So soll der umstrittene Bau aussehen. Foto: Büro Hiemisch

Ehepaar Bodmer wehrt sich gegen Bau der Weilstetter Seniorenanlage und sammelt Unterschriften.

Balingen-Weilstetten - Für das Baugesuch "Seniorenanlage in Weilstetten" läuft derzeit das Genehmigungsverfahren. Anlieger können bis zum 18. Juni Einwände vorbringen. Das wollen Veronika und Bernd Bodmer auf jeden Fall tun und fordern andere dazu auf, ihrem Beispiel zu folgen – auch übers Internet.

Musik erklingt, die Kamera schwenkt über das große Wiesengrundstück neben dem Lochenbad, auf dem die Weilstetter Seniorenanlage mit ihren 75 Einheiten gebaut werden soll. In großen Lettern wird es als "kleine Oase" beschrieben, in der sich Insekten und Vögel finden und die zum Joggen und Spazierengehen einlädt.

Dann die krasse Einblendung zu einer Großbaustelle in Tengen, wo derzeit vom gleichen Investor ebenfalls eine Seniorenanlage gebaut wird – in etwa den gleichen Größenordnungen, wie sie in Weilstetten geplant ist. Und abschließend wird die Forderung "Stollenau soll unbebaut bleiben" eingeblendet sowie die Aufforderung, Einwände an das Stadtplanungsamt zu senden.

Gebäude inzwischen 13 Meter hoch

Die Initiatoren, Veronika und Bernd Bodmer, haben diesen Film auf YouTube und Facebook eingestellt. Sie wollen damit möglichst viele Gleichgesinnte mobilisieren und sie dazu bringen, sich ebenfalls gegen das Vorhaben aussprechen. Parallel dazu sammeln sie Unterschriften.

"Wir sind am 21. Mai darüber informiert worden, dass wir das Baugesuch und somit die Pläne einsehen können und dass wir vier Wochen Zeit haben, um Bedenken vorzubringen", erklärt Bernd Bodmer. Und die sind ihm und seiner Frau gekommen, nachdem ihnen nach dem Studium der Pläne die Dimensionen des geplanten Gebäudes bewusst geworden seien: Es sei 51 Meter lang, 41 Meter breit, zwischen zehn und 13 Meter hoch. Sie sprechen von einem "Klotz" mit einem Volumen von rund 15.500 Kubikmeter umbauten Raums.

Die beiden Weilstetter stören sich aber nicht nur an diesen Größenordnungen. Sie können nicht nachvollziehen, dass für das Vorhaben kein Bebauungsplan aufgestellt wird. Dies sei 2016 noch ganz anders gewesen. Damals ging es ebenfalls um eine Seniorenanlage, aber um eine deutlich kleinere mit 50 Einheiten. Es habe einen Beschluss gegeben, dafür einen Bebauungsplan aufzustellen. Dies sei aber nie geschehen.

Nun werde das Baugesuch nach den Bestimmungen des Paragrafen 34 des Baugesetzbuchs beurteilt, der Vorhaben im "unbebauten Innenbereich" regelt. Da heiße es unter anderem, das Vorhaben müsse sich in die Umgebung einpassen. Doch davon kann nach Ansicht von Bernd Bodmer nicht die Rede sein. "Wir sind nicht gegen eine Seniorenanlage", hält er fest: "Doch nicht in dieser Größe und nicht an einem der schönsten Flecken in Weilstetten."

Nachdem der erste Investor ausgestiegen war und ein zweiter sein Interesse bekundet hatte, eine Seniorenanlage zu bauen, sei von Anfang klar gewesen, dass es um 75 Plätze gehe, erklärt Weilstettens Ortsvorsteher Wolfgang Schneider. Nur so sei ein Betrieb wirtschaftlich, habe der Investor dargelegt. Bereits im Mai habe der Ortschaftsrat seinen Segen zum Vorhaben gegeben, betont Schneider.

Infoveranstaltung im Juli geplant

Baudezernent Michael Wagner erinnert daran, dass 2016 das Bebauungsplanverfahren zwar nicht abgeschlossen worden sei. Dennoch habe es eine Bürgerbeteiligung und eine so genannte artenschutzfachliche Untersuchung gegeben. Bei beiden seien keine gravierenden Probleme aufgetaucht; von allen Seiten habe es Zustimmung gegeben. Daher sei auf ein neuerliches Bebauungsplanverfahren verzichtet worden, auch aus Kostengründen.

Zudem füge sich der Baukörper in die Umgebung ein, ist Wagner der Ansicht und verweist auf die Schule, das Hallenbad und den Kindergarten in unmittelbarer Nachbarschaft. Daher werde den Kriterien für die Nutzung eines "unbebauten Innenbereichs" entsprochen. Apropos Kindergarten: Sicherheitsbedenken seien in persönlichen Gesprächen ausgeräumt worden. So soll eine Straße beim Lochenbad mit einem Gehweg gebaut werden, mit einem zusätzlichen Gitter zwischen Straße und Gehweg.

Ob die Baurechtsbehörde das Baugesuch genehmigt, sei offen, sagt Wagner, alle Einwände würden geprüft. Die Anlieger müssten aber darlegen, "dass sie in ihren eigenen Rechten betroffen sind". Es gehe nicht darum, ob eventuell nicht mehr eine Wiese an das Grundstück grenze, sondern ein Gebäude. Wobei es sich um "ruhige Nachbarn" handele, sollte die Seniorenanlage gebaut werden.

Das Projekt will Ortsvorsteher Wolfgang Schneider im Juli bei einer Infoveranstaltung vorstellen. "Dann ist es aber zu spät, um Einwände vorzubringen", hält Bernd Bodmer fest.