Auch Tiere leiden unter Hitze: Das Veterinärsamt empfiehlt ausreichend Sonnenschutz und Wasser sowie Spaziergänge in den kühleren Morgen- und Abendstunden. Foto: Stiegler

Sommer ist da und stellt viele Menschen vor Probleme. Die Stadt schwitzt, Abkühlung tut not

Balingen - Keine einzige Wolke am blauen Himmel, die Sonne brennt auf die Stadt herab, Temperaturen über 30 Grad: Es ist Sommer – und Balingen schwitzt.

Bei den Senioren gibts erfrischende Wassermelone. Die Heimleiterin der Seniorenresidenz an der Eyach, Marlies Kempka, hat ein Auge darauf, dass die Bewohner – gerade auch bei diesen hohen Temperaturen – gut versorgt sind. Denn ältere Mitbürger leiden unter der Sommerhitze oft am meisten. Abhilfe schaffen beispielsweise Melonen zum Nachtisch oder auch mal ein Eiskaffee.

"Trinken, Trinken, Trinken": Da sei das wichtigste, sagt Kempka: "Am liebsten mögen unsere Bewohner alles, was ein bisschen Geschmack hat." Zwei Liter am Tag sollten es schon sein. Für demenziell erkrankte oder gesundheitlich angeschlagene Bewohner führen die Pflegekräfte Buch oder markieren die Trinkflaschen, um ausreichend Flüssigkeitszufuhr zu garantieren.

"Ansonsten achten wir im Sommer sehr darauf, dass die Rollläden und Fenster geschlossen sind. Die Fenster öffnen wir abends und nachts zum Lüften", erzählt die Heimleiterin. Zudem sei darauf zu achten, dass die Senioren leichte Kleidung tragen, nicht zu heiß duschen und sich über Mittag nicht im Freien aufhalten. Ein weiterer Tipp von Marlies Kempka, der bei Sommerhitze nicht nur für ihre Bewohner gilt: "Stress vermeiden!"

Für Nutz- und Heimtiere gelte laut Veterinärsamt während der Sommermonate dasselbe wie für den Menschen. "Bei großer Hitze und starker Sonneneinstrahlung brauchen alle ein schattiges Plätzchen und ausreichen Flüssigkeit zum Trinken", so Marisa Hahn, Pressesprecherin des Landratsamts.

Für Nutztiere, wie beispielsweise Pferde, muss innerhalb der Koppel unter Unterständen oder Obstbäumen ein frei zugänglicher Sonnenschutz zur Verfügung stehen. Sollte dies nicht möglich sein, müssen die Tiere tagsüber in den Stall gebracht werden. Eine ausreichend große Menge Tränkewasser sei Grundvorraussetzung. Für die Stallungen von Großtieren gelte dasselbe wie für menschliche Wohnungen: "Am besten in der Nacht für ausreichend Frischluft zur Abkühlung sorgen."

Neben einem schattigen Plätzchen, genügend Trinkwasser, und Spaziergängen in den kühleren Abend- und Morgenstunden kann das Erfrischungsangebote für Haustiere um eine Bademöglichkeit erweitert werden. Das Veterinärsamt empfiehlt ein Kinderplantschbecken oder eine Wanne auf der Terrasse. Vor allem Hunde freuen sich über diese Bademöglichkeit.

Nicht nur Vierbeiner, auch Zweibeiner lieben das Wasser. Die Besucherzahlen des Balinger Freibads explodieren: Zählte das Bad am vergangenen Sonntag noch magere 250 Besucher, so wuchs diese Zahl bis zur Wochenmitte auf fast 2400 Gäste auf der Suche nach Abkühlung an. "Bei uns ist’s ziemlich gut voll", freut sich Stefanie Brüggemann vom Freibad: "Viele kommen morgens vor dem Arbeiten, manche schon um 6 Uhr, oder eben in der Mittagspause." Spätestens am 10 Uhr gehe es richtig los, wenn viele Kinder mit ihren Eltern planschen und auf den Wasserrutschen Hochbetrieb herrscht. Ab 17 Uhr kühlen sich die Berufstätigen ab und genießen den Feierabend im Becken, an den Café-Tischchen und auf der Liegewiese.

Auch ganze Schulklassen besuchen das Freibad, wie beispielsweise am Dienstag jene aus der Langwiesenschule Engstlatt. Ob und wann in den Balinger Schulen allerdings Hitzefrei ausgerufen wird, sei Sache der jeweiligen Schulleitung, erklärt Edith Liebhäuser von der Sichelschule. "In einem alten Gebäude wie der Sichelschule wird es nicht so schnell heiß wie beispielsweise in der Grundschule Schmiden."

Die Ganztagsschulen müssten im Fall von Hitzefrei jeweils bei den Eltern abklären, ob die Schüler nach Hause dürfen oder für den Rest des Tages an der Schule betreut werden müssen. "Hitzefrei gibt’s nämlich nur für Schüler, nicht für Lehrer", fügt Liebhäuser lachend an. Der Brunnen vor dem Schulgebäude sei übrigens auch eingeschaltet. Dort könnten sich Schüler abkühlen.

Besonders auch der städtische Bauhof ächzt unter den hohen Temperaturen. Dessen Mitarbeiter sind über die Sommermonate jeden Tag ab 5.30 Uhr auf den Beinen, um die Balinger Sommerblumenbeete und Grünanlagen zu bewässern. Drei Fahrzeuge sind im Dauereinsatz, zwei davon täglich zwischen neun und zehn Stunden: zwei mit Schlauch und Wasserfass und ein spezielles Gießfahrzeug mit automatischem Gießarm, der sich aus dem Fahrraum heraus bedienen lässt. Zwischen 1000 und 1800 Liter fassen sie und müssen dennoch mehrmals am Tag mit Hilfe eines Standrohrs am Kanal befüllt werden. Was fehlt, ist Niederschlag. "Dieses Jahr ist es besser als letztes Jahr, der Juni hat jetzt erst richtig losgelegt", gibt Markus Strauß vom Bauhof zu. Dennoch beginnt die Bewässerungs-Saison spätestens Anfang Mai. Das Gießen erfolgt nach einem ganz genauen Plan: Was wird gegossen, wie oft wird gegossen?

Wenn die Temperaturen und der Niederschlagsmangel auf dem momentanen Niveau bleiben, sieht Strauß die gleichen Probleme auf seine Mitarbeiter zukommen, die dem Bauhof bereits im vergangen Jahr zu schaffen machten. Sie kamen mit dem Bewässern kaum hinterher. "Wir waren beinahe am Verzweifeln. Wenn das so weitergeht, wird man sich überlegen müssen, ob es sich noch rentiert." Dann müssten die Balinger auf den Anblick der schönen Sommerblumen verzichten.