Balingen hat eine attraktive Innenstadt. Mit dem fortgeschriebenen Einzelhandelskonzept soll das so bleiben. Foto: Maier Foto: Schwarzwälder Bote

Kommunales: Einzelhandelskonzept fortgeschrieben / Weiter Trennung City und Gehrn

Balingen (det). 1989 wurde das Balinger Einzelhandelskonzept beschlossen. Gestern ist es mit deutlicher Mehrheit des Gemeinderat ergänzt und fortgeschrieben worden. Damit gaben die Räte ihre Zustimmung, dass das Konzept weiterhin "als städtebauliches Leitbild" dient, "zum Schutz, zur Sicherung und zur Weiterentwicklung der Innenstadt als Einzelhandelsstandort".

Stefan Kruse vom Büro Junker + Kruse, das mit der Ausarbeitung des Schriftsatzes beauftragt war, sprach zwar von einer "positiven Ausgangsposition", doch dürfe man nicht die Hände in den Schoß legen. Dennoch seien künftige Veränderungen "wohlwollend" und diese, wenn überhaupt, für den "Qualitätsbereich" empfahl. Er sprach sich für eine weitere klare Trennung von Innenstadt und dem Gebiet "Auf Gehrn" aus. Ziel müsse auch zukünftig ein gut ausgebautes Nahversorgernetz sein, wobei er für Weilstetten noch Potenzial gerade für einen Nahversorger sieht. Außerdem sollte an der neuen Sortimentsliste "nicht großartig" gerüttelt werden.

"Wir bezweifeln, ob die Einzelhandelskonzeption in dieser Form unserer Stadt unter dem Strich guttut", sagte dagegen der Vorsitzende der FDP-Fraktion, Dietmar Foth. Ein "weiter so" dominiere, ein "ernsthaftes Hinterfragen" fehle.

Im Zusammenhang mit dem Scheitern von Rewe und des ehemaligen Multi-City-Lebensmittelmarkts sagte er: "Im Bezug auf Lebensmittelmärkte in Balingen halten wir die Einzelhandelskonzeption für gescheitert." Sie verhindere zum Beispiel, dass sich auf einem geeigneten Grundstück in der Wilhelm-Kraut-Straße ein Lebensmittelmarkt ansiedle, weil es nicht in der Innenstadt liege. Wenn das Konzept schon fortgeschrieben werden soll, "müssten Lebensmittel aus der innenstadtrelevanten Sortimentsliste gestrichen werden", so Foth weiter.

Kritisch sieht er zudem die fortgeschriebene Sortimentsliste, die unter anderem Waffen, Jagd- und Erotikartikel sowie Surfboards in der City nun zulasse, Kinderwagen, Bettwaren und Matratzen aber nicht. Außerdem könne er nicht nachvollziehen, dass zentralrelevante Randsortimente im Außenbereich auf einer Fläche von bis zu 350 Quadratmeter angeboten werden könnten, Betriebe des Facheinzelhandels außerhalb des Innenbereichs nur maximal 50 Quadratmeter groß sein dürften.

Oberbürgermeister Helmut Reitemann hielt dagegen fest, dass mit dem Konzept vieles erreicht worden sei. In der Innenstadt gebe es ein "buntes, vielfältiges Angebot", das attraktiv sei. Balingen liege in der Region Neckar-Alb auf Platz zwei, was den Pro-Kopf-Einzelhandelsumsatz betreffe. Die Fortführung des Konzepts "tut der Stadt gut".

"Trotz aller Regulierungswut verhindert das Einzelhandelskonzept das Ausbluten der Innenstadt", ist Peter Seifert (Grüne) der Ansicht. "Die Vorteile überwiegen", hielt Werner Jessen (Freie Wähler) fest. Durch das Konzept habe Balingen eine "gute Entwicklung" genommen. Besorgt sei er vom Wandel weg von inhabergeführten Geschäften zu Filialisten, die sich an der Entwicklung der Innenstadt "fein raushalten".

"Wenn wir das Einzelhandelskonzept nicht fortschreiben, haben wir keine Chance, einen Lebensmittelmarkt in die Innenstadt zu bekommen", gab sich Wolfgang Rehfuß (CDU) überzeugt. Auf dem Strasser-Gelände könnte schon lange einer aktiv sein, erinnerte an die Entscheidungen in der Vergangenheit. "Voller Überzeugung" plädierte Angela Godawa (SPD) für ein "weiter so" und verwies darauf, dass die Balinger Einzelhandelskonzeption Eingang in die Landesentwicklungsplanung gefunden habe.