Kommt für seine Rinder nicht in Frage: Ernst Hermann Maier lehnt die gelben Ohrmarken ab. Foto: Schwarzwälder-Bote

Ostdorfer Rinderflüsterer Ernst Hermann Maier fordert jetzt vom grünen Agrarminister Alexander Bonde eine Richtigstellung.

Balingen - Neue Runde im Ohrmarkenstreit: Rinderflüsterer Ernst Hermann Maier ist mit seinen Argumenten auf Granit gestoßen. Ihn wurmt, dass Belange des Tierschutzes nicht zählten und Behauptungen aufgestellt würden, die er für unrichtig hält. Jetzt fordert er von Landwirtschaftsminister Alexander Bonde eine Richtigstellung.

"19.000 Rinderhaltende Betriebe in Baden Württemberg haben keine Probleme mit den Ohrmarken, nur Sie haben Probleme damit", hatte der Minister bei öffentlichen Veranstaltungen in Balingen und Zimmern o. R. auf Maiers Argumente gekontert. Genau das Gegenteil sei richtig, sagt Maier: "19.000 Betriebe in Baden Württemberg haben Probleme mit den Ohrmarken, nur beim URIA Projekt hat man keine, denn sie werden den Tieren dort nicht eingestanzt." Die Uria-Rinder würden stattdessen seit 1999 "tierfreundlich und fälschungssicher mit Chips gekennzeichnet".

Die Aussage von Minister Bonde sei unzutreffend, weil es in Baden-Württemberg weitaus mehr Betriebe gebe, die in der Rinderkennzeichnung mit Ohrmarken einen Verstoß gegen die Tierschutz- und Tierhaltungsbestimmungen sehen. Die Äußerung sei daher nicht akzeptabel. "Wir müssen Sie auffordern, bis spätestens 12. Juni die Richtigkeit Ihrer Behauptung zu belegen oder Ihre Äußerung öffentlich zurückzunehmen und sich zu entschuldigen", fordert Maier.

Er gehe nicht davon aus, dass er eine Antwort erhalten werde, sagt Maier und verweist auf ein Gespräch mit der Landestierschutzbeauftragten Cornelie Jäger: Sie habe URIA massiv angegriffen, obwohl sie sich nie selbst ein Bild davon gemacht habe, sagt Maier. Die Fragen, die sie in Zusammenhang mit der Uria-Tierhaltung gestellt habe, seien zu allgemein und nicht ausführlich genug beantwortet worden, habe sie gesagt.

Auf die Frage, weshalb der juristischen Empfehlung des stellvertretenden Tierschutzbeauftragten Christoph Maisack, dem Uria-Betrieb eine Ausnahmegenehmigung für die Kennzeichnung der Rinder zu erteilen, nicht gefolgt worden sei, erwiderte die Tierschutzbeauftragte laut Gesprächsprotokoll, dass dieses Schreiben nie für die Öffentlichkeit bestimmt gewesen sei und dass die Empfehlung nach internen Beratungen verworfen worden sei.

"Kein einziger Punkt für mehr Tierschutz bei der Schlachtung wurde unterstützt", kritisiert Maier. Die Bedingungen in Schlachthöfen seien nicht in Frage gestellt worden.

Es sei hingegen wieder das Zwergeselproblem angeführt worden, bei dem das Land angeblich an die EU 100.000 Euro Strafe zahlen musste. Irrelevant für die Uria-Herde, meint Maier. In jenem Fall sei mit betrügerischer Absicht gehandelt worden.

Dass das Bundesministerium Familie Maier bestätigt habe, dass bei bestimmten Tierhaltungen Ausnahmegenehmigungen erteilt werden können und das Sache der Länder sei, werde ignoriert. Kommentar Maier: "Das Gespräch gleicht unzähligen Gesprächen, die ich zwischen 1988 und 2000 in meinem Kampf um die Erlangung einer Schießerlaubnis mit Beamten führen musste – bis im Jahr 2000 vom Verwaltungsgerichtshof festgestellt wurde, dass diese Beamten rechtswidrig gehandelt und mich in meinen Rechten verletzt haben."

Wie mehrfach berichtet, besteht der Ostdorfer Landwirt darauf, seine 270 Uria-Rinder, die im freien Familienverbund auf einer 70 Hektar großen Fläche leben, nicht mit den seit der BSE-Krise geforderten gelben Ohrmarken gekennzeichnet werden, sondern mit elektronischen Mikrochips, die nach der Geburt neben der Schwanzwurzel eingespritzt werden. Seine Argumente: weniger schmerzhaft für die Tiere, keine Infektions- und Verletzungsgefahr, absolut fälschungssicher und in bestimmten Fällen auch EU-weit zulässig.

Nix da: Die Verwaltung habe rechtmäßig gehandelt, als sie die Ausnahmegenehmigung von Landrat Günther-Martin Pauli kassierte und die Fördergelder strich. Maier verstoße gegen EU-Regeln, heißt es in einem Schreiben des Landwirtschaftsministeriums. Das führe automatisch zum Verlust von Fördergeldern. Auf Landesebene gebe es somit keinen Spielraum – schon gar nicht für "politische Lösungen".

In den Reihen der Bevölkerung hat Familie Maier viele Unterstützer, in den Reihen der Entscheidungsträger gar keine: Das Ministerium verwahre sich gegen "wiederholte haltlose Anschuldigungen eines Rinderhalters, der sich seit Jahren nicht an geltendes EU-Recht hält sowie die flankierende Berichterstattung", heißt es in einem Schreiben wörtlich. Im Übrigen sei es für Landwirte keineswegs verpflichtend, EU-Mittel in Anspruch zu nehmen.