Wollen das gute Miteinander in der Kindertagesbetreuung: weiterhin pflegen: Bürgermeister Reinhold Schäfer (links) und Dekan Beatus Widmann. Foto: Ungureanu Foto: Schwarzwälder-Bote

Übernahme: Kirche finanziell überfordert, Stadt übernimmt / Für Mitarbeiter und Kinder ändert sich nichts

Balingen. Der evangelische Kindergarten wechselt den Betreiber: Zum 1. Januar 2018 geht er in städtische Trägerschaft über. Die Mitarbeiterinnen seien informiert worden, den Eltern werde es an einem Elternnachmittag mitgeteilt, sagt Dekan Beatus Widmann und betont: "Für die neun Mitarbeiterinnen ändert sich nichts. Die Stadt übernimmt sie zu den gleichen Konditionen. Danach haben sie die Option, bei der Kirchengemeinde oder bei der Stadt zu arbeiten." Die Eltern und Kinder würden den Wechsel kaum bemerken.

Der Gemeinderat der evangelischen Gesamtkirchengemeinde und der Gemeinderat der Stadt Balingen hätten dem Wechsel im Vorfeld zugestimmt. Die Kirchengemeinde könne den höheren Abmangel, der durch die verlängerten Öffnungszeiten und höheren Personalschlüssel entstehe, nicht mehr finanzieren, sagt der Dekan. "Über Jahre haben wir uns mit zeitlich befristeten Projektmitteln über Wasser gehalten, jetzt müssen wir uns auf das konzentrieren, was möglich ist."

Insgesamt seien derzeit sieben Kindergartengruppen in der Trägerschaft der Gesamtkirchengemeinde. Ab Januar 2018 kommt eine achte hinzu: der Kindergarten Heselwangen. Anhand der Zahl der Gemeindeglieder könnten kirchlicherseits nur vier Gruppen bezuschusst werden. "Wir haben jetzt fast das Doppelte."

Insgesamt teilen sich Stadt und Kirchengemeinde den Abmangel bei den Kindertageseinrichtungen: 90 Prozent erstattet die Stadt, die restlichen zehn Prozent muss die Kirchengemeinde übernehmen.

Derzeit hat der evangelische Kindergarten Stadtmitte anderthalb Gruppen, beide mit verlängerten Öffnungszeiten: eine altersgemischte Kleingruppe für unter Dreijährige mit zwölf Kindern und eine altersgemischte Regelgruppe mit 22 Plätzen und 23 Kindern. Nachfrage sei da, die Einrichtung sei sogar leicht überbelegt, sagt Bürgermeister Reinhold Schäfer. Daher wolle die Stadt Balingen den Kindergarten – der übrigens in einem städtischen Gebäude untergebracht sei – unbedingt beibehalten und "im Sinne der Eltern und Kinder fortführen": Bisher seien es neun städtische Kindertagesstätten gewesen, damit seien es jetzt zehn.

Was ungewöhnlich ist: Die 35 Kinder kommen aus 19 Nationen, der Migrationsanteil liegt bei mehr als 90 Prozent. "Integrationsarbeit ist eine wertvolle Aufgabe und eine wichtige Herausforderung. Aber wir haben unsere Grenzen", sagt Dekan Widmann.

Die Stadt räume der Kirchengemeinde weiterhin das Betreuungsrecht ein, "wir dürfen Angebote machen und präsent sein". Das sei ein Zeichen für das gute Miteinander. Das solle weiterhin bestehen, betonen Widmann und Schäfer. Alles andere werde vertraglich ausgearbeitet.