Noch ohne Namen: der Schulverbund Frommern. Das könnte sich bald ändern. Der Gemeinderat hat den Weg freigemacht dafür, dass die Bildungseinrichtung auch einer Person benannt werden darf. Foto: Maier

Debatte um Namensgebung entschieden. Gemeinderatsmehrheit weist "Denkverbot" zurück.

Balingen - In der Diskussion um die Benennung von Balinger Schulen hat die Mehrheit des Balinger Gemeinderats am Dienstagabend entschieden, dass dafür auch Namen von Personen verwendet werden dürfen. Der anderslautende Antrag von Freien Wählern, FDP und Grünen fiel mit 13:17 Stimmen durch.

Die Entscheidung gilt grundsätzlich für alle Balinger Schulen, ist indes für eine von besonderer aktueller Bedeutung: den Schulverbund Frommern. Das Ansinnen dort, die Bildungseinrichtung nach einer historischen Persönlichkeit zu benennen, war Anlass für den Antrag der drei Fraktionen, genau dies zu untersagen. Freie Wähler, FDP und Grüne wollten zudem grundsätzlich festgestellt sehen, dass "ein Denk- und Diskussionsprozess zu Namen von Personen für einen Schulnamen sich aktuell und zukünftig erübrigt".

Diese Formulierung dürfte es vor allem gewesen sein, die die Befürworter von Schulnamen nach Personen in Stellung brachte: Er wolle in dieser Frage "kein Denk- und Diskussionsverbot" aufstellen, erklärte Wolfgang Rehfuß (CDU). Sein Fraktionskollege Andelin Hotkovic assistierte, das sei eine "unnötige Bevormundung". Alexander Maute meinte, der Gemeinderat müsse das Mitspracherecht der Schulen respektieren und ihnen die Freiheit zugestehen, sich einen selbstgewählten Namen zu geben. Ulrich Teufel (SPD) sagte, dass eine solche Entscheidung allein vor Ort getroffen werden solle; das "Denkverbot", wie in dem Antrag formuliert, sei ein "unangebrachter Eingriff".

Dagegen, letztlich erfolglos, warb Dietmar Foth (FDP) dafür, an der bisherigen Balinger Tradition festzuhalten, wonach Schulen nicht nach Personen, sondern nur nach Orts- und Gebietsnamen benannt werden dürfen. Personennamen seien für die Identifikation der Schüler und Lehrer mit ihrer Bildungseinrichtung nicht entscheidend, auch die Qualität des Unterrichts werde dadurch nicht besser. Werner Jessen (Freie Wähler) sagte, dass die Benennung nach einer Person nur Verwirrung stifte, weil daraus nicht hervorgehe, wo die Schule und was für eine Art Schule es sei: "Schulverbund Frommern – das ist allen ein Begriff", so Jessen.

Zudem verwies Jessen auf die "negativen Erfahrungen" mit Namensgebungen nach Personen in Balingen: Man erinnert sich an die Hötzer-Debatte, die zu Beginn des Jahrtausends tiefe Gräben in Balingen gerissen hat. Der heutige Kleine Saal der Stadthalle trug einst den Namen des Balinger Heimatdichters; weil ihm eine gewisse Nähe zum Naziregime nachgesagt wurde, wurden beide Säle umbenannt – der Große verlor den Namen des Heimatmalers Friedrich Eckenfelder gleich mit.

Ähnliche Debatten scheinen in Frommern nicht zu erwarten zu sein: Ein Arbeitskreis unter der Federführung von Schulleiter Martin Kettner sowie mit Beteiligung von Schülern, Lehrern, Ortschafts- und Gemeinderäten hatte nach einem langen Denk- und Diskussionsprozess drei Namens-Favoriten für die Frommerner Schule gekürt. Otto Mörike, Wilhelm Kraut sowie Hirschbergschule. Der Favorit ist Mörike: In Dürrwangen geboren, war er ein evangelischer Pfarrer und Widerstandskämpfer im "Dritten Reich".