Farblich ansprechend, mit großen Bildtapeten und separatem Sanitärbereich – so präsentiert sich das Musterzimmer der Komfortstation am Zollernalb-Klinikum in Balingen. Fotos: Klinikum Foto: Schwarzwälder-Bote

Begleitender Bauausschuss hat Musterzimmer der geplanten Komfortstation am Zollernalb-Klinikum angesehen und für gut befunden

Von Gert Ungureanu

Balingen. Es sei wichtig, den Menschen zu zeigen, "wo das Geld angelegt wird", sagte Landrat Günther-Martin Pauli im Verwaltungs- und Finanzausschuss des Kreistags. In den nächsten Tagen seien Besichtigungen durch Schulklassen, Gruppen und Vereine vorgesehen. Dabei solle deutlich werden: "Es ist ein Bürgerkrankenhaus."

Der begleitende Bauausschuss habe kürzlich ein Musterzimmer der geplanten Komfortstation angesehen und grünes Licht gegeben. Aber "es sind unter dem Strich alles Komfortzimmer, das Klinikum hat eine gute Atmosphäre".

Was bedeutet "Komfort", und was soll es bringen? Man erinnert sich: dimmbare Beleuchtung, Dusche mit Glastrennwand statt Vorhang, Pay-TV und DVD-Player. Manche Patienten wollen das und mehr in ihrem Krankenzimmer haben. Und dafür kann das Krankenhaus auch entsprechend mehr berechnen.

Freilich war damals im Kreistag auch Kritik laut geworden. Von einer "Zwei-Klassen-Medizin" war die Rede und davon, dass der "normale" Patient den Chefarzt sowieso nicht mehr zu Gesicht bekomme. Immerhin war der Beschluss mehrheitlich erfolgt: 375 000 Euro Zusatzkosten, um im zweiten Bauabschnitt eine Komfortstation einzurichten.

Die Komfortstation sei aus Konkurrenzgründen erforderlich, hatte Klinik-Geschäftsführer Josef Weiss damals im Kreistag erklärt. Die meisten Kliniken in den Nachbarkreisen hätten eine solche Station, und es gehe darum, die Wahlleistungen zu verbessern, um wettbewerbsfähige Angebote machen zu können. Ohne Komfortstation könne das Zollernalb-Klinikum nur ein Drittel dessen ausschöpfen, was die Deutsche Krankenhausgesellschaft mit den privaten Kassen vereinbart habe. Man wolle schließlich auch die wirtschaftliche Situation des Klinikums verbessern. Luxus sei das nicht. Luxus würde bedeuten, über die Vereinbarungen hinauszugehen.

Im Basispreis sei die reine Unterkunft enthalten; Größe und Lage des Zimmers, separate Sanitärzone, Komfortbett, Kühlschrank sowie Internet-Anschluss gehörten zu den Komfortleistungen. Dadurch könne das Klinikum Zusatzerlöse von 139 000 Euro im Jahr erwirtschaften, binnen zehn Jahren sei eine Amortisation denkbar.

Anstatt 30 Prozent könne das Klinikum mit der Komfortstation dann 60 Prozent der Gelder von Privatkassen ausschöpfen, sagte Weiss auch in der Ausschusssitzung am vergangenen Montag.

Wie berichtet, liegt der Krankenhaus-Neubau in Balingen beim zweiten Bauabschnitt um rund 2,4 Millionen Euro oder 8,8 Prozent über dem Budget. Zum einen sind Änderungsanträge berücksichtigt, zum anderen die Inflationsrate. Laut Dezernatsleiter Christoph Heneka sei das Ziel gewesen, "unter zehn Prozent Mehrkosten abzuschließen". Das sei unvergleichbar mit allen Projekten im Umkreis, "ganz zu schweigen von der Elbphilharmonie in Hamburg, die um 1000 Prozent über dem Budget liegt", bemerkte Heneka schmunzelnd. "Und im Zeitplan liegen wir absolut dort, wo wir liegen wollten." Heißt, dass die Gynäkologie aus Albstadt im nächsten Sommer nach Balingen umziehen kann.