Ohne Ausbildung und Arbeit gibt es keine Integration: Die IHK Reutlingen bietet Integratonsberatung an. Foto: Wagner Foto: Schwarzwälder Bote

Integration: IHK vermittelt Flüchtlinge in Ausbildung / Anerkennungspraxis in Kritik

Zollernalbkreis. Als eine der insgesamt 26 Einrichtungen landesweit bietet die IHK Reutlingen seit zwei Jahren Integrationsberatung in Ausbildung. Das Land finanziert die Maßnahme und stellt auch für die kommenden zwei Jahre 86 000 Euro zur Verfügung. Beraten werden im Rahmen des Projekts Flüchtlinge mit guter Bleibeperspektive, die bereits die deutsche Sprache erlernt haben und auf der Suche nach einem Praktikums- oder Ausbildungsplatz sind.

Die IHK stellt nun eine Bilanz für das Jahr 2017 vor. Insgesamt 66 Flüchtlinge konnte Integrationsberaterin Aleksandra Vohrer in ein Praktikum vermitteln, 17 davon in eine Einstiegsqualifizierung zur Vorbereitung einer Ausbildung und 14 in eine Berufsausbildung. Knapp 100 Beratungsgespräche hat Vohrer im vergangenen Jahr mit Geflüchteten geführt. Es handelt sich dabei um Einzelgespräche, bei denen sie die Kompetenzen und die Interessen der Flüchtlinge erfasst. So kann Vohrer sie anschließend bei der beruflichen Orientierung unterstützen. Die meisten Ausbildungsverträge wurden 2017 in den Berufen Koch, Verkäufer sowie Maschinen- und Anlagenführer abgeschlossen, informiert die IHK. Die Geflüchteten stammen aus Afghanistan, Eritrea, Somalia, Gambia, Syrien, Iran und Irak.

"Viele interessieren sich aufgrund ihrer Vorkenntnisse für technische Berufe. In der Beratung stellen wir dann oft fest, dass die Vorkenntnisse derzeit noch nicht ausreichen, um etwa Fachinformatiker oder Industriemechaniker zu werden", berichtet Vohrer. Neben ihrer beratenden Tätigkeit pflegt sie engen Kontakt zu Unternehmen, die bereit sind, Geflüchteten einen beruflichen Einstieg zu ermöglichen. Mit 95 Betrieben hat sie im vergangenen Jahr Beratungsgespräche durchgeführt.

Sorgen bereite der IHK nach wie vor die Anerkennungspraxis der Behörden, stellt IHK-Hauptgeschäftsführer Wolfgang Epp fest. Vor allem Geflüchtete aus Afghanistan und Gambia bekämen nur in seltenen Fällen eine Anerkennung. Für die Betriebe bedeute es, dass es keine Planungssicherheit gebe. "Die Unternehmen engagieren sich, obwohl sie nicht wissen, ob sich ihr Einsatz am Ende auszahlt. Und die Afghanen und Gambier wollen etwas lernen – oft in Berufen, in denen händeringend Nachwuchs gesucht wird – und bekommen nicht die Sicherheit, die nötig ist", kritisiert Epp.

Laut Integrationsgesetz soll hier die 3+2-Regel greifen. Das bedeutet: Geflüchtete dürfen während ihrer drejährigen Ausbildung und zwei Jahre danach in Deutschland bleiben. Da die Regel allerdings nicht klar formuliert ist, kommt es oft zu Klagen. Außerdem wird den Auszubildenden ohne Anerkennung häufig die Sprachförderung versagt. Epp macht deutlich: "Wenn wir Firmen gewinnen wollen, die sich für Flüchtlinge engagieren, müssen die Rahmenbedingungen passen."