Flammendes Plädoyer für die Sonne: Fernsehjournalist Franz Alt. Foto: Klebitz Foto: Schwarzwälder-Bote

Fernsehjournalist Franz Alt räumt bei "Denkanstößen" in der Stadthalle mit wirtschaftlichen Absurditäten auf

Von Julia Klebitz

Balingen. "Denkanstöße" zu Ethik, Moral und neuen Werten in Wirtschaft und Gesellschaft gab das Wirtschaftsforum am Samstag in der Balinger Stadthalle.

Die deutsche Wirtschaft wächst rasant. Die Wirtschaftskrise scheint überwunden, auch wenn Konjunkturforscher noch Gefahren sehen. Vor diesem Hintergrund fanden am Samstag die vom Wirtschafts-Forum Baden-Württemberg in Kooperation mit dem Ethik-Verband der Deutschen Wirtschaft, dem Netzwerk für Wirtschafts-Ethik und dem Bund der Sparer veranstalteten "Dekanstöße 2010" statt.

OB Helmut Reitemann sagte in seinem Grußwort, gerade durch die Wirtschafts- und Finanzkrise seien Themen wie Ethik, Moral und neue Werte vielfach diskutiert worden. "Mit einem Blick zurück sind wir heute sicher in der Lage, realitätsnahe Modelle zu entwickeln, die durch einen kritischen Dialog nachhaltige und positive Effekte auf unsere Gesellschaft auslösen können."

Solche Modelle wurden dann auch engagiert diskutiert. Der Generalsekretär der Stiftung Weltethos, Stephan Schlensog, forderte von der Wirtschaft "mehr Anstand" und stellte das vom Tübinger Theologen Hans Küng initiierte Projekt "Weltethos" vor.

In zwei Podiumsdiskussionen debattierten die Kongressteilnehmer darüber, welchen Nutzen Unternehmen von Ethik und Moral haben und wie Führung und Werte zusammenpassen.

Der Vorsitzende des Bunds der Sparer, Franz Herrmann, fragte: "Warum lernen wir in der Schule nichts über Finanzen?" Als ersten Schritt für eine Ethik in der Finanzwelt forderte er Eigeninitiative: "Wenn Sie sich mit Finanzen befassen, bricht die Macht der Banken." Die Frage, was konkret getan werden kann, um eine wertvolle Unternehmenskultur nachhaltig zu garantieren, beantworteten die Diskussionsteilnehmer mit der "goldenen Regel" aus der Bibel: "Was du nicht willst, dass man dir tu’, das füg’ auch keinem anderen zu." Kleine Gesten seien von Bedeutung, Vorbildsein wichtig.

In einer flammenden Rede forderte der Journalist, Fernsehmoderator und Autor Franz Alt, "endlich unsere Wirtschaft mit der Sonne zu organisieren". Es gebe kein Energieproblem, es würde nur eines geschaffen, sagte Alt und betonte, dass die ökologische Marktwirtschaft kein Geschenk des Himmels sei. Sie setze sich nicht von allein durch, sondern müsse erkämpft werden – auch gegen schwerfällige Unternehmer.

Alt stellte zahlreiche Modelle zur Nutzung regenerativer Energien vor und wies eindrücklich auf Absurditäten hin: "Deutsche Innovationen werden in Japan produziert und von den deutschen Unternehmen abgelehnt." Die Überlebensfrage der Menschheit stünde am Himmel, in Form der Sonne. Es müssten einfach mehr "Landeflächen für den Heiligen Geist", wie er eine Solaranlage auf dem Dach einer Kirche bezeichnete, installiert werden.

Die Teilnehmer an den Denkanstößen hat Alt wohl überzeugt. Immer wieder wurde jedoch festgestellt, dass "diejenigen, die es betrifft, nicht zu einer solchen Veranstaltung kommen". Dass Ethik und Moral in der Praxis bereits erfolgreich umgesetzt werden, zeigten nicht zuletzt die Informationsstände von wertegeführten Unternehmen im Foyer der Stadthalle.