Auf dem podium (von links): Bernd Flohr, Dominik Solleder, Melanie Steinhilber, Claudia Klumpp und Martin Klumpp (von links). Foto: Breisinger Foto: Schwarzwälder Bote

Diskussion: "Gemischte Doppel" sprechen bei Frauenwirtschaftstagen über Frage der Führungsqualitäten

Arbeiten und führen Frauen anders als Männer? Über dieses Thema haben am Donnerstag unter der Leitung von Bernd Flohr mit Claudia und Martin Klumpp sowie Melanie Steinhilber und Dominik Solleder zwei "gemischte Doppel" bei den Frauenwirtschaftstagen in der Stadthalle diskutiert.

Balingen. Martin Klumpp, der zusammen mit Claudia Klumpp 2002 die Geschäftsführung des Ostdorfer Unternehmens Otto Klumpp übernommen hat, stellte eingangs die Firma vor, die 1961 gegründet wurde. Produziert werden im Bereich Werkstoff- und Kunststofftechnik jedes Jahr 100 Millionen Teile, die etwa in der Automobilindustrie ihre Verwendung finden.

Die Frage, ob Frauen und Männer anders arbeiten und führen, beantwortete Claudia Klumpp mit einem "Ja" und einem "Nein". "Männer kommunizieren vertikal, genaue Hierarchien und Reihenfolgen sind ihnen wichtig, Frauen kommunizieren hingegen horizontal, sie kooperieren eher", so die Einschätzung von Claudia Klumpp, die die geteilte Geschäftsführung von Mann und Frau als optimal empfindet, da so das größtmögliche Spektrum abgedeckt werde. "Letzten Endes sind aber für eine Führungskraft, egal ob Mann oder Frau, Engagement, Verlässlichkeit und Entscheidungsfreude unerlässlich", fügte sie hinzu.

"Der Jargon in unserer Firma ist männlich, Maschinen, Werkzeuge und Anlagen sind männlich geprägt, wir haben in der Firma einen Männerüberhang und bekommen nur wenig Bewerbungen von Frauen", ging Klumpp auf die Lage in ihrem Unternehmen ein. Anders sieht die Lage bei Uhlsport aus: 124 der momentan 216 Mitarbeiter in Engstlatt sind Frauen. Immerhin zwei der neun Abteilungspositionen werden von Frauen besetzt und der Sportartikelhersteller hat als große Besonderheit eine Vertriebs-Außendienstmitarbeiterin.

"Wir sind seit 70 Jahren die Gallier im Sportartikelbereich, weil es uns trotz großer Konkurrenzunternehmen wie Adidas und Nike gelingt, uns erfolgreich in diesem hart umkämpfen Segment zu behaupten", sagte Solleder, der sich hauptsächlich um den Vertrieb kümmert. Seine Geschäftsführungs-Kollegin Melanie Steinhilber ist federführend für den Bereich Marketing und Sponsoring verantwortlich.

Das Aushängeschild des Unternehmens sind die Torwarthandschuhe, die in mehr als 70 Ländern verkauft werden. 40 Prozent der Torhüter der Ersten Bundesliga haben Handschuhe von Uhlsport, das Traditionsunternehmen stellt jedoch auch den Spielball der französischen League 1 her, ist mit der Marke Kempa eine Größe im Handball und mit Spalding auch im Basketballbereich gut positioniert.

Steinhilber sieht die Sache ähnlich wie Claudia Klumpp: Eine Führungskraft, egal ob Mann oder Frau, benötige Autorität, Führungswillen, müsse Mitarbeiter motivieren und gut kommunizieren können. "Frauen fehlt oft der Mut, sich für Führungspositionen zu bewerben, weil sie sich mehr Gedanken etwa um die Vereinbarkeit von Familie und Beruf machen. Sie sind aber kommunikativer und kritischer", so Melanie Steinhilber. "Eine aus einem Mann und einer Frau bestehende Doppelspitze ist problematisch, kann aber wie in unserem Fall gut harmonieren. Für mehr Balance in der Unternehmensführung sorgt sie auf jeden Fall", ergänzte sie.

Bei der Podiumsdiskussion wurden unter anderem die Themen Elternzeit sowie Vereinbarkeit von Beruf und Familie beleuchtet. "Bei uns gehen auch ganz viel Väter in Elternzeit, Kinder dürfen in Notfällen auch schon einmal auf die Arbeit gebracht werden, Home-Office ist ebenfalls kein Problem", sagte Melanie Steinhilber.

"Auch ich habe bewusst Elternzeit genommen, um eine Vorreiterrolle zu übernehmen", sagte Dominik Solleder, der außerdem näher auf die Unterschiede von Mann und Frau in der Unternehmensführung einging: "Männer sind geradliniger, direkter, ›straighter‹, Frauen machen sich dagegen mehr Gedanken, was aber durchaus auch von Vorteil sein kann", so Dominik Solleder. Claudia Klumpp bemerkte dazu: "Im Geschäftsleben versuche ich, meine weibliche Seite nicht so sehr auszuleben."