Die gelben Plastik-Ohrmarken werden mit einer Zange in beide Ohren eingestanzt. Für Ernst Hermann Maier kommt das nicht in die Tüte. Seine Tiere hat er mit Transponder-Chips versehen. Foto: Archiv-Foto: Ungureanu

Stuttgarter Landwirtschaftsministerium stärkt Rinderflüsterer Ernst Hermann Maier aus Ostdorf den Rücken.

Balingen-Ostdorf - Als Ohrmarken-Rebell und Rinderflüsterer ist er bekannt. Jetzt hofft der Ostdorfer Landwirt Ernst Hermann Maier auf Unterstützung aus dem Bundesrat: Das baden-württembergische Ministerium für Ländlichen Raum hat eine Bundesratsinitiative auf den Weg gebracht, die es Familie Maier ermöglichen soll, ihre rund 270 im freien Familienverband lebenden Uria-Rinder mit elektronischem Transponder-Chip zu kennzeichnen und auf die nach dem BSE-Skandal eingeführten Ohrmarken zu verzichten.

Die Chips, so die Begründung des Landwirts, seien für die Tiere weniger schmerzhaft, könnten nicht ausreißen und zu Infektionen führen und seien im Gegensatz zu den eingestanzten gelben Ohrmarken auch absolut fälschungssicher.

Wie mehrfach berichtet, hatte Familie Maier jahrelang eine Ausnahmegenehmigung von Landrat Günther-Martin Pauli dafür. Die war aber nach einer anonymen Anzeige und nach längerem Hickhack zwischen Stuttgart, Berlin und Brüssel im vergangenen Jahr gegen den Willen des Landrats vom Regierungspräsidium Tübingen "einkassiert" worden, Maier wurde ein Ultimatum gestellt, das er verstreichen ließ. Die Folge: Seine Zuschüsse wurden gekürzt, er geriet zunehmend unter Druck. Eine Kontrolle des Veterinäramts kurz nach Weihnachten brachte ein Ergebnis, mit dem kaum jemand gerechnet hatte: Alle Tiere, die kontrolliert wurden, konnten anhand des Transponder-Chips identifiziert werden.

Schließlich stellte sich auch das Stuttgarter Ministerium für Ländlichen Raum und Verbraucherschutz hinter den Ostdorfer. Die Kennzeichnung landwirtschaftlicher Nutztiere diene den Interessen des Verbraucherschutzes, heißt es in dem Antrag des Ministeriums an den Bundesrat. Voraussetzung sei, dass durch die Einzeltierkennzeichnung jedes Rind zur Bekämpfung ansteckender Krankheiten identifiziert und zurückverfolgt werden könne. "Nach Auffassung des Bundesrats sollte der technische Fortschritt bei der elektronischen Kennzeichnung von Rindern stärker berücksichtigt werden und Fortschritte bei der Beschaffenheit der Transponder hinsichtlich Materialstabilität, Bioverträglichkeit und Funktionsfähigkeit bei den Vorgaben zur Tierkennzeichnung entsprechende Umsetzung finden", heißt es in dem Beschlussvorschlag. Und weiter: "Der Bundesrat ist der Ansicht, dass auch bei ausschließlich elektronischer Kennzeichnung von Rindern mit injizierbarem Transponder (...) die Rückverfolgbarkeit der Tiere und der von ihnen gewonnenen Lebensmittel gewährleistet werden kann." Die im europäischen Rechtsrahmen vorgesehenen Ausnahme- und Sonderregelungen sollten, so die Forderung aus Stuttgart, "grundsätzlich Eingang in nationales Recht finden".

Entschieden, sagte Ernst Hermann Maier gestern im Gespräch mit unserer Zeitung, sei noch nichts. Die Initiative sei im Bundesrat eingebracht, jetzt müsse noch darüber beraten werden. Eine Entscheidung werde es wohl in den nächsten Monaten geben. "Ich befürchte freilich, dass gewisse Kreise versuchen werden, den Antrag zu torpedieren", räumt Maier ein.

Vorerst rührt der Ostdorfer Landwirt weiter die Werbetrommel für sein Anliegen: Gestern Abend war er zu Gast in der Landesschau von SWR Baden-Württemberg.