Dirk Seidemann, Direktor des Regionalverbands Neckar-Alb, erläutert im Balinger Bahnhof das Projekt der geplanten Regionalstadtbahn. Foto: Hertle Foto: Schwarzwälder Bote

Regionalstadtbahn: Bürgerforum des Landkreises findet großes Interesse

Zollernalbkreis. Der Ort für das erste Bürgerforum im Zollernalbkreis zum Projekt Regionalstadtbahn hat schon mal gepasst: der Wartesaal des Balinger Bahnhofs. Das Interesse an dem Nachverkehrsprojekt war groß.

Der Zeitpunkt sei jetzt da, um die Öffentlichkeit über die Regionalstadtbahn für die Landkreise Reutlingen, Tübingen und Zollernalb zu informieren, sagte Landrat Günther-Martin Pauli vor den rund 50 interessierten Besuchern. Bisher sei in Gemeinderäten, Kreistagen und im Regionalverband debattiert worden. "Im Bahnhof starten wir die Dialogreihe des Landkreises", so Pauli. Bahnhofseigentümer Peter Seifert schilderte, was sich seit dem Kauf des Bahnhofsgebäudes getan hat, und die Widerstände seitens der Deutschen Bahn. Dirk Seidemann, Direktor des Regionalverbands Neckar-Alb, der den Arbeitskreis für die Regionalstadtbahn leitet, beschrieb die Vorgeschichte und Hintergründe des "Jahrhundertprojekts". Ziele für den Zollernalbkreis seien unter anderem eine Elektrifizierung der Zollernalb-Bahn und der Linie im Killertal, ein teilweiser zweigleisiger Ausbau, neue Haltepunkte, die Reaktivierung der Talgangbahn und ein 30-Minuten-Takt. Auch müsse die veraltete Leitungs- und Sicherungstechnik mitsamt Stellwerken auf den neuesten Stand gebracht werden.

Seidemann begrüßte es auch, dass die "Wendlinger Kurve", der Anschluss der Bahnlinie von Tübingen her in Richtung Stuttgart, zwei- statt eingleisig ausgeführt wird. Das verbessere auch die Verbindungen aus dem Zollernalbkreis in die Landeshauptstadt.

Matthias Laug von der DB Engineering & Consulting in Karlsruhe führte aus, dass auf der neuen Regionalstadtbahn zweierlei Fahrzeuge unterwegs sein werden: zum einen Stadtbahnfahrzeuge, wie sie beispielsweise von Karlsruhe nach Freudenstadt verkehren und auf der Innenstadtstrecke vom Tübinger Hauptbahnhof zu den Kliniken eingesetzt werden sollen, zum anderen Vollbahnfahrzeuge für die übrigen Strecken – auch für die Talgangbahn.

15 Bahnübergänge müssten neu errichtet oder umgebaut werden. Neu gebaut werde ein Bahnstromunterwerk, das die Versorgung der Oberleitungen übernehme. Dieses Werk könne, so Laug, beim Unspannwerk Engstlatt errichtet werden. Auch Brücken, Unter- und Überführungen müssten angepasst werden. Einem Umbau müsste nach seinen Angaben auch der Balinger Bahnhof unterzogen werden. Der schienengleiche Übergang soll verschwinden, die Gleise werden abgesenkt. Fahrgäste sollen den Steg benutzen. Das regte Seifert zu der Frage an, ob nicht eine Unterführung unter dem Wartesaal gebaut werden könne. Denkbar sei dies, erwiderte der Ingenieur.

Nach den Plänen Laugs soll es im Bereich Balingen neue Haltepunkte geben: Balingen-Nord für Schmiden und Stettberg, Balingen-Mitte im Bereich des City-Centers, Endingen-Ost und Frommern-West und Ost.

Die Talgangbahn sprach Thomas Kern an. Der Landkreis, der die Strecke vor drei Jahren gekauft habe, habe die Stadt Albstadt in dieser Sache angeschrieben, so Landrat Pauli. Albstadts Erster Bürgermeister Anton Reger erklärte, man warte auf die Neuberechnung der Zahlen.

Eine Finanzierung ist laut Seidemann noch nicht abschließend geklärt. Er rechnet damit, dass die Vorbereitungen für die Projektgesellschaft in diesem Jahr abgeschlossen werden, damit sie 2019 gegründet werden kann. Dann seien Region, Landkreise und Städte schlagkräftiger.