Claudia Bildstein spricht über das Sprechen. Foto: Thiercy Foto: Schwarzwälder Bote

Vortrag: Kommunikationstrainerin Claudia Bildstein zeigt in Balingen, wie man seine Meinung sagt

Balingen. "Leg dich nicht mit einer Löwin an, wenn du gewohnt bist, mit Kätzchen zu spielen", hat Claudia Bildstein den Zuhörerinnen mitgegeben. Passend, denn sie referierte auf Einladung des Lionsclub Balingen Hilaritas im Clublokal in der Stadthallte darüber, wie man klar, deutlich und ruhig seine Ziele und Wünsche formuliert.

Bildstein bringt mit ihrem eigenen Unternehmen den Menschen die Kommunikation bei. Die Verhaltenstrainerin weiß: Wer dem Gegenüber in der Wut ans Bein pinkelt, der hat verloren.

Wie aber dem Chef sagen, was einen stört? Wie dem Partner vermitteln, welche Laus einem über die Leber gelaufen ist? Zunächst gelte, so Bildstein: Jeder Mensch habe andere Werte, lebe in seiner eigenen Welt mit seinen eigenen Normen, Erfahrungen und Glaubenssätzen. Erst einmal heiße es also, zu verstehen, wie das Gegenüber tickt.

"Was braucht er, um mich zu verstehen, damit wir gemeinsam durchs Ziel gehen?" Bildstein hat dafür drei Schritte entwickelt. Erstens: auf sachlicher Ebene und mit Fakten schildern, was geschehen ist. "Das darf nicht diskutierbar sein."

Schritt zwei bedeutet laut Bildstein, dem anderen zu sagen, warum man das Problem anspricht. Schritt drei beinhalte die Frage, wie es weitergehen soll, die Suche nach einer gemeinsamen Lösung. "Menschen sind nicht, sie verhalten sich", weiß Bildstein aus jahrelanger Praxis. Sie wird von namhaften Firmen gebucht und trifft auch dort auf die Probleme in der Kommunikation. Sie hat auch erkannt, dass das Gegenüber sich kaum ändern oder unliebsame Unarten ablegt, wenn es keinen erkennbaren Grund dafür gibt.

Im Streit dominieren die Gefühle. Die Kunst also sei, alles auf die Sachebene zu hieven. Will man den Partner sofort anschnauzen, weil er zum tausendsten Mal den Klodeckel nicht zugeklappt hat? Oder doch einmal drüber schlafen, damit man im ruhigen Gespräch erreicht, dass sich etwas ändert, dauerhaft?

"Klar gibt es bei uns daheim auch Zoff", lacht Claudia Bildstein. Die verheiratete Mutter hat für sich eine Ärger-Notlösung: "Putzen. Das reinigt die Seele und baut Adrenalin ab." Oder Spazierengehen, sich ablenken und in aller Ruhe die drei Schritte durchgehen, damit das Gespräch – später – in Ruhe gelingen kann.

Übung macht auch hier den Meister, und so hatten die Zuhörerinnen die Gelegenheit, probeweise unangenehme Gespräche mit dem Coach durchzuspielen.

Eine Mutter meldete sich zu Wort. Der Sohn sei ständig am Handy; nehme man es dem Teenager weg, finde er jedes Versteck und knacke jedes Passwort. Der tägliche Zoff ist programmiert. Eine Lösung scheinbar jenseits des Horizonts.

Claudia Bildstein kennt das von den eigenen Pubertisten: "Pubertät ist, wenn man in einem Schaltkasten alle Kabel zieht, wahllos wieder zusammenstöpselt und hoffen muss, dass man irgendeinen Treffer gelandet hat." Eine kleine Hilfe gebe es, die drei Schritte eben. Nummer eins: Fakten darlegen. Beispiel: "Du bist seit zwei Stunden am Handy. Das ist länger, als ausgemacht war." Nummer zwei: Verständnis wecken. Also: "Ich spreche es an, weil es so ausgemacht war." Und dann als dritter Schritt die gemeinsame Lösung: "Du darfst das Smartphone behalten, wenn du dich an die vereinbarten Zeiten hältst."

Was mit dem Kind klappt, funktioniert auch mit dem Chef. Eine Teilnehmerin ärgert sich, dass ihr männlicher Kollege für die selbe Arbeit mehr Geld bekommt. Fakten schaffen. Erklären, dass frau unzufrieden ist. Und dem Boss den Vorschlag machen, nach einem gemeinsamen Weg aus dem Dilemma zu suchen.