Mit Leidenschaft dabei: der 29-jährige Max Matthes und sein 16-jähriger Kumpanen Lucas Schlagenhauf am DJ-Pult in der vollbesetzten Balinger SparkassenArena. Foto: Maier Foto: Schwarzwälder-Bote

Die DJs Max Matthes und Lucas Schlagenhauf geben bei jedem Spiel am Mischpult alles für die HBW-Handballer

Von Fabian Wagener

Balingen. Die Taktgeber: Max Matthes und Lucas Schlagenhauf stehen am DJ-Pult beim HBW – und bringen die Handball-Fans in Stimmung.

Handballzeit in Balingen: Dumpfe Bässe wummern durch die SparkassenArena, die Fans klatschen im Takt. Es sind nur noch wenige Minuten bis zum Anpfiff. Max Matthes und Lucas Schlagenhauf stehen auf der Tribüne vor einem aufgeklappten Laptop und einem Mischpult mit gelben, grünen und roten Knöpfen. Schlagenhauf greift einen schmalen Regler und schiebt ihn etwas nach oben. "Die Mannschaft mag es gerne etwas lauter", sagt er und grinst.

Matthes und Schlagenhauf geben musikalisch den Ton an beim Bundesligisten HBW Balingen/Weilstetten. Während die Mannschaft auf dem Spielfeld um Punkte kämpft, sorgen die beiden DJs oben für Stimmung. Fällt ein Tor für den HBW, schicken sie einen kurzen Einspieler durch die Halle. Gibt es Siebenmeter, schallt die Anfangsmelodie der Krimi-Serie Tatort aus den Boxen. Und in einer Auszeit versuchen sie Mannschaft und Zuschauer mit ihrer Musik zu motivieren. "Mit dem Rhythmus kann man viel steuern in der Halle", sagt Matthes.

Matthes türmte von einer Hochzeit, um in der Halle aufzulegen

Der 29-jährige Matthes ist der alte Hase von den beiden. Schon eine halbe Ewigkeit, seit fast zehn Jahren, ist er DJ beim HBW. Als er anfing, spielte die Mannschaft noch in der zweiten Liga. Damals, erinnert sich Matthes, hatte der Verein einen neuen Stimmungsmacher gesucht. Obwohl er keine Erfahrung als DJ besaß, bewarb er sich – und wurde prompt genommen. "Ich habe dann rumprobiert und mich nach und nach mit den Dingen vertraut gemacht." Und so ganz unbewandert im Anheizen und Stimmungmachen war er dann doch nicht: Schon als Jugendlicher stand Matthes mit Trommel und Schlägel in der Balinger Fankurve. "Wir waren die Ultras", sagt er und lacht in Richtung Schlagenhauf.

Lucas Schlagenhauf unterstützt Matthes seit etwas über einem Jahr. Der 16-jährige Schüler ist eine große Hilfe, denn der DJ-Job frisst einiges an Zeit, und der Servicetechniker Matthes ist froh, nicht mehr alleine am Mischpult zu stehen. Früher war der HBW komplett auf ihn angewiesen, einen Ersatz gab es nicht und so musste er manche Kompromisse eingehen. "Einmal bin ich von der Hochzeit eines Freundes weg und habe in Sakko und Hemd aufgelegt", erinnert er sich. "Mein Kumpel war natürlich wenig begeistert."

Diese Zeiten sind vorbei, seit Schlagenhauf mit an Bord ist und die beiden als Duo an den Reglern stehen. Kennengelernt haben sich Matthes und Schlagenhauf, wie soll es anders sein, beim Handball. "Max war mein Trainer in der C-Jugend", erzählt Schlagenhauf. Und sein ehemaliger Trainer ergänzt mit einem Augenzwinkern: "Ich habe euch damals wohl ein bisschen zu viel mit dem DJ-Kram vollgequatscht."

"Ich habe Gute-Laune-Musik gespielt und wusste von nichts"

Bei Schlagenhauf jedenfalls haben die Ansprachen offenbar gefruchtet.

Mit glänzenden Augen erzählt er von den besonderen Momenten seiner noch jungen "Amtszeit": "An meinem Geburtstag hat der HBW ausgerechnet gegen Kiel gespielt", berichtet er. "Ich durfte da auflegen, und wir haben tatsächlich gewonnen." Ein Sieg in ausverkaufter Halle gegen den großen THW: Das ist auch für einen DJ ein ganz spezieller Moment.

In fast einer Dekade als DJ hat auch Matthes viel erlebt beim HBW. Einer der Höhepunkte: Die inoffizielle Aufstiegsfeier 2006 in einer Lagerhalle in Weilstetten. Die Mannschaft feierte, Matthes machte Musik. Damals seien die Jecken umgegangen beim HBW: "Viva Colonia von den ›Höhnern‹ – das war der Song der Zeit."

Doch er erinnert sich auch an dunkle Zeiten: Als die Schiedsrichter-Zwillinge Bernd und Reiner Methe auf dem Weg zu einem Spiel in Balingen 2011 tödlich verunglückten, war die gesamte Handballwelt geschockt. Matthes stand damals als DJ in der Halle. "Ich habe Gute-Laune-Musik gespielt und wusste zunächst von nichts", sagt er. Dann, nach einer Weile, erfuhr er, was passiert war. "Ich habe die Musik natürlich sofort abgedreht." Solch schreckliche Ereignisse bleiben haften.

Bei Matthes und Schlagenhauf dreht sich die Welt aber nun wieder vor allem um den HBW, der für die beiden weit mehr ist als ein normaler Verein: "Da steckt schon sehr viel Leidenschaft drin", sagt Matthes.

Mit wie viel Leidenschaft die DJs dabei sind, ist in der Sparkassenarena unschwer zu erkennen, wo die Partie mittlerweile seit einigen Minuten läuft. Schlagenhauf und Matthes blicken nach unten aufs Spielfeld, dann wieder auf die bunten Tonspuren, die über den Bildschirm des Laptops laufen. Als der HBW ein wichtiges Tor erzielt, jubeln die beiden mit geballter Faust. Auch als DJ ist man in erster Linie immer noch Fan.