Die Klaviersolistin Ana-Marija Markovina Foto: Archiv Foto: Schwarzwälder Bote

Klassik: Kammerorchester spielt Sinfoniekonzert mit Werken unter anderem von zwei Komponistinnen

Das Kammerorchester Balingen und sein unermüdlicher Dirigent Dietrich Schöller-Manno haben ein eindrucksvolles Sinfoniekonzert in der Stadthalle gegeben.

Balingen. Unterstützt wurden sie von Bläsern der Jugendmusikschule und aus der Region. Die Solistin am Klavier war Ana-Marija Markovina.

Im Mittelpunkt stand Clara Schumann, doch der Anfang des Programms lenkte den Blick zunächst auf eine andere Komponistin, 15 Jahre älter als Clara, ebenfalls erfolgreich als Pianistin und überdies die erste, die einen Ruf ans Pariser Konservatorium erhielt: Louise Farrenc. Von ihr hörte man die Ouvertüre Nummer 1 Opus 23.

Ganz im Stil der Zeit komponiert bleibt nicht allzu viel davon im Ohr. Dies mag ein Grund dafür gewesen sein, dass Farrenc nach ihrem Tod schnell in Vergessenheit geriet und erst in jüngster Zeit wieder gewürdigt wird.

Clara Schumann war erst 14, aber schon eine Meisterpianistin, als sie das Klavierkonzert Opus 7 zu komponieren begann.

Als 16-Jährige führte sie das Konzert dann im Leipziger Gewandhaus auf. Am Pult: Felix Mendelssohn. Robert Schumann war damals noch nicht ihre große Liebe, sondern ein Cellist namens Müller – daher das intime, sehnsuchtsvolle Zwiegespräch in der Mitte des Werks. Man musste dies alles nicht wissen, um die Balinger Aufführung genießen zu können. Die Pianistin Ana-Marija Markovina ist in Balingen keine Unbekannte. Wie gewohnt spielte sie kraftvoll und überlegen, gleich weit entfernt von bloß virtuosem Auftrumpfen wie von romantischer Gefühligkeit.

Claras Konzert erstand wie aus einem Guss, mit einem besinnlichen Mittelsatz und einem zündenden Finale. Großer Beifall, aber kein Aufbruch in die Pause, sondern ein weiterer Programmpunkt: Andante Spianato et Grande Polonaise Opus 22 von Frédéric Chopin. Markovina spielte impulsiv und virtuos, Orchester und Dirigent meisterten ihre untergeordnete Rolle bravourös.

Allerdings: Clara Schumanns Sprache, in die man so intensiv eingetaucht war, schien damit weggefegt. Schade. Nach der Pause folgte Beethovens sechste Sinfonie F-Dur, Opus 68, die "Pastorale". Nur in ihrem Fall hat Beethoven einer Komposition so konkrete Überschriften mitgegeben.

Das Kammerorchester Balingen war spieltechnisch aufs Höchste gefordert, aber sein Dirigent brachte es heil durchs Gewitter. Besonders schön gelang der zweite Satz, die "Szene am Bach". "Nach dem Beethovenschen Gewitter jetzt noch eine etwas leichtere Alternative", so Dietrich Schöller-Manno nach dem tosenden Applaus. Und was kam als Rauswerfer? "Unter Donner und Blitz" von Johann Strauß.