Die Eyach plätschert derzeit ungenutzt am Naturfreundehaus vorbei. Die Energiegenossenschaft Balingen will dort das Kraftwerk reaktivieren. Foto: Maier

Bürgerenergiegenossenschaft: Reaktivierung des Kraftwerks durchgeplant. Förderzusage steht noch aus.

Balingen - Bald der Neustart? Seit Anfang der 1960er-Jahre steht das Wasserkraftwerk beim Naturfreundehaus in Balingen still. Im Laufe der kommenden Monate soll die endgültige Entscheidung fallen, ob eine Wiederinbetriebnahme möglich ist.

"Die Reaktivierung ist soweit durchgeplant", sagt Joachim Hölle, Vorstandsmitglied der Balinger Bürgerenergiegenossenschaft, auf Anfrage unserer Zeitung. Derzeit werde auf eine Förderzusage des Ministeriums für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft Baden-Württemberg gewartet, ebenso auf das Ergebnis des wasserrechtlichen Genehmigungsverfahrens. Aus letzterem gehe hervor, wie viel Eyach-Wasser für das Kraftwerk zur Verfügung steht und wie viel mindestens über die Fischtreppe fließen muss. Deren Durchgängigkeit wurde bereits von einem Fischereibeauftragten bestätigt, sagt Hölle.

"Wir versuchen bis Mitte des Jahres alle Informationen zu bekommen, um über die Reaktivierung entscheiden zu können", sagt Hölle. Nach dem derzeitigen Stand sieht es gut aus: "Nachdem es schon ein Wehr und eine Fischtreppe am Wasserkraftwerk gibt, ist der Standort vorteilhaft." 2015 soll dann die Realisierung des Projekts "Wasserkraftnutzung Stadtmühle Balingen" beginnen.

Neues Antriebssystem ist notwendig

Abhängig von der verfügbaren Wassermenge könne das Kraftwerk, laut Berechnungen der Bürgerenergieversammlung, 130.000 bis 180.000 Kilowattstunden jährlich erzeugen. Eingeplant sind hierbei auch ein bis zwei Monate, in denen die Eyach Niedrigwasser führt. "In dieser Zeit wird das Wasser nur über die Fischtreppe geleitet und keine Energie eingespeist", erklärt Hölle.

Aus dem Jahr 1923 stammen die ersten Turbinenpläne des Wasserkraftwerks an der ehemaligen Stadtmühle. Das alte Turbinenhaus existiert nach wie vor und ist an das Naturfreundehaus angebaut. "Die zwei Turbinen sind allerdings in einem ›überholungsfähigen‹ Zustand", sagt Hölle. Unter anderem seien zudem neue Antriebssysteme, Generatoren und eine zeitgemäße Rechenanlage notwendig. "Etwa 70 bis 80 Prozent der Anlage müssen erneuert werden", fasst er zusammen.

u Seit Anfang des Jahres 2010 ist die Balinger Bürgerenergiegenossenschaft beim Registergericht eingetragen. Ihr Ziel ist die Umsetzung kommunaler und regionaler Energieprojekte mit erneuerbaren Energien, unter Einbezug der Bürger. In den vergangenen Jahren investierte die Genossenschaft in diverse Photovoltaikanlagen, unter anderem auf dem Feuerwehrhaus in Endingen.