Pauli hat gehuldigt und brav den Zehnten entrichtet. Ein Plätzchen für den Stempel findet sich noch am Unterarm. Foto: Ungureanu

Nichthuldiger und Kirchenmäus fordern beim Landrat den Zehnten ein und nehmen lokales Geschehen auf die Schippe.

Balingen - "Mo hei – Bischt grea" und "Narri – Narro"! Die Nichthuldiger und Kirchenmäus, begleitet von Hangagoascht und Wedelweible, haben am Schmotzigen zu den ohrenbetäubenden Klängen der Daagdieab das Landratsamt eingenommen.

Der Hangagoascht holte den Landrat aus seinem Büro, und der kam zusammen mit dem ganzen Hauptamt im Zebrakostüm. Mit ihnen kamen Ärzte und Wassernixen, Schneewittchen umgeben von Zwergen, Mexikaner, Piraten und allerlei buntes Gesindel. "Grausig närrisch bei euch da hinten", meinte der Bisinger Narrenvater Rainer Lacher.

Wie das gute Tradition ist, las der Bisinger Narr dem Landrat die Leviten, verglich die schier unendlichen Bauarbeiten am "Pauli-Tower" in Balingen mit denen am Berliner Flughafen, witzelte über das ein oder andere Stadtoberhaupt. Etwa über die "Hechinger Blondine", die sich "für fünf Monate aus der Schusslinie" gebracht hat, über den "Haigerlocher Handlanger", dem ein "finanzieller Maulkorb" verpasst worden sei, weil er nicht kapierte, dass "Stadtführung nichts mit Monopoly zu tun hat", und über den Burladinger AfD-Sympathisanten. Ach ja: Das Kürzel stehe für "Amtsleiter fehlt Durchblick".

Kleine Geschenke hatten die Narren dabei. Etwa kleine Bausteine mit der Anregung, sie zum Stückpreis von 500 Euro zu verkaufen für die Sanierung der Zollernburg – ähnlich wie es seinerzeit in Dresden geschehen war zugunsten der Frauenkirche.

Einen kleinen Schmerz hatte der Narrenvater, als es ans Huldigen und die Übergabe des "Zehnten" ging: Am Landrat, der in gereimter Form auf die Anschuldigungen geantwortet und die geforderte Abgabe in Form eines Schecks überreicht hatte, um nicht auf die Bisinger Fasnet zu müssen, gab es keinen Platz für den närrischen Stempel. Denn Pauli war über und über geschminkt. Beim nächsten Mal werde er etwas Verdünnung mitbringen, überlegte der Narr, oder er werde den Stempel auf die "Ersatzbacke" drücken.

Danach legten die Daagdieab los, und im Sitzungssaal des Landratsamts wurde gefeiert: "’s isch Fasnet."