Ist das etwa keine Propaganda? Mit flotten Sprüchen werben diese Aufkleber für ein rechtes Internet-Portal. Foto: Archiv

Mehr als eine Links-Rechts-Auseinandersetzung: SS-Runen an Hauswänden und Kreide-Parolen auf dem Pflaster

Zollernalbkreis. Am Wochenende, 6. und 7. April, haben Neonazis in Hechingen Hakenkreuze, die Zahl "88" (steht für zweimal den achten Buchstaben im Alphabet, eine Abkürzung für "Heil Hitler") sowie SS-Runen gesprüht und Aufkleber angebracht. Betroffen war unter anderem das "Starken Café", das von Migranten betrieben wird.

Nur eineinhalb Wochen später, in der Nacht zum 17. April, wurden in der Balinger Innenstadt mit Kreide Parolen wie "Demokraten bringen uns den Volkstod" aufs Pflaster geschrieben, und auch dort wurden zahlreiche Aufkleber angebracht. Die antifaschistischen Kampagne "Alboffensive – Kein brauner Alb(t)raum" sieht darin neonazistische Propaganda-Aktionen. Dass die Angelegenheit von einem Behörden-Vertreter zu einer Art Links-Rechts-Auseinandersetzung heruntergeredet werde, sei eine unzulässige Gleichsetzung und Verharmlosung der Neonazi-Ideologie. Zum verstärkten Auftreten von Neonazis im Landkreis passe auch, dass am 29. April 2012 in Balingen ein Vortrag des ehemaligen Wehrsportgruppen-Chef Karl-Heinz Hoffmann stattgefunden habe, der in Verbindung mit den Oktoberfest-Attentat von 1980 gebracht wird. Das Attentat forderte damals 13 Todesopfer.

In einem unlängst auf dem Neonazi-Infoportal "Altermedia" aufgetauchten Video sei der Vortrag Hoffmanns in Balingen zum Thema "Die perfide Schmutzarbeit der Geheimdienste" dokumentiert. Hoffmann beginne seinen Vortrag mit den Worten: "Wenn ich mich umschaue, dann fühle ich mich in alte Zeiten versetzt. Das sieht hier aus als würde ich vor der Wehrsportgruppe sitzen." In seinem Vortrag beklage er, dass er sich nicht zum Holocaust äußern dürfe. Mit von der Partie bei der Veranstaltung in Balingen: NPD-Aktivist Axel Heinzmann aus Wannweil bei Reutlingen.

Moritz Elser, Pressesprecher der Alboffensive, kommentiert die Ereignisse mit den Worten: "Offenbar fühlt sich die rechte Szene im Zollernalbkreis derart sicher, dass sie kurz nacheinander zwei Propaganda-Aktionen durchführte. Ein Ruf nach dem Einschreiten der Ordnungskräfte oder gar des Verfassungsschutzes hilft hier nicht weiter. Gegen diese rechten Umtriebe muss die Zivilgesellschaft aktiv werden."