"VollHorn-Ensemble" eröffnet Saison der Balinger Konzerte mit spezifischer Klangwelt

Von Friedrich Dold

Balingen. "Musik in der Fabrik" – ohne sie ist der Saisonbeginn der "Balinger Konzerte" nicht mehr denkbar. Zum elften Mal fand sie statt, und die Versandhalle bei Krug & Priester muss immer weiter ausgeräumt werden, um die Menge der Zuhörer aller Altersklassen unterzubringen.

In Vertretung des Hausherrn begrüßte sie Michael Walther, und besonders herzlich hieß er das "VollHorn-Ensemble" willkommen.

Zuhörern öffnet sich spezifische Klangwelt

Hornstudenten der Musikhochschule Trossingen gründeten vor vier Jahren das Ensemble, und seither haben sich die zehn Hornisten in ganz Europa einen Namen gemacht. Ihr Lehrer und künstlerischer Leiter Professor Szabolcs Zempléni spielt mit, Dirigent ist Hannes Krämer.

"VollHorn" hatte Werke auf dem Programm, die man in ausladender Orchesterbesetzung kennt, und musste seine Hörer zunächst in seine spezifische Klangwelt hineinlotsen: weicher, sonorer, beim ersten Hören weniger durchsichtiger Klang, der sich aber zu überwältigendem Glanz steigern konnte. Erstaunlich der Tonumfang der Hörner – sie könnten Trompete oder Basstuba vortäuschen. Und die hohen spieltechnischen Schwierigkeiten wurden meistens erstaunlich gut gemeistert.

Die Akteure wechselten sich ab bei kurzen, prägnanten Werkeinführungen. Sie begannen mit der "Akademischen Festouvertüre", die Brahms der Universität Breslau als Dank für die Verleihung der Ehrendoktorwürde zugeeignet hatte. "VollHorn" spielte sie ohne Schwere und Bombast und machte klar, dass das akademisch Ernste und kontrapunktisch Verzwickte auch schon von Brahms mit einem Augenzwinkern serviert wird.

Ohne übertriebenen Pathos erklang auch "Siegfrieds Tod" aus Wagners "Götterdämmerung", durchaus im Trauermarsch-Rhythmus. Beachtlich präzise Horntöne mimten die sanften Paukenschläge des Originals. In Webers "Freischütz"-Ouvertüre prägt das Horn an vielen Stellen den Orchesterklang. Kein Wunder, dass die "VollHorn"-Interpretation zu einem besonderen Höhepunkt wurde.

Präzises Dirigat von Hannes Krämer

Der zweite Teil begann mit der Ouvertüre zu Rossinis "Barbier von Sevilla", gefolgt von Auszügen aus Bizets "Carmen". Hannes Krämer dirigierte auch hier präzise, aber vielleicht ein bisschen zu gleichförmig und drängend. Etwas mehr Raum, den Klang sich entfalten zu lassen, hätte vielleicht auch den einen oder anderen Kiekser vermieden.

Wie rund, weich und melodiös die Hörner tönen können, zeigte sich dann in der "Mondscheinmusik" aus "Capriccio" von Richard Strauss. Mitreißendes Temperament entfesselten dann alle Zehn in der "Danse espagnole" von Manuel de Falla. Herzlicher Beifall, und wie immer gab es warme Dankesworte von Irmgard Priester für Musiker, Organisatoren und Publikum.