Philipp Poisel überzeugt sein Publikum mit viel Gefühl und poetischen Texten. Foto: Klebitz

Mal singt, spricht oder haucht er nur: Musiker eröffnet auf dem Messegelände die Balingen Open-Airs.    

Balingen - Zwei Jahre ist es her, da stand Herbert Grönemeyer in Balingen auf der Bühne. Was er dort bewiesen hat, gilt auch für das Konzert seines Zöglings Philipp Poisel gestern: Das Gefühl ist entscheidend, alles andere egal.

Das Konzert ist nicht ausverkauft, ein paar Besucher mehr hätten auf dem Messegelände schon noch Platz, und das Wetter? Naja, das könnte auch besser sein.

Sie sind nicht perfekt, die äußeren Bedingungen, zum Start des zweiten Balinger Open-Air-Wochenendes. Irgendwie passt das aber zu einem Konzert von Philipp Poisel. Denn der Ludwigsburger ist, wenn man so will, auch kein perfekter Popstar.

Unter lautem Applaus betritt er, nachdem "Bosse" die Fans in Konzertstimmung gebracht hat, unfrisiert, im unauffälligen schwarzen Hemd die Bühne. Der 31-Jährige wirkt, wenn er spricht und dann zur Gitarre greift, ein bisschen wie ein Oberstufenschüler – keinesfalls wie ein Popstar. Das will er, so heißt es, auch gar nicht sein. Schlicht als authentischer Künstler will er wahrgenommen werden.

"Ich liebe dich, 1, 2, 3" ist an diesem Abend Poisels erster Song. Ein paar Minuten später halten sich die ersten Paare im Arm. "Halt mich" singt Poisel und – das ist das Besondere an seiner Musik – es wirkt nicht kitschig. Es sind einfache Texte, die er seinem Publikum vorträgt. Worte, die klingen, als seien sie ihm gerade erst eingefallen.

Er erzählt Geschichten, die jeder nachfühlen kann. In "Bis nach Toulouse" zum Beispiel, wo er die Flucht aus dem Alltag beschreibt. Eine Reise. "Dam, da, da" nuschelt er. Das kann er schon fast so gut wie sein Förderer Grönemeyer, bei dem er unter Vertrag steht. Genau wie er verschluckt Poisel Wortenden, mal singt er, mal spricht oder haucht er nur. Gerade mit diesen Unsauberkeiten schafft er es, seine Geschichten so zu singen, dass ein Gefühl dabei beim Publikum ankommt. Eine Fähigkeit, die nur wenige der perfekten Popstar-Typen haben.