Die ehemaligen "Lieblingsgegner" Christian Zeitz und Frank Ettwein - im Kieler Trikot mit der Nummer 99 – hatten noch einmal ein paar Minuten ihren Spaß miteinander. Foto: Klahn

Handball: "Litty" überrascht mit Comeback bei Zeitz-Abschiedsspiel in Kiel.

Mehrmals musste sich Christian Zeitz am Freitagabend die Augen reiben, ehe er die Gewissheit erlangte, dass er es in seinem Abschiedsspiel gegen den THW Kiel mit seinem "persönlichen Alptraum" zu tun bekommen sollte: Frank Ettwein.Dabei hätten schon die Klänge, die in der Kieler Sparkassen-Arena ertönten, den Ex-Nationalspieler hellhörig werden lassen müssen. "Who let the dogs out?" – ein Musikstück, das Jahre lang in der Balinger Arena erklang, wenn Frank "Litty" Ettwein mal wieder herzhaft zugepackt hatte.

Doch wenige Monate nach seinem Karriereende griff Ettwein, ob seiner Härte gegen sich selbst und die gegenspieler der Schrecken aller Linkshänder, noch einmal ins Handball-Geschehen ein – mit der Rückennummer 99, für den THW Kiel und gegen die Weltauswahl "CZ20", die Christian Zeitz bei seinem Abschied von der Förde – der Weltmeister von 2007 wechselte zum ungarischen Spitzenklub MKB Veszprem – um sich geschart hatte.

Die erste Halbzeit war bereits abgelaufen, an einen solchen Gastauftritt des früheren "HBW-Terriers", mit dem Zeitz in den vergangenen Jahren immer wieder aneinander geraten war und über den Zeitz vor einiger Zeit gesagt hatte: "Er ist bestimmt ein lieber Kerl. Aber auf dem Feld schaltet er den Verstand ab", hatte wohl keiner im weiten Runde mehr gedacht – am wenigsten Zeitz selbst.

Doch als sich die "Zebras" in der zweiten Halbzeit in einer Auszeit auf die weiteren Minuten einstellten, wollte Trainer Alfred Gislason via Hallenmikrofon wissen, ob denn einer unter den 12 500 Zuschauern sei, der gegen Zeitz vernünftig Abwehr spielen könne. Ettwein meldete sich wie geplant, Gislason winkte den "Ehren-Gallier" von der Tribüne zu sich und hatte damit die gewünschte Verstärkung aus dem Hut gezaubert. Zwölf Minuten lang stand Ettwein in der lockeren Spaßpartie auf der Platte, hatte Zeitz im Griff und trug zwei Treffer zum 22:19-Erfolg des THW über "CZ20" bei. "Gegen einen Torhüter wie Thierry Omeyer ist es gar nicht so einfach zu treffen. Insgesamt hat es hat einen riesigen Spaß gemacht und war eine Riesenehre für mich", so Ettwein.

Die Idee zum unerwarteten Comeback des 36-Jährigen kam aus der Mannschaft des THW. Dabei waren nicht einmal alle Spieler des Rekordmeisters in die Überraschung, die ihrem ehemaligen Teamkollegen Zeitz blühen sollte, eingeweiht. Nationalspieler Dominik Klein hatte Kontakt zu Ettwein aufgenommen. "Ich dachte erst, dass es sich dabei um einen Scherz handelt", so Ettwein. In geheimer Mission machte er sich am Freitag auf den Weg nach Kiel, versteckte sich dort zunächst im VIP-Raum der Arena – "es sollte ja niemand etwas mitbekommen. Deshalb habe ich mich auch in einer kleinen Einzelkabine umgezogen und in den Katakomben der Arena warm gemacht". Und nach dem Spiel war in der Kabine richtig Party mit Weltstars wie Omeyer, Daniel Narcisse, Igor Vori, Nikola Karabatic, Domagoj Duvnjak und Filip Jicha oder früheren Größen wie Stefan Lövgren angesagt.

Apropos Jicha, der Welthandballer 2000 ist mit seinen 32 Jahren jünger als Ettwein, und so hatte der in Pilsen geborene Tscheche beim Umtrunk in der Kabine die Pflicht, dem Schwaben das Bier zu bringen. "Das war unglaublich", sagt Ettwein. Natürlich stieß er auch mit seinem Dauerrivalen Zeitz an und hielt mit dem Heidelberger ein Schwätzchen. "Wir hatten eigentlich nie ein Problem miteinander, das wurde aufgebauscht. Handball ist nun einmal ein Sport, bei dem es zur Sache geht."

Inzwischen ist Ettwein bereits die zweite Einladung zu einem besonderen Spiel ins Haus geflattert. Er wird am Tag des Handballs (Samstag, 6. September) in der Frankfurter Commerzbank-Arena vor einem Zuschauer-Weltrekord, bei dem bis zu 50.000 Fans erwartet werden, in einem "All-Star-Team" auflaufen. Übrigens: Auch "Litty" wird sein Abschiedsspiel beim HBW erhalten. Das soll im Januar 2015 steigen – ob ihm dann Christian Zeitz das Vergnügen bereitet?