Hörbar gemachte Ökumene im Zeichen der Reformation: Der evangelische Kirchenchor Weilstetten und der katholische Chor "Panta Rhei" vereinen sich unter ihrer gemeinsamen Chorleiterin Daria Pflumm in der Frommerner St.-Paulus-Kirche zu einem beeindruckenden Gesamtchor. Foto: Meinert Foto: Schwarzwälder-Bote

Konzert: Kirchenchor Weilstetten und "Panta Rhei" aus Boll übersetzen Reformation in Musik

Ein Wesenszug kirchlicher Reformation ist die Neuinterpretation alter Texte. So ist auch das ökumenische Chorkonzert unter dem Motto "Du bist ewig" in der St.-Paulus-Kirche im Zeichen neuer Interpretationen gestanden.

Balingen-Frommern. Mit Ausnahme eines Choralsatzes von Johann Sebastian Bach stammten alle Musiktitel von noch lebenden Komponisten und boten eine beeindruckende Vielfalt in zeitgemäßer Tonsprache. Wolfgang Braun, Pfarrer der Seelsorgeeinheit Balingen, versprach ein abwechslungsvolles Programm im Zeichen der Ökumene, zu dem der Evangelische Kirchenchor Weilstetten und der Chor "Panta Rhei" aus Hechingen-Boll mit ihrer gemeinsamen Chorleiterin Daria Pflumm eingeladen hatten.

Was damit gemeint war, wurde bereits im Eingangstitel deutlich: "Cantante Dominum", in der deutschen Textfassung "Jubelt dem Herrn alle Lande" von Thomas Meinert. Das Stück wurde von Karl Jenkins nachträglich mit dem Psalmtext "Cantate Dominum Canticum Novum" ("Singet dem Herrn ein neues Lied") unterlegt – einer Aufforderung, der sich Chorleiterin Daria Pflumm verpflichtet fühlte mit dem Ergebnis, dass in den von ihr geleiteten Chören überwiegend Werke zeitgenössischer Komponisten gesungen werden.

An Gründonnerstag und Karfreitag erinnerten die Titel des ersten Konzertteils: Auf das vom Weilstettener Chor vorgetragene "Ubi Caritas" folgte das von beiden Chören vorgetragene "O Crux Ave", bevor der erste Teil mit der Gegenüberstellung von "Aus tiefer Not schrei ich zu dir" mit dem Text von Martin Luther in einem Satz von Johann Sebastian Bach und der modernen Interpretation des Textes mit dem Titel "Aus der Tiefe" im Satz von Matthias Kiemle endete.

Der Kirchenchor aus Weilstetten bewies mit seinen 16 Frauen- und sieben Männerstimmen, von denen der älteste Sänger bereits das 80. Lebensjahr überschritten hat, dass auch alt eingesessene Chöre mit zeitgemäßem Liedgut zu begeistern sind und dass moderne Tonsprache kein Privileg junger Chöre sein muss. Bei "O Crux Ave" und "Aus der Tiefe" vereinten sich die Stimmen aus Hechingen mit denen aus Weilstetten zu einem imposanten Gesamtchor, der durch eine große dynamische Bandbreite und einheitliche Aussprache gefiel.

Auferstehung, Anbetung und Marienlob waren die inhaltlichen Themen des zweiten Konzertteils, der von den 15 Frauen- und fünf Männerstimmen aus Boll bestritten wurde. Mit "Surrexit Christus" und den Titeln "Exsultate Jubilate" und "Ave Maria" brachte "Panta Rhei" in einem weichen und harmonischen Gesamtklang Titel zu Gehör, die eine hohe rhythmische Exaktheit erfordern. Der seit 2008 von Daria Pflumm geleitete Chor meisterte dies ausdruckvoll und einfühlsam, was das Publikum beim "Exsultate Jubilate" zu einem spontanen Sonderapplaus bewegte. "Glaube – Liebe – Zuversicht" als theologische Konsequenz aus der Ostergeschichte war das Motto des dritten Konzertteils, in dem sich die Einzelchöre mit dem Gesamtchor abwechselten. Auf "Verleih uns Frieden gnädiglich" folgten mit "Herr, du bist die Hoffnung", "Bin überreich beschenkt" und "Glaube, Liebe und Hoffnung" drei Kompositionen aus dem Bereich des neuen geistlichen Lieds.

Pfarrer Braun dankte den Ausführenden für ein Konzert, das dem Sonntag Laetare ("Freue dich!") in bester Weise gerecht wurde. An diesem vierten Sonntag der Passionszeit mischt sich die Vorfreude auf Ostern und Auferstehung in das Leidensgeschehen der Passionszeit – eine Vorfreude, die beide Chöre engagiert zum Ausdruck brachten.