Hartmut Markert von der der GEW Baden-Württemberg spricht über die aktuelle Bildungsdebatte. Foto: Privat Foto: Schwarzwälder-Bote

Schule: Lehrergewerkschaft informiert sich über die aktuelle Qualitätsdebatte im Bildungswesen

Zollernalbkreis. Wohin führt die neue Qualitätsdebatte im Bildungswesen? Dazu referierte im Rahmen der Kreisversammlung der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft Zollernalbkreis (GEW) Hartmut Markert, Leiter des Vorstandsbereichs Allgemeine Bildung der GEW Baden-Württemberg.

Bislang sei es vorrangig darum gegangen, die chronische Unterversorgung der Schulen zu beheben und Reformkonzepte voranzubringen – etwa die Inklusion und den Ausbau der Ganztagsschulen.

Neu in der Debatte um die Qualitätssteigerung von Schule und Unterricht sei neben diesen "Baustellen" ist die Frage, wie die Professionalität von Lehrkräften und Schulleitungen erhöht werden kann.

Die aktuelle Debatte, so Markert, werde befeuert durch das schlechte Abschneiden Baden-Württembergs bei Schulleistungsvergleichen wie VERA und IQB. Das Kultusministerium habe ein Qualitätskonzept angekündigt, das mit der Auflösung des Landesinstituts für Schulentwicklung verbunden sei. Dieses solle in zwei neue Institute überführt werden mit dem Ziel, eine Verbesserung der datengestützten Schulentwicklung und Lehrerfortbildung zu ermöglichen.

Auch zentrale Klassenarbeiten in allen Jahrgangsstufen seien geplant. Wenn jedoch Nachhaltigkeit und Zukunftsfähigkeit Grundlage schulischer Bildung und Erziehung sein sollen, setze dies ein umfassendes Bildungsverständnis voraus.

Die Qualität von Schule und Unterricht aber lediglich anhand der Ergebnisse von Leistungsvergleichen oder zentralen Klassenarbeiten beurteilen zu wollen, entspringe einem verkürzten Verständnis von Bildung. Im Mittelpunkt der Reformen müsse aus Sicht der GEW die Schul- und Unterrichtsentwicklung und die Professionalisierung der Lehrkräfte stehen, die sich über die gesamte Berufsbiografie erstrecke.

Hierzu bedürfe es schulnaher, aufeinander abgestimmter und regional gebündelter Qualifizierungsangebote. Darüber hinaus sollten Schulen beim Aufbau von professionellen Lerngemeinschaften unterstützt werden, die als Motor der Qualitätsentwicklung von Unterricht und Schulen zu betrachten seien.

Aufwand und Nutzen der bislang praktizierten Selbst- und Fremdevaluation stünden in keinem angemessenen Verhältnis und sollten weiterentwickelt werden. Besonders sinnvoll erscheine in diesem Zusammenhang, wenn durch die Erhebung sozioökonomischer Daten eine nachteilsausgleichende Ressourcenzuweisung an die Schulen erfolgen würde.