Reaktion auf unsere Karikatur am vergangenen Samstag: Dieser Cartoon stellt die Entwicklung in den Verhandlungen um den Balinger Bahnhof aus der Sicht von Peter Seifert dar. Nach dem Angebot an die Stadt, den Vorplatz zu kaufen (von links), und dem Versuch des Bauamts, den Preis herunterzurechnen, herrscht seit Ende Januar Funkstille zwischen den Verhandlungspartnern. Seifert betitelt das mit dem Wort "Ansteckungsgefahr". Ganz am Ende (rechts) ist der Laden runter – buchstäblich und nicht nur für den Verkauf: Auch eine Umwidmung des Vorplatzes kommt für Seifert nun nicht mehr in Frage. Foto: sb

Bahnhofseigentümer will keinen Vertrag mit Stadt schließen und den Vorplatz behalten. 

Balingen - Schluss, aus, vorbei: Peter Seifert wird den Bahnhofsvorplatz nicht zu einer öffentlichen Fläche widmen. Zu diesem Entschluss sei er nach reiflicher Überlegung und nach einem Gespräch mit Baudezernent Ernst Steidle gekommen, sagte Seifert unserer Zeitung. Er ziehe sein Widmungs-Angebot zurück.

Als Grund nennt Seifert die Weigerung der Stadtverwaltung und des Gemeinderats, seine Bedingungen anzuhören und zu respektieren, die er als Eigentümer des Vorplatzes und des Bahnhofsgebäudes gestellt hatte: Seifert will am Bahnhof Platz für ein Car-Sharing-Konzept, zudem hätte er als Eigentümer gerne ein Wörtchen mitgeredet bei der künftigen Vorplatz-Gestaltung. Diese Forderungen seien für ihn legitim, so Seifert, schließlich sei er Eigentümer des Vorplatzes und müsse Monat für Monat Zins und Tilfung bedienen.

Der Gemeinderat wiederum hatte im März entschieden, dass die Stadt das Umwidmungs-Angebot nur dann annehmen solle, wenn es keine Bedingungen gebe. Darauf, dass es keine schriftlichen Zusagen für die Realisierung des Car-Sharing-Konzepts geben werde, hatte Baudezernent Steidle Peter Seifert zuletzt noch einmal hingewiesen; solche seien in dem Vertragsentwurf, den die Stadtverwaltung derzeit vorbereitet, nicht enthalten. Seifert sagte gestern, dass er einen solchen "Knebel-Vertrag", der ihm als Eigentümer die Bedingungen diktiere, niemals unterschreiben werde: "Ich lasse mich doch nicht zum Deppen machen".

Seifert erhebt Vorwürfe gegen Bürgermeister Reitemann

Außer gegenüber dem Gemeinderat, der der Stadtverwaltung den Vertrags-Auftrag gegeben hatte, erhebt Seifert auch Vorwürfe gegenüber Oberbürgermeister Helmut Reitemann. Seitdem er Ende Januar das Widmungs-Angebot unterbreitet habe, warte er darauf, dieses mit dem Stadtoberhaupt bereden zu können; er habe auch mehrmals um einen Gesprächstermin gebeten. "Doch es kam nichts", so Seifert. Er werte das als "Armutszeugnis". Dass er sein Konzept erst nach der Unterzeichnung des Widmungs-Vertrags im Gemeinderat hätte vorstellen dürfen, wertet Seifert als "Affront".

Seifert sagte weiter, dass Baudezernent Steidle ihm beim Gespräch in der vorigen Woche deutlich gemacht habe, dass, falls es zu keiner Umwidmung des Vorplatzes komme, auch die Planungen der Stadtverwaltung für das Lindle-Areal hinter dem Bahnhof und für die Bahnhofs-Gaststätte gestorben seien.

Er habe das fast schon als Nötigung empfunden, dass er der Widmung unbedingt zustimmen müsse, sowie als Versuch, ihm im Falle eines Scheiterns den schwarzen Peter zuzuschieben. Er trage zwar diesen Vornamen, so Seifert, aber in die Rolle desjenigen, der der Stadtverwaltung alle ihre tollen Planungen vermassele, lasse er sich nicht drängen. Dass es zu keiner Einigung gekommen sei, das hätten sich "die Herren im Rathaus" sowie der Gemeinderat vielmehr selbst zuzuschreiben.