Noch gibt's keine fertige Planung für das neue Jugendhaus, nur der Standort steht bislang fest: an den Eyach-Auen, anstelle der DRK-Garagen. Bis Sommer soll das Vorhaben planerisch in trockenen Tüchern sein – umgesetzt wird es dank der Erbschaft von Maria und Artur Eppler. Foto: Archiv

1,3 Millionen Euro aus dem Nachlass im Haushalt verbucht – und offenbar schon verplant. Mit Kommentar

Balingen - Ihre Namen tauchen im Haushaltsplan der Stadt Balingen nicht auf – ihr Erbe mittlerweile aber schon, wenn auch versteckt. Nun scheint auch klar, was mit der Hinterlassenschaft von Maria und Artur Eppler geschehen soll: Mehr als eine Million Euro davon fließen in das geplante neue Jugendhaus.

Das ist nach gesicherten Informationen unserer Zeitung der Plan der Stadtverwaltung. Der Gemeinderat ist über die angedachte Verwendung eines Teils des Eppler-Erbes allerdings bisher nicht informiert worden.

Das Ehepaar Eppler hatte die Stadt Balingen mangels eigener direkter Nachkommen und aus Verbundenheit als Erbin eingesetzt (wir berichteten) sowie den Schlichemtalgemeinden Schömberg, Dormettingen und Dotternhausen über Vermächtnisse beträchtliche Summen zuerkannt.

Laut einer ersten Zwischenbilanz im April 2016, die dem Balinger Gemeinderat nichtöffentlich präsentiert worden war, ging die Stadtverwaltung von einem Reinnachlass in Höhe von rund 5,4 Millionen Euro aus. Die Hälfte davon bekommt Balingen, die andere Hälfte teilen sich Schömberg, Dormettingen und Dotternhausen.

Die Aufarbeitung des Eppler-Erbes ist kompliziert: Während die Konten bei mehreren Banken sowie die Aktiendepots schnell aufzulösen waren, sind die Beteiligungen an zum Teil mittlerweile geschlossenen Fonds nur schwer verwertbar. Aufwand erfordert auch die Verwertung der hinterlassenen Grundstücke in der Region. Die Aufarbeitung bedeutet für die Balinger Stadtverwaltung jede Menge Arbeit – bis heute ist sie nicht ganz abgeschlossen. Die Schlichemtal-Gemeinden haben inzwischen ihre Vermächtnisse ausbezahlt bekommen; ob es jeweils endgültige Summen waren, muss sich erst noch zeigen

Auch im Balinger Haushalt taucht ein Teil des Eppler-Erbe – der Teil, der als Bargeld verfügbar ist – nun erstmals auf: Verbucht wurde es in der allgemeinen Rücklage, die sich zum 1. Januar 2018 von rund 2 am 1. Januar 2017 auf 3,5 und damit um rund 1,5 Millionen Euro erhöht hat.

In diesem Jahr, so ist es im Vorbericht zum Haushalt 2018 zu lesen, sollen 500.000 Euro aus der Rücklage und damit ein Teil des Eppler-Geldes zugunsten des Baus des neuen Jugendhauses an der Hindenburgstraße verwendet werden. Im kommenden Jahr sollen weitere 800.000 Euro aus der Rücklage und damit aus dem Eppler-Erbe zugunsten des Projekt fließen.

In der Summe – zuzüglich dem Zuschuss von Seiten des Landes über mehr als 500.000 Euro – finanzieren die Epplers also über ihr Erbe eines der derzeit spannendsten kommunalen Neubauprojekte Balingens.

Nutzer reden mit

Wie berichtet, reden die Balinger Jugendlichen und damit die künftigen Nutzer ein wichtiges Wort bei der Gestaltung und Konzeption der Einrichtung mit. Der Beteiligungsprozess hatte im November begonnen, in diesem Jahr soll er fortgeführt werden, ehe der Gemeinderat im Sommer über den Bau entscheidet.

Schömberg hat laut Bürgermeister Karl-Josef Sprenger, 1,4 Millionen Euro aus dem Erbe erhalten. Ein Teil der Gelder sei in neu erworbenem "städtischem Grundvermögen" gebunden, weitere Mittel für dienten der Rücklagenbildung.

Dotternhausen hat nach Angaben von Bürgermeisterin Monique Adrian 800.000 Euro erhalten. Diese Mittel werden in die Sanierung der Schlossbergschule investiert.

Die Gemeinde Dormettingen hat laut Bürgermeister Anton Müller 458.407 Euro erhalten. Es sei vorgesehen, die Innenentwicklung in der Gemeinde voranzubringen und die Beleuchtung der Zufahrt zum SchieferErlebnis zu finanzieren.

Kommentar: Cooles Ding

Von Steffen Maier

Ob die Finanzierung des Jugendhauses im Sinne von Maria und Artur Eppler ist? Diese Frage ist schwer zu beantworten. Man kann sie schlicht nicht mehr fragen, beide sind tot. Maria Eppler starb bereits 2003, Artur Eppler 2016. Einen konkreten Verwendungszweck hatten die beiden der Stadtverwaltung auch nicht vorgegeben.

"Für gute Dinge", soll Artur Eppler einmal gesagt haben, solle das Geld verwendet werden. In Dotternhausen wird mit dem Vermächtnis beispielsweise ein Teil der Schulsanierung bezahlt. Und in Balingen ist nun ebenfalls eine Entscheidung gefallen: Es wird für das neue Jugendhaus Verwendung finden. Das ist zweifellos ein gutes, ein sogar ziemlich cooles Ding. Wenn das Jugendhaus dann einmal steht, wäre es mehr als angemessen, dass zum Beispiel mit einer Plakette an die großzügigen Spender erinnert wird.