Für die Tafel würden dringend Spenden benötigt – die dafür aufgestellte Kiste in der Stadtkirche bleibt indes fast immer leer. Foto: Maier

Pfarrerin Reichle beklagt mangelnde Spendenbereitschaft der Stadtkirchengemeinde zugunsten der Tafel.    

Balingen - Mit einem erneuten Appell wendet sich die Balinger Stadtkirchenpfarrerin Kristina Reichle an die Gemeindeglieder. Für die Tafel würden dringend Spenden benötigt – die dafür aufgestellte Kiste in der Stadtkirche bleibt indes fast immer leer.

Richtiggehend frustriert sei sie deswegen, sagt Pfarrerin Reichle im Gespräch mit unserer Zeitung. In einer Predigt habe sie den Stadtkirchengängern bereits die Leviten gelesen und die offenbar "mangelnde Nächstenliebe" angeprangert – ohne Erfolg. Monetäre Opfergaben in den Gottesdiensten seien eine schöne Sache, so Reichle, aber noch dringender würden Lebensmittelspenden zugunsten der Balinger Tafel benötigt, die gemeinsam von der evangelischen und der katholischen Gemeinde sowie vom Förderverein betrieben wird. Den Helfern stehe das Wasser dort derzeit quasi "bis zum Hals", so Reichle.

Im Vergleich zum Vorjahr habe sich die Zahl der Kunden verdoppelt. Mit der gestiegenen Zahl der Flüchtlinge auch in Balingen und aufgrund der zunehmenden Altersarmut seien immer mehr Menschen auf die günstige Einkaufsmöglichkeit angewiesen, sagt Reichle.

"Dem Gottesdienst müssen Taten folgen"

Um vor allem grundlegende Dinge des täglichen Bedarfs wie haltbare Lebensmittel – etwa Nudeln, Reis, Zucker, Salz oder Konserven aller Art – und Hygieneartikel an die Tafelkunden weitergeben zu können, ist die Einrichtung auf Spenden angewiesen. Zahlreiche Sponsoren und Spender unterstützen die Arbeit – allerdings wird aufgrund der wachsenden Kundenzahl der Bedarf auch immer größer.

Seit rund einem halben Jahr stellen deswegen alle Balinger Gemeinden die Tafelkörbe auf, versehen mit Informationen zur Tafel und mit der Bitte, Spenden abzugeben. In allen Gemeinden in allen Stadtteilen kommen laut Reichle so regelmäßig Lebensmittel für die Tafel zusammen, mitunter mehr, als in eine der grünen Kisten passt, mitunter sind es ganze Einkaufswagen voll.

Die einzige, laut Reichle traurige, Ausnahme: Im Tafelkorb in der Stadtkirche herrscht fast immer gähnende Leere. Nur zu Beginn der Aktion habe sich manchmal etwas darin befunden.

Es sei zwar schön, wenn viele Menschen zu den Gottesdiensten, gerade jetzt während der Weihnachtstage, kämen. Aber der wahre Gottesdienst zeige sich im Alltag – und daran, was man für andere Menschen bewirke. Reichle erinnert an die Worte des Jakobus in der Bibel, die dazu aufrufen, "Täter des Worts und nicht Hörer allein" zu sein. Mit den Worten Reichles: "Ist es denn wirklich so schwer, zum Gottesdienst eine Packung Nudeln mitzubringen?"