermann ist sich nicht ganz sicher. Für Wolfgang Schöllkopf, landeskirchlicher Beauftragter für Kirchengeschichte weist der Stil der Zahlen deutlich ins frühe 16. Jahrhundert.

Behält er recht, dann wird die Kirche in diesem Jahr 500 Jahre alt. Das habe die Evangelische Kirchengemeinde dazu angeregt, das Jubiläumsjahr in den Monaten April bis Juli mit verschiedenen Vorträgen und Konzerten zu begehen, sagt Zimmermann.

So ein Jubiläum sei für den evangelischen Pfarrer aber oft eine zwiespältige Sache. Mann schaue zurück, doch es bestehe oft auch die Gefahr in der Vergangenheit hängen zu bleiben. Deshalb habe im Jubiläumsjahr die Geschichte ihren Platz, etwa in Form eines Vortrags von Hans-Dieter Frauer über die Zeit der Reformation, in der vermutlich auch die Kirche entstanden ist. Aber auch Themen der Gegenwart wie Bildung und moderne Musik dürften nicht fehlen.

Den Höhepunkt bilde das Festwochenende vom Freitag, 1., bis Sonntag, 3. Juli, unter dem Motto "Ein Dorf feiert". Zimmermann freut sich dabei besonders, dass der ganze Ort mit einbezogen wird: "Das Schöne ist, dass etwas Gemeinsames entsteht". Ein Festausschuss bestehend aus Kirchengemeinderäten und Vereinen organisiert das Fest unter der Schirmherrschaft von Ortsvorsteher Thomas Meitza.

Ausstellungen und Aktionen an den Schulen

Am Freitag, 1. Juli, beginnt das Wochenende mit einem Festakt in der Kirche. Dann wird im Festzelt weitergefeiert zu den Klängen des Musikvereins Endingen. Am Samstag stehen abends Aktionen und Ausstellungen der Schulen und Vereine auf dem Programm. So hofft Zimmermann etwa, dass die Bergrettung der Feuerwehr den Kirchturm erklimmen wird. Den Abschluss macht am Sonntag ab 9.30 Uhr ein Festgottedienst unter dem Motto "Die Kirche bleibt im Dorf" mit anschließendem Mittagessen und Festprogramm.

Als besonderes Schmankerl gibt es im Jubiläumsjahr den "Endinger Kirchenwein" zu kaufen. Der Wein stammt allerdings aus Endingen am Kaiserstuhl, mit dem der Balinger Stadtteil oft verwechselt wird. Die Etiketten hat Grafikdesignerin Annette Heeren entworfen, die sich als aktives Mitglied der Kirchengemeinde auch um die Flyer zum Jubiläumsjahr gekümmert hat.

"Wenn Steine reden könnten, hätte das Kirchengebäude sicher einiges zu erzählen", meint Zimmermann, "wir wissen aber sehr wenig." So habe er bisher keine schriftlichen Zeugnisse finden können. Einzig die Steinmetzzeichen im Chorraum der Kirche weisen auf das Ende des 15. Jahrhundert hin, so die Auskunft von Annette Pelizäus vom landeskirchlichen Archiv in Stuttgart.

Siegfried Jetter erforscht derweil die Geschichte der Kirche. Er hat herausgefunden, dass 1516 schlechte wirtschaftliche Verhältnisse in Endingen herrschten: Die Ortsherren waren hoch verschuldet und die Kirchenleitung in Rom und Konstanz hatte andere Interessen. Trotzdem kam es zum Kirchenbau. Außerdem sei die Kirche einmal ausgebrannt.

Deutlicher als an der Kirchenwand ist die Jahreszahl am Kirchturm zu lesen – 1866. Er wird in diesem Jahr also 150 Jahre alt. Endingen sei immer verspottet worden, weil seine Kirche keinen Turm hatte, so Zimmermann. Die Glocken seien nur an Zwetschgenbäumen gehangen, erzählt man sich im Dorf. So wurde der Turm 1866 in der kurzen Zeit von Mai bis Oktober erbaut.