Freuen sich auf das Jubiläumsfest (von links): Margit Mauser, Michael Frommer und der Vorsitzende Josef Huber. Foto: Ungureanu Foto: Schwarzwälder-Bote

Jugendförderverein Zollernalb macht sich seit 30 Jahren für Kinder, Jugendliche und ihre Familien im ganzen Landkreis stark

Von Gert Ungureanu

Zollernalbkreis. "Liebe mich, wenn ich es am wenigsten verdiene, denn dann brauche ich es am dringendsten!" Der Spruch, der den Jugendförderverein seit seiner Gründung begleitet, steht auch auf dem Flyer, mit dem für Samstag, 26. September, von 12 bis 16 Uhr ins Gemeindehaus Heilig Geist zur Geburtstagsfeier eingeladen wird.

Es ist ein runder Geburtstag: Seit 30 Jahren engagiert sich der Jugendförderverein Zollernalb für Kinder, Jugendliche und ihre Familien. Jetzt wird das gefeiert. Für Bewirtung ist gesorgt, und es gibt neben Grußworten, Video-Interviews und Musik auch einen Trommel-Workshop, einen Zumba-Tanzkurs, Street-Soccer, ein Tipp-Kick-Turnier, einen Mitmach-Zirkus und ein Kinderkarussell.

Der Verein, der in der Öffentlichkeit vor allem dadurch bekannt ist, dass er die Ausbildung und Vermittlung von 150 Tagesmüttern und drei Tagesvätern im Zollernalbkreis koordiniert, wurde 1984 gegründet – von damals sieben Mitgliedern.

Anfang 1985 wurde er als gemeinnütziger Verein ins Vereinsregister eingetragen. Familien, die in finanzieller Not steckten, wurde geholfen, die Zeit zu überbrücken, bis Sozialhilfe floss: "Sachen, die von niemandem bezahlt werden, bei denen einfach vorausgesetzt wird, dass man sie hat – zum Beispiel Milupa oder Windeln", erinnert sich Margot Mauser an die Gründungszeit.

Seit 1992 ist der Jugendförderverein anerkannter freier Träger der Jugendhilfe mit Sitz in Balingen. Unterstützt werden laut Vereinssatzung Kinder, Jugendliche, junge Erwachsene und ihre Familien bei der Überwindung außergewöhnlicher Schwierigkeiten jeder Art. Insbesondere soll die soziale Stabilisierung durch Hilfe zur Selbsthilfe und zum Erwerb sozialer Kompetenz und Anregung zur Selbstbestimmung gefördert werden.

Die Jugendhilfe macht etwa zwei Drittel der Vereinsarbeit aus. Dazu zählen die intensive sozialpädagogische Einzelfallbetreuung, Soziale Trainingskurse zum Aggressions- und Gewaltabbau oder zum Thema Sucht, aber auch Betreuungsweisungen nach richterlicher Anordnung, Verfahrensbeistand sowie finanzielle Hilfen im Einzelfall.

Bei den sozialpädagogischen Gruppenarbeitsangeboten liegt der Fokus auf interkultureller Arbeit. Der Verein setzt sich auch dafür ein, dass die Kindertagespflege als gleichwertig betrachtet wird zur institutionellen Betreuung – und vergleichbar viel Geld erhält.

Die Vereinsgeschäfte werden von einem von der Mitgliederversammlung gewählten Vorstand und Beirat ehrenamtlich geführt. Vorsitzender ist Josef Huber; seit Mai 2015 ist Ingrid Musen als hauptamtliche Geschäftsführerin angestellt. Sie koordiniert die Tagesarbeit, hat Fach- und Dienstaufsicht und leitet den Fachbereich Tagespflege.

Die intensive sozialpädagogische Einzelhilfe, die sozialen Trainingskurse sowie die sozialpädagogische Gruppenarbeit werden von erfahrenen Mitarbeitern geleitet. Der Verein beschäftigt derzeit 13 hauptamtliche sozialpädagische Mitarbeiter und eine Verwaltungskraft. Darüber hinaus werden in den einzelnen Fachbereichen qualifizierte Honorarkräfte eingesetzt.

Move Basic – die motivierende Kurzintervention – ist ein neuer Ansatz in der pädagogischen Arbeit mit Suchtmittel konsumierenden jungen Menschen. Move im Elterngespräch zielt auf eine fruchtbare Kommunikation mit "schwer erreichbaren", "beratungsfernen" Eltern ab. Fortbildungangebote für Lehrkräfte und Führungskräfte ergänzen das Angebot.

Bereits seit 1995 wendet sich der Verein mit Angeboten auch speziell an Jugendliche und junge Erwachsene mit Migrationshintergrund. Jumi – das Netzwerk für Jugend, Migration und Integration in Balingen ist ein Zusammenschluss von Fachstellen, die mit Jugendlichen mit Migrationshintergrund arbeiten. Neben Vernetzung und Austausch geht es um die Frage, wie Jugendliche mit Migrationshintergrund und Prozesse interkultureller Öffnung gefördert werden können. Die Koordination und Moderation hat der Jugendförderverein übernommen.

Auch Verfahrensbeistand gibt es für Jugendliche von Seiten des Vereins – etwa, wenn es um Scheidungen und Sorgerecht geht. "Wir stellen sicher, dass das Kind auch gehört wird", erklärt Josef Huber.

Ein neues Angebot ist der Familienrat. "Probleme können am besten innerhalb der Familie gelöst werden", erklärt Margot Mauser. Oft müsse man dann gar nicht mehr vor Gericht. Wie das zu geschehen hat, das hätten schon die australischen Ureinwohner vorgemacht, und in Holland sei die Vorgehensweise gang und gäbe: Vom Jugendförderverein werde eine Fachkraft zur Verfügung gestellt, die den Familienrat organisiert. Und für die Familie gebe es "keinen Gesichtsverlust".

Finanziert werden die Angebote im Rahmen der öffentlichen Jugendhilfe des Zollernalbkreises, aus Bußgeldern und Spenden, etwa von der Reinhold-Beitlich-Stiftung oder der "Stiftung Mensch" der Sparkasse Zollernalb. Die Wohnbaugenossenschaft unterstützt seit einigen Jahren die Arbeit mit jungen Spätaussiedlern und Migranten.

Weitere Informationen: Jugendförderverein ZAKHirschbergstraße 1572336 BalingenTelefon 07433/38 16 70E-Mail info@jugendfoerder verein-zollernalbkreis.de