Nicole Weißmann und "Leni" sind vom Vorwurf der Ruhestörung freigesprochen worden. Foto: Maier

Halterin des Mischlings wird am Amtsgericht vom Vorwurf der Ruhestörung freigesprochen.

Balingen - "Leni" bellt – aber nicht so stark und vor allem nicht derart fortlaufend, dass dadurch die Allgemeinheit gestört würde. Zu diesem Ergebnis kommt am Ende einer kurzen, aber mitunter grotesken Verhandlung Richter Müller am Amtsgericht Balingen. Er spricht "Lenis" Halterin Nicole Weißmann vom Vorwurf der Ruhestörung frei.

Richter Müller sagte, er könne verstehen, dass man sich durch Hundegekläffe belästigt fühle. Das Bellen von "Leni" aber könne er nicht als Ruhestörung oder Lärmbelästigung im Sinne der Polizeiverordnung werten. Die Bußgeldbescheide des Balinger Ordnungsamts werden mit dem Freispruch, den Weißmanns Verteidiger Majer gefordert hatte, kassiert.

Auf dem Tisch lagen am Mittwochvormittag Aussagen mehrerer Zeuginnen, die Weißmann und "Leni" entlasteten. Eine 31-jährige Kundin von Weißmann, die an der Ölbergstraße das Modegschäft "Label 29" betreibt, sowie eine 45-jährige Angestellte des benachbarten Sonnenstudios gaben an, dass "Leni" ein liebevolles, freundliches Wesen sei. Klar: Mitunter gebe sie Laute von sich, aber das sei ihrer Meinung nach "kein Gebell", sagte die 45-Jährige: "Höchstens einmal ein Wuff".

Auch Nicole Weißmann zeigte sich angesichts der Vorwürfe fast schon fassungslos: Sie habe Leni zu Beginn dieses Jahres bekommen, während der ersten Wochen habe sie sich sogar Sorgen gemacht, ob die junge Hündin überhaupt bellen könne. Mittlerweile gebe "Leni" Laute von sich, aber dafür gebe es immer einen Anlass: etwa ein anderer Hund, der vorbeiläuft, oder ein bekanntes Gesicht, das sie begrüßen wolle.

Dagegen standen die Vorwürfe und die Anzeigen zweier Frauen, die sich durch "Lenis" angeblich zu lautes und zu häufiges Gekläffe massiv belästigt fühlten. Beide wohnen im zweiten Obergeschoss des Gebäudes, in dem das Geschäft von Weißmann untergebracht ist. Eine der Frauen hatte Protokolle erstellt, in denen sie die angeblichen "Bell-Zeiten" vermerkte.

Sie führte die "Bell-Attacken" darauf zurück, dass "Leni" üblicherweise den ganzen Tag mit ihrer Herrin im, vor allem aber vor dem Laden auf einem eigenen Platz zubringen müsse. "Der Hund tut mir leid, er will dort wohl nicht sein", sagte die Frau, deswegen habe "Leni" wohl "fortlaufend", wie es in der Anzeige heißt, gekläfft. Die andere Anzeigenerstatterin gab an, dass "Leni" bestimmt bis zu 20 Mal am Tag gebellt habe, sie habe die Hündin "am Organ erkannt". Allerdngs habe immer nur dann gekläfft, wenn es einen Anlass gegeben habe. Mittlerweile habe sich die Situation verbessert. Richter Müller wertet das als eine "Phase" – wie bei einem Säugling, der eben mitunter schreit, habe "Leni" in jungen Monaten eben wohl desöfteren gebellt.

Die Bell-Protokollantin hatte wegen der aus ihrer Sicht falschen Haltung von "Leni" vor dem Ladengeschäft zudem das Veterinäramt eingeschaltet. Dieses hatte laut Nicole Weißmann aber keine Beanstandungen. Versuche, eine einvernehmliche Lösung zu finden, so die Anzeigenerstatterin weiter, seien gescheitert, einmal sei sie von der Ladeninhaberin übel beschimpft worden. Diese schilderte es allerdings – ebenso wie die 31-jährige Kundin – genau andersherum: Eines Tages sei die Hausbewohnerin in den Laden gestürmt und habe wutentbrannt gesagt, sie habe die Nase voll, der Hund sei zu laut. Zu diesem Zeitpunkt aber lag "Leni" friedlich und ohne zu bellen auf ihrem Platz.

Richter Müller appellierte am Ende an Nicole Weißmann, das ihrige für eine gute Nachbarschaft zu tun, also etwa zu überdenken, ob "Leni" immer mit im oder vor dem Geschäft sein müsse oder vielleicht mitunter anderswo unterkommen könne. Weißmann nickt mit dem Kopf, verlässt den Saal. Auf dem Gang steht "Leni", ihr war während der Verhandlung zu warm geworden und sie wartete deshalb draußen. Ohne Murren oder Bellen. Weißmann nimmt sie auf den Arm und lächelt.