Bernd Hempel mit seinem neuen Buch. Foto: Ungureanu Foto: Schwarzwälder Bote

Buch: Balinger Autor stellt auf 233 Seiten Gott infrage und die ganze Menschheit auf den Prüfstand

Balingen (gu) . Er war in jungen Jahren Kindergottesdiensthelfer und hat jahrelang als Religionslehrer den Kindern "fleißig erzählt, was die Kirche gesagt hat. Mit 69 Jahren bringt Bernd Hempel ein Buch heraus, in dem er den Beweis liefert, dass es Gott nicht gibt. Er sei christlich erzogen worden, sei auch mit dem Pietismus in Berührung gekommen, erzählt der Wahl-Balinger, der seit 40 Jahren hier lebt und arbeitet. Bis zu seinem Herzinfarkt vor einigen Jahren sei er gläubig gewesen, habe jeden Abend gebetet. "Als ich nach 45 Minuten Reanimation aufwachte, habe ich Gott gedankt, dass ich nicht auf dem Friedhof gelandet bin", erzählt er.

Einen Monat habe es gedauert, bis er körperlich wieder fit gewesen sei, ein Jahr, bis er geistig wieder auf der Höhe war: "Dann habe ich angefangen, mir Gedanken zu machen, habe nachgeforscht und Gott hinterfragt. Ich bin überzeugt, dass das, was im Namen der Religion schief läuft, nicht gottgewollt sein kann."

Er begann die bestehenden Thesen der Religion anzuzweifeln, fragte sich, wann es wohl den ersten Menschen gegeben hat – und was der Ursprung der "Ein-Gott-Religion" war. Und gelangte zum Schluss, dass es Echnaton und Nofretete waren, die die Vielgötterei erstmals abgeschafft hatten.

Und dass es nicht Jesus war, der das Christentum verbreitet hatte, sondern eher der Apostel Paulus. "Jesus war ein Wanderprediger, der die Ein-Gott-Religion gepredigt hat, und ein Heiler, der von den Römern getötet worden ist." Heiler gebe es heute noch viele. Aber ist Religion nützlich? Hempel erinnert an den berühmten Satz von Karl Marx: "Religion ist Opium fürs Volk." Und verweist auf Größen wie Stephen Hawking und Albert Einstein, die ebenfalls nicht gläubig gewesen seien. "Was ohne Gott bleibt, ist die Sehnsucht", räumt er ein. Die gleiche Sehnsucht wie die der frühen Menschen, die im Angesicht von Blitz und Donner ihre Götter erfunden haben.

Die "Zehn Gebote"? Hempel ist überzeugt, dass sich der Mensch auch ohne diese Gebote an gewissen Verhaltensregeln orientieren würde: "Man kann auch ohne Gott ein anständiger Mensch sein.". Dass Moses die Gebote empfangen und an die Menschen weitergegeben habe, glaubt er nicht: Moses, sagt er, den habe es gar nicht gegeben. Das seien in Wirklichkeit mehrere Menschen gewesen.

Daran, dass Judentum, Christentum und Islam den gleichen Ursprung haben, lässt Hempel keinen Zweifel. Es habe nur verschiedene Menschen gegeben, die die alte Geschichte so auslegten, "wie es für sie nützlich war". Und: "Gott wird immer mehr zerlegt, weil wir nicht mehr an Donner und Blitz glauben."

Was ihm zum jetzigen Zeitpunkt viel wichtiger erscheint als jede Religion: "Wir haben noch zwei bis zwölf Jahre Zeit, um die Klimakatastrophe abzuwenden." Hempel, der seinerzeit in der Friedensbewegung aktiv war und zu den Gründungsmitgliedern der Balinger Grünen gehört, hat in der Hinsicht aber wenig Hoffnung: "Wenn’s einem gut geht, kümmert man sich nicht um die Zukunft", sagt er. Das politische Chaos werde kommen, "und wir vernichten uns selbst".

Schlagworte, auf die er in seinem Buch eingeht, sind Bevölkerungsexplosion, Artensterben, künstliche Intelligenz, Digitalisierung und "unsere Dummheit, weil wir nicht an die Zukunft denken". Nur noch kurze Zeit bleibe der Menschheit, "dann muss die Natur den Menschen vernichten, um sich zu schützen". Er bezieht sich auf eine Aussage des Philosophen Stephen Hawking: "Wir werden das Jahr 2100 nicht mehr erleben, wenn wir so weitermachen."

Ihm ist klar, dass er mit seinem Buch anecken wird. Er wäre ja nicht das erste Mal, meint er schmunzelnd. Und betont ausdrücklich: Ob seine Leser ihm folgen oder zu einer eigenen Überzeugung gelangen, sei jedem freigestellt.

 Bernd Hempel stellt sein neues Buch "Gott und die Menschheit auf dem Prüfstand" am Freitag, 28. Juni, ab 19 Uhr im Restaurant "Zum Hirschgulden" vor.