Drei miteinander verbundene Baukörper, Terrassen hin zur Eyach: Dies sieht der Entwurf der Arbeitsgemeinschaft härtner ito architekten mit Atelier Härtner vor. Drei Favoriten für den Bau des neuen Balinger Jugendhauses hat ein Komitee unter maßgeblicher Beteiligung von Jugendlichen gekürt. Foto: Büros

Beteiligungsprozess geht in entscheidende Phase. Hunderte Anregungen per WhatsApp.

Balingen - Eines scheint jetzt schon sicher: Das neue Balinger Jugendhaus in den Eyach-Auen wird ein Knaller. Und auch das: Das bisherige Verfahren, Jugendliche in sie betreffende Themen eng einzubinden, hat sich als erfolgreich erwiesen.

Seit November läuft, was für die Balinger Stadtverwaltung ein Experiment und auf diese Art und Weise Neuland ist: die umfangreiche Beteiligung der Balinger Jugendlichen an einem großen Projekt. Dass das Jugendhaus gebaut werden soll, hatte der Gemeinderat vergangenes Jahr entschieden – wo es stehen und wie es aussehen soll, dabei hat die junge Generation ein wichtiges Wort mitzureden.

Der Weg, den die Kommunalberatung S&N mit Geschäftsführer Erik Flügge dabei beschreitet, zeigt, wie man Jugendliche dazu bringen kann, sich in kommunalpolitische Prozesse einzubringen, sich zu beteiligen in Fragen, die ansonsten im Gemeinderat zwar öffentlich, jedoch allzuoft ohne große Öffentlichkeit debattiert werden. Und dabei geht es beileibe nicht um Peanuts: Das Vorhaben hat ein Volumen von rund zwei Millionen Euro.

Hunderte junge Balinger waren seit November 2017 zunächst eng eingebunden bei der Frage, wo das neue Jugendhaus gebaut werden soll. Ergebnis: in den Eyach-Auen an der Hindenburgstraße, anstelle der jetzigen DRK-Garagen. Nun folgt nach dem Standort die Frage, wie das neue Jugendhaus aussehen soll – und auch dabei sind die Balinger Jugendlichen ganz eng mit dabei.

Der Gemeinderat hatte zunächst einen Teilnahmewettbewerb ausgeschrieben, 18 Büros haben sich beworben. Ein Komitee, dem neben Fachleuten der Stadtverwaltung und Stadträten eben auch wieder Jugendliche angehören, wählte zehn Favoriten aus – drei sind nun in der engeren Wahl – allesamt von Architekten aus Stuttgart (siehe Info).

Seit Dienstagmorgen dieser Woche debattieren die künftigen Nutzer nun über "ihr" Jugendhaus: Um 6.17 Uhr ging der erste der drei Architektenentwürfe per WhatsApp an rund 300 Empfänger; die beiden anderen folgten am Mittwoch und Donnerstag. Hunderte Rückmeldungen per WhatsApp seien daraufhin schon am frühen Morgen bei ihm eingegangen, berichtet Erik Flügge im Gespräch mit unserer Zeitung.

Grundsätzlich sei die Meinung zu den drei Entwürfen positiv. Die Anregungen, was möglicherweise verändert oder verbessert werden könnte, würden nun gesammelt.

Flügge sagt auch, dass er angesichts der Resonanz den Verlauf der Jugendbeteiligung schon jetzt als positiv bewerte: Seiner Meinung nach machten die Balinger Jugendlichen dadurch die Erfahrung, dass sie ein sie unmittelbar betreffendes Vorhaben selbst gestalten und auch verändern könnten.

Die Anregungen, die per WhatsApp eingehen, werden in einer weiteren Komitee-Sitzung zu Beginn der nächsten Woche gesichtet, bewertet und anschließend an die drei beteiligten Architektur-Büros weitergeleitet. Rund eineinhalb Monate lang haben diese dann Zeit, den ersten Entwurf nachzuarbeiten, ehe wiederum das Komitee wiederum mit Balinger Jugendlichen Anfang Mai den Sieger kürt, der nach Meinung der Mehrheit bauen sollte.

Dabei handelt es sich um eine Empfehlung an den Balinger Gemeinderat, der im Juli den Baubeschluss treffen soll – dies in einer Sitzung, die wohl von mehr jungen Leuten als sonst besucht werden wird.

Drei Favoriten hat das Komitee, das sich mit dem Neubau des Balinger Jugendhauses beschäftigt, gekürt.

  Drei miteinander verbundene, zweigeschossige Baukörper in Massivholzbauweise sieht der Entwurf der Arbeitsgemeinschaft härtner ito architekten mit Atelier Härtner vor. Im Zentrum liegt das Café; die anderen Gebäude sind für Veranstaltungen und Sport gedacht. Dazu kommt eine große Terrasse hin zur Eyach.

  Das Büro berger röcker gork schlägt einen eingeschossigen Baukörper auf einem großzügigen Holzdeck vor. Im Zentrum liegt der Verwaltungsbereich oder das Café; dazu kommen eigenständige Bereiche für Veranstaltungen, Sport, Musik/Probenraum und Werkstatt. Zwei Terassen hin zur Eyach sind vorgesehen.

  Einen zweigeschossigen Baukörper hat das Büro Reichert-Schulze Architekten entworfen: Im Innern ist Platz für ein Café auf zwei Ebenen, dazu für einen Veranstaltungssaal samt Bühne und Mehrzweckräume. Dazu kommt eine Dachterasse. Ein Teil der Fassade könnte als Grafitti-Wand, eine andere als Kletterwand genutzt werden.