"Das Cowboy-Flair ist einfach toll": Jessica und Jens Wilde in ihrer Western-Bar vor der alten Sonnen-Theke. Foto: Wagener

Jessica und Jens Wilde bringen Wilden Westen nach Balingen. Theke stammt aus dem Café Sonne.

Balingen-Engstlatt - Eine Western-Bar auf der Schwäbischen Alb: Jessica und Jens Wilde haben sich in Engstlatt ihr eigenes kleines Amerika erschaffen. Mit einer altbekannten Theke aus Balingen.

Jessica und Jens Wilde leben in einem alten Bauernhaus in Engstlatt. Von außen ist alles recht gewöhnlich: braunes Fachwerk, grüne Fensterläden. Doch wenn man das Haus betritt, kommt man sich vor wie an einem anderen Ort, zu einer anderen Zeit.

Es geht vorbei an einem alten Pontiac, Baujahr ‘56. Ein Schild über einer Holztreppe weist den Weg: "The Wild-e Western Bar". Dort oben, auf dem alten Heuboden, scheint Balingen auf den ersten Blick ganz weit weg: Die us-amerikanische Flagge hängt von einem Balken hinab, daneben die rot-blaue "Rebel-Flag" der Südstaaten. Ein altes Gewehr, ein Vorderlader, hakt in der Wand, gegenüber ausrangierte Gitarren. Und über einer Bühne prangert ein riesiges Plakat. Darauf: der reitende "Marlboro Man", der vielleicht bekannteste Cowboy der Welt.

"Das Cowboy-Flair ist einfach toll", sagt Jessica Wilde, die in ihrer blauen Jeans und dem rot-blau karierten Hemd selbst ein wenig ausschaut wie ein amerikanisches "Cowgirl". Und Jens Wilde, im Partnerlook, findet: "Das Ambiente hier ist schon klasse."

Angefangen haben die Wildes mit dem Bau der Bar im Jahr 2012. "Hier lag eine Menge Holz rum. Da hab ich gedacht: Eine Western-Bar zu bauen, das wäre cool", sagt Jens Wilde, der sich schon früh für die Country-Musik eines Hank Williams begeisterte und heute selbst in einer Band spielt.

Die Bar, Wildes rund 90 Quadratmeter großes "little America", ist allerdings keine öffentliche Kneipe. Das Ehepaar lädt dort Freunde ein, veranstaltet private Partys und Treffen. "Wir haben das hier gebaut, weil wir einfach gerne feiern und Leute um uns rum haben", erzählen sie. Einmal im Jahr gibt es ein großes Hoffest, dann kommen rund 100 Freunde zu Besuch. "Da wird getanzt, Musik gemacht und richtig Gas gegeben."

Und wenn dann ein Gast von der Tanzfläche unter dem riesigen Kronleuchter in Richtung Theke schlendert, wird er sich möglichwerweise an alte Zeiten erinnern. Denn: Die Theke bei den Wildes ist altbekannt, "ein Stück Balinger Kultur", wie sie sagen. Sie stammt aus der "Sonne", dem ehemaligen Kaffeehaus am Viehmarkt, wo nun das italienische Restaurant "La Pergola" zuhause ist. Als dort vor zwei Jahren umgebaut wurde, konnten die Wildes die schwere Eichentheke mit der Marmorplatte übernehmen. "Das Mittelstück war möglicherweise mal Teil einer Predigerkanzel", sagt Jens Wilde. "Die Theke ist ein antikes Stück und stammt vermutlich aus Irland."

Auch wenn Irland nicht Amerika ist, passt sich die Theke perfekt in Wildes Wildwest-Bar ein. Wie all die anderen Dinge dort, die alten Fässer, Wagenräder und Gitarren, hat auch die Sonnen-Theke einige Jahre auf dem Buckel. Die Bar, sagt Jessica Wilde, sei auch so etwas wie ein kleines Museum."Hier erzählt jeder Gegenstand eine eigene Geschichte."