Wer Opfer von Gewalt und Verbrechen geworden ist, kann sich an den Weißen Ring wenden. Symbol-Foto: Gambarini Foto: Schwarzwälder-Bote

Jubiläum: Der Weiße Ring besteht seit vier Jahrzehnten

Der Weiße Ring wird 40 Jahre alt. Präsenz zeigt er auch im Zollernalbkreis.

Zollernalbkreis. Die heute größte Hilfsorganisation für Opfer von Kriminalität wurde am 24. September 1976 in Mainz von 17 Gründungsmitgliedern ins Leben gerufen. "Damals wie heute steht der Weiße Ring dafür, Opfern eine Stimme zu geben", sagt Karl Maier, Außenstellenleiter beim Weißen Ring im Zollernalbkreis. Häufig litten Opfer noch jahrelang nicht nur körperlich, sondern auch seelisch unter den Folgen einer Straftat.

Der Weiße Ring hat es sich zur Aufgabe gemacht, die rechtliche und soziale Situation von Kriminalitätsopfern zu verbessern. In 40 Jahren wurde bereits viel erreicht, wird bilanziert. So habe sich nicht nur die finanzielle Unterstützung für Kriminalitätsopfer seitens des Staates verbessert. Opfer hätten auch im Strafprozess mehr Rechte als früher und Anspruch auf umfassende und sensible Betreuung nach der Tat.

"Getan ist unserer Arbeit aber noch lange nicht", sagt Karl Maier. Zum einen sei die Zahl der polizeilich erfassten Straftaten seit 1976, dem Gründungsjahr des Weißen Rings, um fast 100 Prozent gestiegen. Zum anderen drehe sich in der öffentlichen Wahrnehmung noch immer zu häufig alles um den Täter; das Opfer bleibe in seiner Not, mit seinen Belangen und Bedürfnissen außen vor. "Hier gegenzusteuern, ist eine Kern-Aufgabe unseres Vereins", so Maier.

Seit Bestehen des Vereins wurden mehr als 353 000 materielle Hilfeleistungen erbracht. Für Opferbetreuungsmaßnahmen wie Umzugshilfen, Schecks für anwaltliche oder psychotraumatologische Erstberatungen oder rechtsmedizinische Untersuchungen wurden mehr als 204 Millionen Euro bereitgestellt.

Im Zollernalbkreis konnten die sechs Mitarbeiter des Weißen Rings viel bewegen und vielen Menschen in Not mit Rat und Tat zur Seite stehen. Ungezählt sind die Stunden der ehrenamtlichen Hilfe, die die von den Mitarbeiter erbracht werden. Sie leisten menschlichen Beistand, erörtern zusammen mit Betroffenen Hilfsmöglichkeiten, begleiten aber auch bei Gängen zur Polizei oder zu Gerichten. Neben der praktischen Hilfe und dem öffentlichen Eintreten für Kriminalitätsopfer sind die Helfer des Weißen Rings auch auf dem Feld der Kriminalprävention aktiv, um Verbrechen bestmöglich vorzubeugen und zu verhindern, dass Menschen – erneut – Opfer von Straftaten werden.

Die tragende Säule des Weißen Rings bildet bis heute bürgerschaftliches Engagement. "Unsere ehrenamtlichen Mitarbeiter sind das Rückgrat des Weißen Rings", betont Maier "Ohne ihren Einsatz wäre Opferhilfe in Deutschland nicht leistbar." Der Verein arbeite seit seiner Gründung vollkommen unabhängig von staatlichen Finanzmitteln und finanziere seine Tätigkeit ausschließlich aus Mitgliedsbeiträgen, Spenden, testamentarischen Zuwendungen sowie von Gerichten verhängten Geldbußen.

"Wenn es den Weißen Ring nicht schon gäbe, müsste er erfunden werden – diesen Satz haben wir in den Jahren unseres Bestehens von vielen Menschen gehört, denen wir geholfen haben", sagt Karl Maier. "Für uns ist entscheidend, ob wir helfen konnten, einen Weg zurück in ein normales Leben zu finden."